Das «Bessere» des Neuen Testamentes
«Und diese alle, obgleich sie durch den Glauben ein gutes Zeugnis empfingen, haben das Verheißene nicht erlangt, weil Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet würden.» (Hebräer 11,39.40)
Im Neuen Testament hat Gott vor allem Seinen Sohn geoffenbart, der von den Menschen so völlig verworfen worden ist. Wer Seinen Namen bekennt, sich in Ihm der Erlösung, der Vergebung der Sünden durch Sein Blut erfreut und in Ihm ewiges Leben empfangen hat, den führt Gott zu weiterer Erkenntnis: Dass der von den Toten auferstandene Christus den Heiligen Geist vom Himmel herabgesandt hat, um den Gläubigen mit Ihm zu vereinigen, dass Er, der von den Menschen verworfen, aber durch Gott verherrlicht worden ist, der Sohn des lebendigen Gottes, die Grundlage Seiner Versammlung ist, auf die Er sie baut (Matth. 16,17.18). Kurz, durch die Belehrung des Heiligen Geistes wird der Christ – wie zum Beispiel in Epheser 1 – in das Geheimnis der Gedanken Gottes und in Seine ewigen Ratschlüsse eingeweiht. Gott hat die Versammlung in Christo Jesu jetzt schon mit den höchsten Segnungen gesegnet. Daher ist es keine Frage mehr, was ihr eigenes, besonderes Teil sein wird. Es ist Gottes Freude, ihr im Neuen Testament alle die Pläne kundzutun, die Christum und Seine Herrlichkeit zum Gegenstand haben. Die Versammlung genießt jetzt schon die göttliche Gunst und die höchsten Vorrechte. Schon jetzt ist der Christ von Gott in einem Maße geliebt, wie es nicht größer sein könnte.
Ich sage in aller Ehrfurcht, aber auch mit aller Überzeugung, dass Gott den Erlösten in der Herrlichkeit droben nicht mit einer größeren Liebe lieben wird, als Er ihn jetzt liebt, inmitten seines täglichen Zukurzkommens, seiner Schwachheit und seiner Verfehlungen, die ihn immer wieder nötigen, sich vor Gott zu beugen. Im Alten Testament war derartiges noch nicht geoffenbart; es war in dem «Besseren» eingeschlossen, das Gott für den christlichen Gläubigen vorgesehen und ihm kundgetan hat.
Um dieser überreichen Liebe willen, die die Gläubigen in Christo und als Glieder Seines Leibes besitzen, will Gott uns jetzt als Seinen Freunden Seine Gedanken mitteilen, wie auch unser Herr selbst sagte: «Ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe» (Joh. 15,14. 15). Um unsere Stellung in Christo willen hat uns Gott im Neuen Testament diese herrlichen Offenbarungen gegeben, also nicht auf Grund unserer eigenen Würdigkeit oder Überlegenheit oder Güte. Denn auch wir waren «von Natur Kinder des Zorns … wie auch die übrigen». Die eigentliche Frage, die sich selbst beantwortet, ist die: Ist Christus, in welchem wir alle diese Segnungen besitzen, des Platzes würdig, den Er jetzt einnimmt? Ist der Heilige Geist zuständig, die Vorsätze Gottes denen mitzuteilen, die Ihm so teuer sind?
In Kreisen, wo die in den göttlichen Belehrungen des Neuen Testamentes beschriebenen Segnungen noch nie verstanden worden sind, hört man oft den Einwand: «Dürft ihr zwischen alttestamentlichen und neutestamentlichen Gläubigen einen Unterschied machen? Meint ihr wirklich, dass die christlichen Gläubigen gesegneter seien, als die treuen Erzväter Abraham, Isaak und Jakob? Dass sie ein besseres Teil haben werden als Mose und Josua? Oder Samuel und David? Oder Jesaja, Jeremia und Daniel?» Solche Christen betrachten die Dinge vom falschen Standpunkt aus. Sie übersehen völlig den unermesslichen Wechsel in den Beziehungen Gottes zum Menschen. Dieser Wechsel ist eine Folge der Verwerfung Christi, des Sohnes Gottes, durch die Welt Er wurde möglich:
- durch die Erlösung, die Er für die an Ihn Glaubenden vollbracht hat;
- durch Seine Verherrlichung zur Rechten Gottes, die ein Unterpfand für unsere Verherrlichung mit Ihm ist;
- auf Grund der Tatsache, dass der Heilige Geist als Salbung, Siegel und Tröster herniedergesandt worden ist, um in uns zu wohnen.
Der Unterschied zwischen alttestamentlichen und neutestamentlichen Gläubigen beruht also nicht auf einem höheren Grade der Frömmigkeit der Christen, sondern auf dem größeren Reichtum an Segnungen, die ihnen Gott kraft der Person und des Werkes Jesu Christi geschenkt hat. In einem Wort: Der glückselige Wechsel in den Beziehungen Gottes zum Menschen beruht nicht auf dem Tun des Menschen, sondern auf der Wirksamkeit und dem Reichtum der Gnade Gottes.
Das «Bessere» der im Neuen Testament geoffenbarten Segnungen wird in den Briefen der Apostel deutlich hervorgehoben. Mehr im Gegensatz als im Vergleich zu den Dingen des Alten Testamentes sind die christlichen Segnungen «besser». Sie sind himmlisch – nicht irdisch; bleibend – nicht zeitlich; Gnadengaben – nicht Belohnungen; sie wurden auf Grund göttlicher Gnade gegeben – nicht auf Grund menschlicher Verdienste.
Lasst uns denn die «besseren» Dinge, die Gott für uns vorgesehen hat, kennen lernen und uns aneignen, damit wir sie in dem Geiste wahrer Danksagung – wie wir ihn in Epheser 1,3 finden – wertschätzen und genießen können.