Die Wissenschaft und die göttliche Offenbarung

Die Wissenschaft und
die göttliche Offenbarung

Anmerkung: Dieser Beitrag ist aus dem Jahr 1960.

 

«Wir leben in einem Jahrhundert der systematischen, wissenschaftlichen Forschung. Unsere Zeit ist eine Epoche der Wissenschaft, der Gelehrsamkeit.»

Immer wieder hört man solche Aussprüche. Kürzlich hat einer sogar die Bemerkung gemacht: «Heute schwört man nur noch auf die Wissenschaft.»

Das ist leider nur zu wahr. Alles muss vor der Wissenschaft weichen, die zwar von sich selbst bekennt, nicht viel zu wissen. Man vernachlässigt das Studium des Wortes Gottes, um sich dafür in die Philosophie zu vertiefen.

Es ist traurig aber wahr, dass sich selbst Gläubige von diesem Zeitgeist ebenfalls fortreißen lassen, und auch sie versäumen es, das Wort Gottes als Prüfstein für die wissenschaftlichen Erklärungsversuche heranzuziehen.

Auf diese Weise kommt man dazu, die Wissenschaft über die Bibel zu stellen und die Autorität des göttlichen Buches dem wandelbaren Urteil der Vernunft zu unterwerfen. Warum denn nicht? so sagen sich die Menschen. Fordert die Wissenschaft nicht Gedankenfreiheit? Legen wir doch alles beiseite, was sie bindet, zum Beispiel auch die Bibel! Sie bildet ein Hindernis für die gelehrte Kritik!

Die Welt mag einen solchen Vernunftsschluss annehmen. Sie kennt Gott nicht und kann Sein Wort nicht als Grundlage ihrer Gedanken anerkennen. Aber für den Gläubigen, der weiß, dass sein Urteilsvermögen durch die Sünde ruiniert worden ist, ist es ganz anders. Er weiß auch, besser als der Weltmensch, dass die heutige «Gewissheit» der Wissenschaft sich morgen in «Zweifel» verwandeln kann und aufgegeben werden muss. Er weiß, dass in jedem Zweig der Wissenschaft beständig neue Probleme auftauchen, für die er keine Antwort hat. Er weiß schließlich, dass die Menschen überhaupt so wenig wissen und nur ein Einziger alle Dinge kennt und uns in ihre Geheimnisse einzuführen vermag.

«Die Furcht Gottes ist der Erkenntnis Anfang», der Beginn aller wahren Wissenschaft, aller wahren Weisheit. Die Furcht Gottes fordert vor allem Ehrfurcht vor Seinem Worte, wie auch den Glauben, «dass Gott ist» (Hebr. 11,6). Sobald ein Gelehrter sich vor Gott und Seiner Offenbarung beugt, wird er ein geeignetes Werkzeug, um gemäß den Gedanken Gottes Wissenschaft zu studieren. Es ist wahr, ein solcher ist nicht mehr frei, er ist gebunden, aber nicht durch Bande, die ihn gefangen halten. Er ist gebunden durch Gehorsam gegenüber seinem Vater, durch den Gehorsam eines Kindes der Weisheit gegenüber der ursprünglichen Weisheit, die die Quelle aller wahren Erkenntnis ist. Dieser Gehorsam erscheint manchem Forscher als Knechtschaft. Er vermöchte nicht mehr nach seinem eigenen Willen zu handeln, er könnte nicht mehr denken wie die anderen Gelehrten, wenn er die Autorität Gottes und Seiner Offenbarung anerkennte. Daher entzieht er sich dieser Bande – um ein Knecht der Sünde zu werden. Da er außer acht lässt, dass die Vernunft durch die Sünde verdorben ist, gehorcht er nun der Sünde.

Der Apostel Paulus war ein Gelehrter; selbst seine Kritiker müssen es zugeben. Aber er lernte, seine ganze Gelehrsamkeit der Offenbarung Gottes zu unterwerfen. Er sagte: «das Leben ist für mich Christus.» Es war nicht Paulus und Christus, sondern Christus allein. Christus war für ihn die Weisheit von Gott, nach der er alles beurteilte. In Philipper 3,7+8 bekennt er: «Was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet: ja, wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, auf dass ich Christum gewinne.» Paulus selbst, seine Gerechtigkeit, seine Weisheit – alles sollte vor Christo verschwinden. Und wie kannte er Ihn? Durch die Schriften, die er besaß und durch die Offenbarung, die er aus dem Himmel selbst empfangen hatte.

