Die ersten Jahrzehnte des Christentums (Teil 1)

Die ersten Jahrzehnte
des Christentums (Teil 1)

Eine Hilfe zum Studium der Apostelgeschichte

Inhalt

Diese Beiträge beschreiben die Aufrichtung des Christentums inmitten der Juden und unter den Nationen. Wir finden darin die Ausführung des Auftrages, den der Herr nach Evangelium Lukas 24,47.48 den Aposteln gegeben hat. Sie sollten allen Nationen Buße und Vergebung der Sünden predigen im Namen des Herrn, anfangend von Jerusalem.

Es gibt insgesamt fünf Beiträge zu diesem Thema. Weiterführende Links zu den Fortsetzungen finden Sie am Ende der jeweiligen Seite.

Das Wort bezieht sich hier nicht auf den Auftrag, wie er nach Matthäus 28,18-20 den Jüngern anvertraut wurde. Dort gibt der Herr, nachdem Er sich in Galiläa in der Mitte des Überrestes aus Israel eingefunden hatte, den Aposteln den Auftrag, alle Nationen zu Jüngern zu machen, sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen und sie zu lehren, alles zu bewahren, was Er ihnen geboten hatte. Dann fügt Er hinzu: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung des Zeitalters.» Wir begreifen daher, dass die Himmelfahrt des Herrn im Bericht des Matthäus keinen Platz finden konnte.

Im Evangelium Lukas und auch in der Apostelgeschichte, welche beide den gleichen Verfasser haben, ist es ganz anders. Hier wird den Jüngern befohlen, in Jerusalem zu bleiben, bis sie mit Kraft aus der Höhe, in welcher sie ihren Dienst ausführen sollten, angetan würden. Und der Heilige Geist konnte nur als Folge der Verherrlichung Christi auf sie kommen.

Einleitung

Die Apostelgeschichte lässt sich in drei Teile einteilen. Das erste Kapitel bildet den ersten Teil. Es enthält die Offenbarung des auferstandenen Jesus vor den Aposteln, und auch Seine Auffahrt in den Himmel. Die Jünger, die auf das Kommen des Heiligen Geistes warten, befinden sich noch auf jüdischem Boden. Sie haben ein Verständnis der Schriften, so wie der Herr es Ihnen gegeben hat, besitzen aber noch nicht das Licht, das der Heilige Geist gibt. Aus diesem Grunde werfen sie zum Beispiel das Los, um für Judas einen Ersatz zu wählen.

Der zweite Teil, vom zweiten bis zum zwölften Kapitel, beschreibt ganz besonders den Dienst des Apostels Petrus. Er wendet sich noch an die Juden als Volk und verheißt ihnen, dass, wenn sie Buße täten, der Herr wiederkommen und alle Segnungen, die ihnen durch die Propheten verheißen waren, erfüllen würde. Aber statt Buße zu tun, verwarfen die Juden das Zeugnis des Heiligen Geistes und steinigten Stephanus. Durch diesen Mord gaben sie deutlich zu erkennen: «Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche», entsprechend dem Gleichnis des Herrn in Lukas 19,14. Petrus, der treu ist in der Verwaltung, die der Herr ihm anvertraute, als Er ihm die Schlüssel des Reiches der Himmel gab (Matth. 16,19), führt zuerst die Juden in dieses Reich ein (Kap. 2), dann die Samariter (Kap. 8,14) und schließlich die Nationen (Kap. 10).

Der dritte Teil, vom 13. Kapitel bis zum Schluss des Buches, berichtet vom Dienst des Apostels Paulus, gemäß Galater 2,7-10. Nachdem die Juden endgültig jedes Recht auf ihre Segnungen verloren hatten, es sei denn auf dem Grundsatz der Gnade, wird Paulus, dem Apostel der Nationen, das Geheimnis der Kirche geoffenbart. Aber Paulus richtet sich immer zuerst an die Juden und dann an die Nationen.

