Der Christ und die Ehe

Der Christ und die Ehe

Der Christ muss in seinen jungen Jahren Entscheidungen treffen, die für sein ganzes Leben auf dieser Erde von der größten Bedeutung sind. Ihre Folgen erstrecken sich sogar bis in die Ewigkeit. So drängen sich ihm früher oder später die wichtigen Fragen auf:

Soll ich heiraten?
Wen?
Wann?

Es ist ja eine bekannte Tatsache, dass in unseren Gegenden die körperliche Reife heute früher einsetzt, als in den vorangegangenen Geschlechtern (Anmerkung: dieser Artikel ist aus dem Jahre 1959). Um so wichtiger ist es daher, dass der junge Gläubige sich von Gott die Gnade erbittet, in Reinheit und Keuschheit vorerst auf Gottes Stunde zu warten, wo er ans Heiraten denken kann. Diese Stunde wird dann gekommen sein, wenn er durch einen treuen Umgang und die Erfahrungen mit dem Herrn, wie auch durch treues Sinnen über Sein Wort zu einem gewissen Verständnis der Gedanken Gottes und damit zu innerer Reife gelangt ist. Auch muss er ja in der Lage sein, ohne Schulden und fremde Hilfe eine Familie zu erhalten.

Nehmen wir an, dieser Zeitpunkt sei gekommen. Nun muss er auf die obigen Fragen eine ganz persönliche Antwort geben. Der Herr lässt ihm hierin in gewisser Beziehung freie Hand. Er befiehlt ihm nicht, ledig zu bleiben, und gebietet ihm nicht, zu heiraten. Das ganze Leben eines Christen ist immerhin gewissen Tatsachen und Grundsätzen unterstellt, die ihn auch in dieser Angelegenheit in einer Gott wohlgefälligen Bahn voranschreiten lassen. Da also diese Tatsachen und Grundsätze für uns richtunggebend sind, wollen wir sie uns hier kurz in Erinnerung rufen.

«Seid heilig, denn ich bin heilig.»

Es ist uns allen offenbar, dass das Gewissen der Öffentlichkeit gegen moralische Unreinigkeit immer mehr abgestumpft wird. Je mehr die Ehrfurcht vor Gott und Seinem Worte in der Christenheit schwindet, desto milder beurteilt man die Verstöße gegen die biblische Geschlechtsgesittung. Man gewöhnt sich daran.

Der Gläubige aber ist in Jesu Blut gewaschen. Er ist mit Ihm gestorben und auferstanden. Gott erwartet von ihm, dass er, was den früheren Lebenswandel betrifft, den alten Menschen, der nach den betrügerischen Lüsten verdorben wird, abgelegt hat. Er wird in dem Geiste seiner Gesinnung erneuert. Er hat also den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist, in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Wenn das innere Leben eines Kindes Gottes gesund ist so wird es sich daher üben, auch in seinen Beziehungen zum andern Geschlecht ein Gewissen ohne Anstoß zu haben, eingedenk des Wortes: «Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel.» Spielerische «Liebeleien» und «Freundschaften», die unter den jungen Leuten dieser Welt so viel Unheil anrichten, wird er meiden. Dagegen besinnt er sich auf die Ehe, dieses von Gott geschaffene Band zwischen Mann und Frau. Wie gut ist es, wenn sich junge Gläubige nach Seele und Leib für den Lebensgefährten, der ihnen vielleicht später geschenkt wird, rein und unberührt erhalten und sich auf dem ganzen Wege, der zu ihrer Vereinigung führt, nach Gottes Gedanken richten.

Unser Leib – ein Gott wohlgefälliges Schlachtopfer.

Indessen ist die Verheiratung und die Ehe nicht das Hauptziel und die Hauptaufgabe unseres Lebens, wie viele es meinen. Das Lamm Gottes hat uns um den Preis Seines eigenen Blutes für Gott erkauft. Wir gehören Ihm. Er hat Anspruch auf unseren Leib, auf unser Herz, auf unsere Gaben, auf unsere Zeit und auf alles, was wir besitzen. Es ist also unser «vernünftiger Dienst» hienieden, dass wir Ihm unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer zur Verfügung stellen. Wir sollen uns im Dienst für Ihn verzehren lassen, so wie die Schlachtopfer auf dem Netz des Altars verzehrt wurden. Wir sollen in allem prüfen, was Sein guter und wohlgefälliger und vollkommener Wille ist.

«Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes.»