Den Korinthern, die die einfache göttliche Wahrheit mit der heidnischen und menschlichen Weisheit vermengen wollten, sagte er: «Christus hat mich nicht ausgesandt… in Redeweisheit, auf dass nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht werde» (1.Kor. 1,17). Die Korinther waren in diesem Stück in großer Gefahr. Sie, die inmitten der griechischen Weisheit lebten, ließen sich vom menschlichen Wissen sehr beeindrucken. Daher macht Paulus, diese Gefahr erkennend, sie darauf aufmerksam, dass das Evangelium erstickt, wenn es mit Vernunftsschlüssen vermischt wird.

Nein, die menschliche Weisheit darf nicht mit dem Glauben verbunden werden. Und auch der Gläubige soll für sich selbst der Wissenschaft die Furcht Gottes zugrunde legen. Dann wird sie sich nicht zwischen Gott und ihn stellen.

Die menschliche Weisheit ist in schärfstem Gegensatz zur Weisheit Gottes. Sie muss das Wort vom Kreuze als Torheit betrachten. Der größte Teil der Kritik der Gelehrten rührt von der Tatsache her, dass ihnen das Kreuz «ein Ärgernis» ist. Selbst da, wo man dies nicht offen zugibt, ist die Kritik dem Wunsche entsprungen, die Schmach des Kreuzes zu umgehen. Man will doch nicht hinter anderen Denkern zurückstehen! Und so lässt man die einfache Wahrheit fahren, um schließlich mit den Feinden des Kreuzes Christi am selben Ziel anzulangen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Man will Christum mit dem Verstand erfassen – ein Ding der Unmöglichkeit. Indem man so mit menschlicher Weisheit prüft, kommt man dazu, den Christus der Heiligen Schrift zu verwerfen. Man hält noch an Seiner Göttlichkeit und an Seiner Menschheit fest, aber der menschliche Verstand vermag sich diese beiden Dinge nicht zusammenzureimen; für ihn ist es «eine unbegreifliche Verbindung».

Der Apostel warnt mit allem Ernst vor diesem Weg der menschlichen Weisheit. Als Gelehrter sah er in diese Dinge hinein. Er konnte den Korinthern sagen: «Wo ist der Weise? Wo der Schriftgelehrte? Wo der Schulstreiter dieses Zeitlaufs? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?»

Nicht nur die Weisen gehen dahin, auch ihre Weisheit hat keinen Bestand. Gott hat die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht. Er hat den Weisen und Gelehrten die Torheit der Predigt vom Kreuze Christi gegenübergestellt. Und aus der Mitte der Weisen in Korinth hat er das Törichte auserwählt, auf dass er die Weisen zu Schanden und das «was ist», zunichte mache. Nicht dass die Weisheit und die Erkenntnis an sich verächtlich wären. Das Wort Gottes spricht nicht so. Salomo und Agur haben sich mit ihr beschäftigt und haben auch ihre Söhne und Schüler darin unterwiesen. Aber diese Männer bekannten, dass sie ein «Nichts» waren und nichts wussten. Daher schloss sich ihnen die wahre Quelle der Erkenntnis auf. Sie beschäftigten sich nicht mit Philosophie, mit menschlicher Weisheit oder mit der Weisheit der Welt, sondern mit der Weisheit und der Erkenntnis, die von Gott kommt.

Im Bewusstsein, dass Korinth ein Zentrum der griechischen Philosophie und der Gelehrsamkeit war, wollte Paulus gerade dort nichts anderes wissen als Jesum Christum und Ihn als gekreuzigt. Seine Rede und seine Predigt war nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft. Er wollte nicht, dass ihr Glaube auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruhe.

Die Welt hat mittels ihrer Weisheit Gott nicht erkennen können. Und Paulus wollte sie nicht auf dem Boden ihrer Weisheit und Philosophie überzeugen, um auf diese Weise einige Denker zu gewinnen. Nein, er predigte in aller Einfachheit zwei Dinge, die die Welt verachtet: Jesum Christum und Sein Kreuz. Er nahm nichts von dem, was das Evangelium verächtlich macht, hinweg. Er wusste, dass damit das Kreuz Christi zunichte gemacht worden wäre. Er verkündigte Christum so, wie Gott Ihn gegeben hatte.

Das tat er nicht nur in seiner öffentlichen Predigt, sondern auch in den persönlichen Unterredungen. Er behielt für sich und andere Gelehrte keine Geheimnisse zurück. Zweifellos predigte er nicht überall alles, was er wusste. Seine Zuhörer hätten nicht alles fassen können, und es war auch nicht nötig, dass sie alles auf einmal wussten. Aber der Versammlung verbarg er nichts. Zu den Ältesten in Ephesus sprach er: «Ihr wisset… wie ich nichts zurückgehalten habe von dem, was nützlich ist, dass ich es euch nicht verkündigt und euch gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern… Denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen» (Apostelgeschichte 20,18-27). Er hat also die ganze Wahrheit Gottes der ganzen Versammlung verkündigt, die zum großen Teil aus ungebildeten Brüdern zusammengesetzt war.