Kapitel 1, Verse 1 bis 2

Die Apostelgeschichte bildet die Fortsetzung zum Evangelium Lukas. Beide sind an Theophilus adressiert. Das war offenbar ein Grieche in gehobener Stellung. Lukas nennt ihn «vortrefflichster Theophilus». Der erste Bericht, das Evangelium, war eine Darstellung von allem, was Jesus anfing, sowohl zu tun als auch zu lehren bis zu dem Tage, an welchem Er aufgenommen wurde, nachdem Er den Aposteln, die Er sich auserwählt, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte.

«Tun und lehren» ist ein treffender Ausdruck für die Tätigkeit des Sohnes des Menschen, wie sie Lukas in seinem Evangelium darstellt. Auch in der Apostelgeschichte sehen wir Jesum als Sohn des Menschen vor uns. Jesus fing hienieden an, zu tun und zu lehren, und fuhr durch die Kraft des Heiligen Geistes mittels der Apostel darin fort. Daher könnte die Apostelgeschichte (oder Geschichte der Taten der Apostel) auch «Geschichte der Taten des Heiligen Geistes» genannt werden.

Wir sehen daraus, mit welcher Macht der Heilige Geist wirkte während der Zeit, in welcher der Dienst der Apostel Jerusalem zum Mittelpunkt hatte. Und auch als später ein neues Werk begann (Kap. 13), sagte der Heilige Geist: «Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werke aus, zu welchem ich sie berufen habe.» Der Ausgangspunkt jenes Werkes war Antiochien, nicht Jerusalem.

Der auferstandene Herr gab den auserwählten Aposteln Seine Anweisungen durch den Heiligen Geist. Schon während Seines Dienstes hienieden hatte Jesus immer durch den Geist gehandelt, durch den Er ja als Mensch gesalbt worden war (Kap. 10,38), und so ist der Heilige Geist auch die Macht, durch die Er als auferstandener Mensch wirkt. Das gibt uns Gewissheit, dass wir durch diese Macht auch alle Segnungen in der Herrlichkeit genießen werden, in der Betrachtung der anbetungswürdigen Person unseres Herrn, wenn der Geist nicht mehr beschäftigt sein muss mit unserem Wandel, um uns zu richten und um uns zu befreien von allem, was ein Hindernis war für unsere Freude in Ihm. Der Heilige Geist wird ewig mit uns sein, wie es Jesus Seinen Jüngern in Johannes 14 verheißen hat.

Vers 3

Der Herr erteilte den Aposteln Befehle, die Er ihnen erst geben konnte, als Er sie durch Seinen Tod und Seine Auferstehung in eine neue Stellung versetzt hatte.

Aber nicht nur das, Er hat sich ihnen auch «nach Seinem Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dargestellt, indem Er vierzig Tage hindurch von ihnen gesehen wurde und über die Dinge redete, welche das Reich Gottes betreffen». Diese Stelle schließt sich wiederum an das Ende des Evangeliums Lukas an, wo der Herr die Jünger mit so viel deutlichen Beweisen überzeugt, dass Er derselbe ist, wie vor Seinem Tode. Um ihnen jeden Zweifel zu nehmen, lässt Er sich herab und isst vor ihnen, obwohl Er keiner Nahrung bedurfte, da ja Sein Leib geistig war. Während vierzig Tagen wurden den Jüngern also alle Beweise der Auferstehung Jesu gegeben. Der Apostel Paulus zählt in 1. Korinther 15,38 einige dieser Beweise auf.

Die Zahl vierzig versinnbildlicht eine vollkommene Zeit der Vorbereitung oder der Prüfung, also einen genügend langen Zeitabschnitt, in welchem Gott offenbaren kann, was Er zeigen will. Das Volk Israel war vierzig Jahre lang in der Wüste. Moses lebte vierzig Jahre lang am Hofe Pharaos. Die Prüfung des Menschen dauerte vierzig Jahrhunderte. Die vierzig Tage der Versuchung des Herrn ließen die Vollkommenheit Seines Gehorsams sichtbar werden. Und so fort. So wurde es auch in vierzig Tagen völlig offenbar, dass der Herr auferstanden war. Sie konnten Ihn sehen und berühren (Luk. 24,39). Seine Auferstehung war also nicht geistig, wie gewisse Theologen lehren.