Alles andere muss sich diesem einen, heiligen Streben unterordnen. So hatte Paulus, der sich uns in 1. Korinther 7 als Beispiel hinstellt, die große und gefährliche Aufgabe, als Apostel der Nationen Pionierarbeit zu tun und das Evangelium in ferne Gegenden zu tragen. Er kam dabei in unzählige Trübsale und Drangsale. Wie hätte er da eine Frau und vielleicht sogar Kinder mit sich herumführen können? Auch heute gibt es solche, «die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen». Sie verzichten freiwillig auf die Ehe, um dem Herrn besser und ungehinderter dienen zu können. Sie stehen fest in ihrem Herzen und leiden keine Not in ihrer Ehelosigkeit und völligen Enthaltsamkeit. Im Heiligen Geiste finden sie Kraft, ihren Leib zu beherrschen.

Es gibt Schwestern, deren erstes Streben dahin geht, zu heiraten. Sie verzehren sich in der Sehnsucht nach einem eigenen Heim und eigenen Kindern. Bleibt ihnen dies versagt, so meinen sie, ihren eigentlichen Lebenszweck verfehlt zu haben. Sie fühlen sich aus dem Gleise geworfen und machen sich und andere unglücklich, weil sie die Jahre der Blüte unerfüllt vorübergehen sehen. Aber wie liesest du?

«Die Unverheiratete ist für die Dinge des Herrn besorgt auf dass sie heilig sei, sowohl an Leib als Geist.» Stelle dich mit ganzer Entschiedenheit auf 1. Kor. 7,34 dieses Leitmotiv um. Dann wird Sein Friede und Seine Freude dein Leben erfüllen.

Für den weitaus größeren Teil der Gläubigen jedoch ist die Ehe der Weg, den sie nach Gottes Gedanken einschlagen sollen. Aber auch für sie gilt das Wort: «Keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst. Denn sei es dass wir leben, wir leben dem Herrn; sei es dass wir sterben, wir sterben dem Herrn.» Bei der Wahl des Ehepartners und allen andern Belangen, die die Gründung einer Ehe betreffen, soll es daher nicht ihre erste Frage sein: Werden wir dabei ein irdisches Lebensglück finden? Sondern: Werden wir miteinander dem Herrn dienen können? Wird eines dem andern eine wirkliche Hilfe sein in der Aufgabe, die der Herr uns schon zuvor gegeben hat? Wird es uns beiden möglich sein, Gastfreundschaft zu üben und ein gottesfürchtiges Haus zu führen, das andern zum Segen ist? Wird der Mann ein Vater werden, der seinem Hause «wohl vorsteht»? Besitzt die Tochter den «unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, welcher vor Gott sehr köstlich ist»? Zeigen sich bei ihr in etwa die Tugenden des «wackeren Weibes» in Sprüche 31? Ja, auch Eheleute dürfen nicht vergessen, ihre Leiber Gott als ein lebendiges Schlachtopfer darzustellen. «Die Zeit ist gedrängt. Übrigens, dass auch die, welche Weiber haben, seien, als hätten sie keine… und die der Welt Gebrauchenden, als ihrer nicht als Eigentum Gebrauchende, denn die Gestalt dieser Welt vergeht.»

Gott, «der Geber», wird nicht Schuldner derer bleiben, die sich Ihm hingeben. Wer in Seinem Dienste steht und sich «gibt», wird die Verheißung von Lukas 6,38 erfahren: «Gebet, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn mit demselben Maße, mit welchem ihr messt, wird euch wieder gemessen werden.»

Das ungleiche Joch

Junge Christen, die nicht mit ganzer Entschiedenheit dem Herrn nachzufolgen begehren und ihre weltliche Gesinnung nicht richten, stehen in großer Gefahr, ihr Leben ans Unglück zu schmieden. Sie tragen ein Herz mit sich herum, das Wurzeln schlagen will zum anderen Geschlecht. Und wenn es sich in der «Welt» niederlässt, wird es sich dort mit den Wurzeln eines andern Herzens verweben.

Wir kennen den weiteren Verlauf solcher Bekanntschaften. Gerade weil sie weltlich gesinnt sind, nehmen sie den «Furt» anfänglich nicht ernst. «Alle Welt macht es ja so!» «Man ist heutzutage in solchen Dingen großzügig!» Aber irgendwann wird es dem Herzen bewusst: Nun ist die Bindung endgültig.

Jetzt folgt ein anderes Manöver. Jetzt muss man das christliche Gewissen mit dem weltlichen Weg auf einen Nenner bringen. Und der Partner, von seiner menschlichen Liebe gedrängt, ist scheinbar willig, das Seinige dazu beizutragen. «Ich kann mit ihr in der Bibel lesen und sie zeigt Interesse; es kommt sicher noch alles gut!» Oder: «Er ist sogar schon in die Versammlung gekommen und ist überhaupt ein ganz feiner Mensch. Ich bin fest überzeugt, dass er ein Kind Gottes ist; er kann sich nur nicht so gut darüber äußern!»