Wenn er sich an eine besondere Klasse von Brüdern richtete, so waren es nicht in der Weisheit der Welt gebildete Personen, sondern solche, die in der Lehre befestigt und geistliche Brüder waren. Er redete also Weisheit unter den Vollkommenen (1.Kor. 2,6-9), Gott es Weisheit in einem Geheimnis, usw. Diese Weisheit bezog sich auf den Ratschluss Gottes, der vor den Weisen dieser Welt verborgen ist. Aber die in der Lehre fortgeschrittenen Kinder Gottes, die Vollkommenen (d.h. in geistlichem Sinne Erwachsenen) konnten diese Dinge genießen. Sie waren ihnen durch den Geist Gottes geoffenbart worden: «Gott hat es uns geoffenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes» (1.Kor.2,10).

Paulus war vom Geiste inspiriert worden und hat die durch den Geist empfangene Offenbarung durch denselben Geist mitgeteilt. Nicht nur der Inhalt, auch die Form war eingegeben. Denn er redete nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel (1.Kor. 2,13). Paulus empfing diese Worte durch den Heiligen Geist und teilte sie auch durch den Heiligen Geist mit. Der natürliche Mensch war unfähig, sie zu empfangen. Nur der geistliche Mensch vermag sie aufzunehmen, denn «empfangen» ist auch eine Wirkung des Heiligen Geistes. Wir finden also hier drei Teile: Diese Dinge werden durch den Heiligen Geist gegeben, gelehrt und empfangen.

Hier haben wir ein bemerkenswertes Zeugnis für die Art und Weise, in welcher uns die ganze Offenbarung Gottes gegeben worden ist. Es geschah durch Inspiration: «Die Dinge… welche wir euch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist.» Mit anderen Worten: Die Bibel enthält nicht nur die Offenbarung Gottes, auch die Worte, mit denen uns die Offenbarung mitgeteilt wird, sind von Gott eingegeben. Der Geist ist die Quelle des Wortes Gottes. Der Geist reicht dem Gläubigen das Wort Gottes dar und sagt ihm, dass es das Wort Gottes ist. Der Geist macht ihn dafür aufnahmefähig. Die menschliche Vernunft muss vor dieser Tatsache zurücktreten.

Im Lichte dieser Gedanken über die menschliche Weisheit und über die Heilige Schrift sind die Angriffe gegen die Bibel durch Christen, die auf menschliche Weisheit vertrauen, schwere Entgleisungen. Ich weiß wohl, dass die Weisheit der Griechen nicht die der Christen ist, die sich mit Bibelkritik befassen. Aber der Grundsatz ist derselbe. Der Ausgangspunkt von beiden ist ein heidnisches Element: die Philosophie. Paulus warnte die Gläubigen seiner Zeit in Korinth und Kolossä vor der Philosophie der damaligen Weisen: «Sehet zu, dass nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christo» (Kol. 2,8). Heute würde er dies den Kreisen, in denen man von den Belehrungen des Wortes Gottes abgewichen ist, noch viel eindringlicher zurufen. Da der allgemeine Zerfall ihn hinderte, alle zu erreichen, würde er sich mit den Worten aus 1.Timotheus 6,20.21 an die Einzelnen wenden: «Bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, eitlen Reden und Widersprüchen der fälschlich sogenannten Kenntnis wegwendest, zu welcher sich bekennend etliche von dem Glauben abgeirrt sind.»

Der Ursprung der damaligen Philosophie und menschlichen Weisheit war nicht in Gott, sowenig wie der Ursprung der heutigen Kritik es ist. Sie steht im Widerspruch zur Bibel, zur Offenbarung Gottes, zu Gott selbst. Sie lässt sich vom Worte Gottes nicht beurteilen, sondern hat vielmehr die Kühnheit dieses Wort zu kritisieren. Oh, wie viele Prediger, Lehrer und Professoren des Christentums haben sich von Gott abgewandt! Wie sollte sich doch jeder Christ vor der Autorität der Bibel, vor der Autorität der wörtlich eingegebenen Heiligen Schrift beugen!


Anmerkung von mir: Es gibt heute Wissenschaftler, die einen Doktoren- und/oder Professorentitel innehaben und den Weg Jesu Christi begehen, d.h. sie sind wiedergeborene Christen. Diese Wissenschaftler sollte man sich anhören. Zwei dieser Menschen sind Prof. Dr. Werner Gitt und Dr. Markus Blietz

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