Es war von größter Wichtigkeit, dass die Auferstehung Christi durch viele Augenzeugen bestätigt wurde, denn das Christentum, diese neue und himmlische Tatsache, gründet sich auf die Auferstehung. Sie lässt als Ergebnis des Sieges, den Christus über den Tod errungen hat, alles hinter sich zurück, was zum verlorenen Menschen, zum Sünder gehörte und führt uns durch den Glauben in eine ganz neue Stellung ein. Auf der Tatsache der Auferstehung ruht die Erfüllung aller Ratschlüsse Gottes in bezug auf den Himmel und die Erde. Auch besitzen wir durch sie die Gewissheit, dass unsere Sünden vergeben sind.

In diesem Kapitel finden wir einen Christus, der gelitten hat, einen Christus, der auferstanden ist und in den Himmel emporgehoben wurde, und auch einen Christus, der also wiederkommen wird, wie sie Ihn in den Himmel hingehen sahen. Es wird uns hier erzählt, wie Er den Aposteln Weisungen erteilt und sich ihnen lebendig darstellt, damit sie Seine Auferstehung bestätigen können, ferner, wie Er sich mit ihnen über die Dinge unterredet, die das Reich Gottes betreffen.

Das Reich Gottes ist der neue Zustand der Dinge, in welchen der Mensch durch die Wiedergeburt eingetreten ist, eine Ordnung von Dingen, die Gott unterworfen sind und Seinem Wesen, das in Christo geoffenbart worden ist, entsprechen. Es ist ein Reich, in welchem die sittlichen Wesenszüge Gottes anerkannt und aufrechtgehalten werden. Lukas spricht meistens von diesem Reiche. Christus war der Ausdruck davon. Es war gegenwärtig in Seiner Person. Auch Paulus verkündigte es (Apostelg. 20,25). Der Herr konnte sich mit Seinen Jüngern nicht über das Reich in Herrlichkeit unterreden, aber über die sittlichen Wesenszüge des Reiches, zu dem sie gehörten, und das sie in der Welt verkündigen sollten.

Verse 4 und 5

Als der Herr mit Seinen Jüngern versammelt war, befahl Er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, «die ihr», sagt Er, «von mir gehört habt».

Er war seit dem Abend nach der Auferstehung der Mittelpunkt des Zusammenkommens der Seinigen. Welche Gnade gibt sich kund in den Worten «mit ihnen versammelt»! Sie waren die Seinen, und Er schämte sich nicht, sie Seine Brüder zu nennen.

Aber Er sollte sie verlassen, und dann sollte sich die Verheißung des Vaters erfüllen. Vor Seinem Tode hatte Er ihnen schon gesagt, dass der Vater ihnen den Heiligen Geist senden würde (Joh. 14 und 15). Auch im Alten Testament war der Geist schon verheißen. Die Apostel konnten ihren Dienst nicht beginnen, bevor sie diesen Geist empfangen hatten. Sie mussten daher bis zu jenem Augenblick in Jerusalem bleiben.

«Johannes taufte zwar mit Wasser», sagt Er ihnen, «ihr aber werdet mit Heiligem Geiste getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.» Johannes hatte mit der Taufe der Buße getauft, in Erwartung des Christus, der kommen würde, Sein Reich aufzurichten. Nun war Christus gekommen und verworfen worden. Aber durch Seinen Tod hat Er die Seinen in die gleiche Stellung versetzt, die Er selbst vor Seinem Gott und Vater einnimmt. Nun konnten sie mit dem Heiligen Geiste getauft werden. Jesus hatte Ihn empfangen auf Grund Seiner eigenen Vollkommenheiten. Die Jünger erhalten Ihn auf Grund der Vollkommenheiten des Werkes Christi, die ihnen zugute gekommen sind.