Kurzum, es wird schließlich geheiratet. Der Alltag kommt und auch die Ernüchterung aus dem Sinnenrausch. Das gemeinsame Bibellesen und Beten hört auf. Er ist seither nicht mehr in der Versammlung gewesen. Und so hat der Gläubige in Bezug auf sein geistliches Leben und seinen Dienst für den Herrn in seinem Lebensgefährten nicht eine Hilfe, sondern ein großes Hindernis, eine starke Bremse gefunden. Und dieser Zustand wird nun vielleicht lebenslang andauern zur Verunehrung des Herrn und zum Schaden der heranwachsenden Kinder. – Es gibt natürlich viele Varianten solcher Verbindungen; aber in den meisten Fällen ist der Weg mit Kummer erfüllt und mit Tränen besät.

Oh, dass doch auch schon die jungen Gläubigen diese deutliche Warnung des Wortes Gottes zu Herzen nähmen: «Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen. Denn, welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?»

Aber wir müssen noch einen Schritt weitergehen. Es darf mir nicht genügen zu wissen, dass der, den ich mir zum Ehegefährten erwählen will, ohne allen Zweifel ein Gläubiger ist. Im Durcheinander der religiösen Meinungen und Systeme habe ich mich doch in Unterwerfung unter Gottes Wort von allem abgesondert, was der Mensch in das «große Haus» der Christenheit hereingebracht hat. Ich trachte darnach, dem Hausherrn zu gehorchen und Ihm so ein nützliches und geheiligtes Gefäß zur Ehre zu sein. Kann es mir da gleichgültig sein, ob ich durch die Ehe mit jemandem verbunden bin, der diesen dem Herrn so wichtigen Fragen keine Bedeutung beimisst? Er wäre mir hierin keine Hilfe, sondern ein Hindernis. Wir wären in den Belangen des Reiches Gottes, die in unsern Herzen den ersten Platz einnehmen sollen, nicht derselben Meinung und würden darin getrennte Wege gehen. Das wäre kein gutes Vorzeichen für ein harmonisches Eheleben, in welchem man doch mit einer Seele mit dem Glauben des Evangeliums mitkämpfen sollte.

Was haben die Eltern dazu zu sagen?

Heute besteht – auch wieder unter weltlichem Einfluss – unter jungen Gläubigen die Neigung, erst dann vor die Eltern zu treten, wenn die innere Bindung an die Person ihrer Wahl schon vollendete Tatsache geworden ist. Den Eltern ist doch von Gott die Aufgabe anvertraut worden, ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen, sie in all den Jahren ihrer Jünglings- und Jungmädchenzeit auf dem rechten Wege zu leiten und auch ihren erwachsenen Söhnen und Töchtern mit Rat und Tat beizustehen. Gottesfürchtige Eltern kennen ja keinen sehnlicheren Wunsch als den, auch ihre Kinder, wenn diese selbständig geworden sind, mit Entschiedenheit in der Furcht des Herrn und auf Seinen Wegen vorangehen zu sehen. Warum sollten sich denn junge Menschen, die dieses selbe Ziel haben, sich ihnen in der wichtigsten Lebensfrage nicht anvertrauen? Etwa, weil sie fürchten, die Eltern könnten damit nicht einverstanden sein? Diese Befürchtung wäre aber ein Warnsignal, das erst recht nicht übersehen werden darf.

Anderseits werden aber einsichtsvolle Eltern wohl wissen, dass nicht sie es sind, die ihre jungen Leute zusammenführen müssen. Im Beispiel der Brautwerbung in 1. Mose 24 war es Gott, der Rebekka für Isaak bestimmt hatte (V. 14.44). Als Antwort auf die Gebete der Beteiligten, denen es ernstlich darum zu tun war, die göttlichen Grundsätze zu beachten, ließ Gott seinen Engel vor dem Boten hersenden (V. 7. 40). Er leitete ihn auf dem rechten Wege (V. 27.48). Er ließ ihm das richtige Mädchen begegnen (V. 12.14). Gott gab Glück zu der ganzen Reise (V. 21.56), und alle Beteiligten konnten erkennen, dass die Sache von Gott aus geschehen war (V. 50). Daher lesen wir am Schluss des Kapitels: Rebekka sprach: «Ich will gehen» (V. 58). «Und Isaak nahm Rebekka, und sie wurde sein Weib, und er hatte sie lieb» (V. 67). Liebe junge Freunde! Wer in solch geduldiger Abhängigkeit von Gott und Seinen Grundsätzen alle diese Fragen überprüft und mit Ihm auf Brautwerbung geht, dem lässt Er es begegnen. Nach Jahren noch werden die Beiden sich immer wieder gerne daran erinnern: «Von Gott ist die Sache ausgegangen!»

Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig, aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod. (Sprüche 14,12)

Vertraue auf den HERRN und tue Gutes, wohne im Land und übe Treue; und habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt! Befiehl dem HERRN deinen Weg, und vertraue auf ihn, so wird er es vollbringen. (Psalm 37,3-5)

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