Die Verherrlichung des Vaters

Die Verherrlichung des Vaters

Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringet…
Joh. 15,8.

Beim Betrachten des unendlichen Ozeans der Barmherzigkeit, dessen Wellen unaufhörlich wiederholen: «Gott ist Liebe!» haben wir uns gewiss schon gefragt: «Was könnte ich tun für Den, der so viel für mich getan hat?» Ihm Gleiches vergelten? – unmöglich! Der vollkommenste Gehorsam vermöchte der unzugänglichen Herrlichkeit Gottes nicht das Geringste hinzuzufügen – so wenig wie der flackernde Schein einer Fackel den strahlenden Glanz der Mittagssonne zu vermehren und ein Wassertropfen die Fülle des Meeres zu vergrößern vermöchte.

Und doch, O Wunder! so unwürdig ich auch bin, ich darf Dem, der die zerbrochenen und zerschlagenen Herzen liebt und nicht verachtet ein Opfer darbringen: «Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringet.»

Bringen wir solche Früchte im Weinberg des Herrn? Suchen wir Ihm unaufhörlich unser Leben zu weihen, zur Verherrlichung Gottes? Bringen wir es Ihm ununterbrochen als ein «lebendiges Schlachtopfer» dar, für die Liebe, die Er uns umsonst zuteil werden ließ?

Vielleicht vermagst du keine Früchte zu bringen, die für die Augen der Welt sichtbar sind. Die Stellung und die Umstände, in denen du dich befinden magst, hindern dich vielleicht, im Werke des Herrn einen weit herum sichtbaren Dienst zu tun, oder dich durch deinen Eifer, deine Tätigkeit und mutigen Anstrengungen auszuzeichnen. Aber das macht nichts. Die Früchte, die vor den Menschen verborgen sind, die in der Zurückgezogenheit heranreifen, sind oft die, die Gott am meisten schätzt. Ein bescheidener und friedevoller Geist, Geduld und Unterwürfigkeit, Sanftmut und Demut, ein Wille, der das eigene Ich völlig verleugnet, um sich vom Willen Gottes leiten zu lassen, mit den Worten: «Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe»; ein von Selbstsucht befreites, sanftes Herz, das «alles erträgt»; Güte ohne Prahlerei – das sind einige der Früchte, an welchen unser Vater Freude findet, und durch die wir Ihn verherrlichen können.

Vielleicht befindest du dich gerade in einer Prüfung. Du bist krank oder in Trauer. Du musst durch große Trübsal hindurchgehen. Hast du daran gedacht, dass du auch darin Gott verherrlichen kannst? Der Vater wird auf der Erde durch Seine Kinder nie besser verherrlicht, als wenn sie inmitten der Leiden Seufzer der Liebe und des Glaubens aufsteigen lassen und ausrufen: «Der Herr tue, was Ihm wohlgefällig ist!» Ja, niedergebeugte Seele, du kannst Gott verherrlichen, und vermagst es sogar besser zu tun als die Engel. Sie leben in einem Bereich, wo die Prüfung unbekannt ist, und verherrlichen Gott, indem sie sich vor Seinem Throne niederwerfen. Du aber kannst Ihn inmitten der Trübsale durch deine Unterwerfung unter Seinen Willen ehren, und bald auch dadurch, dass du «die Krone», die du erhoffst, Ihm zu Füßen werfen kannst. O, wenn Er dich durch schwere Prüfungen gehen lässt, wenn der göttliche Weingärtner Seine Rebe beschneidet und die saftigsten Ranken und schönsten Schösslinge entfernt, so geschieht dies nur, sagt der Herr Jesus, um sie zu «reinigen», «auf dass sie mehr Frucht bringe», und Er fügt hinzu: «Hierin wird mein Vater verherrlicht.»

Dass wir es doch alle lernten, uns völliger Seinen Händen zu überlassen, und mit ganzer Hingabe sagten: «Vater, verherrliche deinen Namen», ob Du gibst oder nimmst, ob Du meinen Becher füllst oder leerst. Gib mir Gnade, immer nur das zu wollen, was Du willst! – Selbst die Engel besitzen keine größere Ehre und kein größeres Vorrecht als dieses: Gott zu verherrlichen und sich vor Ihm niederzuwerfen, Tag und Nacht.

Welch eine Glückseligkeit ist es, berufen zu sein, Ihn durch unser Leben hienieden zu verherrlichen! Welch eine Glückseligkeit vor allem, Gemeinschaft des Geistes mit dem Herrn Jesus selbst zu haben, der in Wahrheit sagen konnte: «Vater, ich habe dich verherrlicht auf der Erde!»

«Dies habe ich zu euch geredet, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde».
(Joh. 15,11)

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