Vers 6

Die Jünger werden von den Belehrungen über das Reich Gottes abgelenkt durch den jüdischen Gedanken an die Erfüllung der Verheißungen, die dem Volke Israel gegeben worden waren. Sie sagen zum Herrn: «Stellst du in dieser Zeit dem Israel das Reich wieder her?» Sie haben die Reichweite des Werkes Christi am Kreuze, dessen Resultate sich unendlich viel weiter erstrecken, als nur auf das, was Israel betrifft, nicht erfasst. Hatte doch dieses Volk durch die Verwerfung des Messias für den Augenblick jedes Anrecht an irdische Segnungen verloren. Gott bleibt Seinen Verheißungen treu, und Israel wird zu Seiner Zeit das ihm bestimmte Teil empfangen. Das wird auch bestätigt durch die Ankündigung der Wiederkehr des Herrn im 11. Vers. Aber in der Zwischenzeit bildet sich das Reich Gottes und nicht das Reich für Israel.

Vers 7 und 8

Auf die eben gestellte Frage der Jünger antwortet der Herr: «Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.»

Zeiten und Zeitpunkte stehen im Zusammenhang mit der Aufrichtung der Herrschaft Christi über die Erde. Sie sind unterbrochen worden, um der Haushaltung der Gnade, die damals begann, Platz zu machen. Der Vater allein weiß, wann die gegenwärtige Haushaltung ihr Ende nehmen und die Herrschaft des Sohnes des Menschen aufgerichtet wird. Diese Herrschaft wird mit der Ausübung der Gerichte über einen Zustand der Dinge beginnen, den Gott während der Gnadenzeit ertragen hat. In bezug auf diese Zeiten und Zeitpunkte sagt der Apostel Paulus zu den Thessalonichern, dass, wenn die Menschen sagen werden «Friede und Sicherheit», ein plötzliches Verderben über sie kommen wird.

In Erwartung dieses Reiches in Herrlichkeit soll die Gnade herrschen, Christus soll gepredigt werden und die Jünger sollten daher Kraft empfangen um Zeugen sein zu können für einen verworfenen Christus, in dem allein das Heil ist. Der Herr wollte, dass ihr Zeugnis in Jerusalem beginne, in der Stadt, vor deren Toren Er gelitten hat, und dass es sich dann ausbreite in Judäa und unter den Samaritern, dem von den Juden verachteten Volke, und schließlich alle Grenzen des Landes Israel überschreite, um die Enden der Erde zu erreichen. Als Zeugen Christi sollten die Jünger die Gnade verkündigen und in ihrem ganzen Leben die Sinnesart Dessen offenbaren, den sie predigten.

Vers 9

«Und als er dies gesagt hatte, wurde er emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen hinweg.» Welch ein Augenblick für die Jünger, als ihr Herr aus ihrer Mitte entschwand! Hatten sie sich doch über das Wiedersehen mit Ihm so sehr gefreut!

Jesus hatte auf dieser Erde nichts mehr zu tun. Vor Seinem Tode schon hatte Er Seine Jünger alles gelehrt, was sie damals ertragen konnten. Nach Seiner Auferstehung hatte Er alles Nötige getan, damit sie völlig überzeugt würden von dieser Tatsache. Er hatte Ihnen die Kraft verheißen, durch welche sie Seine Zeugen sein würden bis an das Ende der Erde. Aber damit sie diese empfangen konnten, war es nötig, dass der Sohn des Menschen emporgehoben wurde in den Himmel.

Durch die Erhöhung Christi erfüllte sich eine wunderbare Tatsache: ein Mensch wurde in die Gegenwart Gottes eingeführt und bahnte durch Seinen Eintritt in die himmlischen Örter sozusagen allen erlösten Menschen den Eingang in die selben Örter. Er bereitet ihnen daselbst eine Wohnung.

Henoch wurde entrückt (Hebr. 11,5). Auch Elias fuhr auf gen Himmel (2. Könige 2). Der Sohn des Menschen aber wurde emporgehoben auf einen Platz der Herrlichkeit, auf welchen Seine göttliche Person ein Recht hatte. Aber dieser Platz gebührte Ihm auch um Seines völligen Gehorsams willen, durch welchen Gott so vollkommen verherrlicht worden ist.

Verse 10 und 11

Welch ein erstaunliches und wunderbares Ereignis: ein Mensch steigt gen Himmel! Ein Mensch, geboren in Bethlehem, dessen Leben des Dienstes hienieden durch den Tod am Kreuze abgeschlossen wurde! Aber dieser Mensch war der Sohn Gottes vom Himmel gekommen, der wieder zum Himmel zurückkehrte. Wir begreifen das Erstaunen der Jünger. Während sie unverwandt gen Himmel schauten und Jesum nicht mehr sehen konnten, da Ihn ein Wolke, das Zeichen der Wohnung Gottes, vor ihren Augen hinweg genommen hatte, «da standen zwei Männer in weißem Kleide bei ihnen, welche auch sprachen: Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet hinauf gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird also kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.» Gott will nicht, dass sie, die nun allein gelassen waren, hinsichtlich eines solchen Ereignisses in der Ungewissheit bleiben. Sie stehen noch auf jüdischem Boden und stellen den Überrest Israels dar, der von dem ungläubigen Volke ausgegangen ist. Zwei Engel werden zu ihnen gesandt – zwei, erforderlich für ein Zeugnis nach dem Gesetz – um ihnen zu sagen, dass Jesus «also kommen wird, wie sie ihn haben hingehen sehen in den Himmel».

Er wird persönlich auf die Erde herabkommen, um sich mit dem künftigen Überrest, der Ihn erwarten wird, wieder zu vereinen. Er wird dann nicht nur dem Israel das Reich wieder herstellen, wie sie es damals erwarteten, sondern über die ganze Erde herrschen. In Sacharja 14,4 heißt es: «Seine Füße werden an jenem Tage auf dem Ölberge stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt». Es geht also hier nicht um die Frage des Kommens des Herrn für die Seinen, welches Ereignis vor Seinem Erscheinen in Herrlichkeit stattfinden wird. Wir befinden uns hier noch nicht auf dem Boden der Kirche. Es wird sich Micha 5, 2-3 erfüllen: «Und der Rest seiner Brüder wird zurückkehren samt den Kindern Israel. Und er wird dastehen und seine Herde weiden in der Kraft des HERRN…»

Die Jünger kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück, nachdem sie diese Botschaft der Engel gehört hatten (Lukas 24,52).

Die Engel redeten die Jünger mit den Worten an: «Männer von Galiläa». Sie waren aus einer Gegend, die von den Juden verachtet war, aber der Herr hatte dort einen großen Teil Seines Dienstes erfüllt. Sie empfingen jedoch die Mitteilungen der Engel nicht als Galiläer, sondern als Heilige, als die Herrlichen, die auf Erden sind, an welchen der Herr alle Seine Lust hatte. Sie waren die Gefährten des Herrn, der soeben aus ihrer Mitte hinweggenommen worden war.

Der Ausdruck: «von euch weg» ist rührend. Er war bei ihnen gewesen, Er hätte nicht mit andern zusammensein können. Er war mit ihnen gewesen während Seines ganzen Dienstes hienieden; sie hatten Ihn aufgenommen, während das Volk Ihn verachtete und verwarf. Nach Seiner Auferstehung hat der Herr Seinen Platz wieder in ihrer Mitte eingenommen. Und Er, der von ihnen hinweg emporgehoben wurde, wird wiederkommen, um mit ihnen zu sein, dem künftigen Überrest, der Ihn erwarten wird. Sie, die verachtet sind, wie Er verachtet war, werden mit Ihm sein während Seiner Herrschaft in Herrlichkeit. So wurden einst auch die Helden Davids erhoben, nachdem sie mit ihm verachtet gewesen waren (1. Sam. 22,1-4 und 2. Sam. 23).

Der Ölberg nimmt im Leben Jesu einen wichtigen Platz ein. Gegen das Ende Seiner irdischen Laufbahn zog Er sich für die Nacht dorthin zurück. Und auch sonst begab Er sich oft dorthin mit Seinen Jüngern. Dort ergriffen Ihn die Häscher, die von Judas angeführt wurden. Von dort aus wurde Er in den Himmel emporgehoben. Und einst werden Seine Füße dort stehen, wenn Er kommen wird, um den zukünftigen Überrest Israels zu befreien.

Verse 12 bis 14

Als die Jünger nach Jerusalem zurückkehrten, gingen sie nicht in den Tempel. Dieses Haus war öde gelassen worden. Sie gingen in den Obersaal und blieben dort. Sie hingen der Person ihres Herrn an, und Er war der Mittelpunkt Ihres Zusammenkommens. Rings um sie her war die feindliche Welt.

Nach der Aufzählung der Apostel wird uns gesagt: «Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit etlichen Weibern und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.» Sie waren versammelt durch den Herrn und verharrten in der Stellung der Abhängigkeit, wartend auf die Verheißung des Vaters.

Verse 15 bis 22

Die Jünger hatten schon vor der Ausgießung des Geistes ein gewisses Verständnis der Schriften, das der Herr ihnen nach Seiner Auferstehung gegeben hatte (Joh. 20,22). Darum steht Petrus in der Mitte von etwa hundertzwanzig Brüdern auf, und überzeugt die Versammlung von der Notwendigkeit, Judas zu ersetzen. Er stützt sich dabei auf die Erklärungen Davids in den Psalmen 69,25 und 109,8. Er beginnt mit der Feststellung, dass der Herr Judas erwählt hatte, um die Schriften zu erfüllen, die angekündigt hatten, dass einer der Vertrauten des Christus einen solchen Ausgang nehmen würde. Jesus erwählte ihn zu diesem Zweck, obwohl Er wusste, was daraus hervorgehen sollte.

Im Zwischensatz (Verse 18 und 19) erwähnt Petrus, dass sich Judas von dem Lohne der Ungerechtigkeit einen Acker erworben hatte, und fügt zum Bericht seines Endes eine Einzelheit hinzu, die sich in den Evangelien nicht findet. In Matth. 27,7 und 8 wird uns gesagt, dass die Hohenpriester es waren, die den Acker des Töpfers kauften und ihn zu einer Begräbnisstätte für die Fremdlinge machten. Die Hohenpriester werden in dieser Tat mit Judas identifiziert. Sie verkörpern das Volk, das an der Verwerfung Christi schuldig ist, denn in Psalm 69,25 wird gesagt: «Verwüstet sei ihre Wohnung, und in ihren Zelten sei kein Bewohner.»

Es bestand eine doppelte Veranlassung für die Wahl eines Ersatzes für Judas. Erstens sagt die Schrift: «Sein Amt empfange ein anderer» (Ps. 109,8), und zweitens hatte der Herr zwölf Apostel erwählt. Diese Zahl zwölf (eine vollkommene Zahl für eine menschliche Verwaltung) sollte beibehalten werden. «Es muss nun» sagt Petrus, «von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in welcher der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, anfangend von der Taufe Johannes bis zu dem Tage, an welchem er von uns aufgenommen wurde, – von diesen muss einer ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden.» Dieses Zeugnis von der Auferstehung Christi ist wichtig, denn sie ist die Grundlage des Evangeliums, durch welches das Christentum als Zeugnis Gottes auf der Erde eingeführt werden sollte.

Verse 23 bis 26

Die Jünger stellen zwei Männer dar: Joseph, genannt Barsabas, der Justus zubenamt war, und Matthias. Sie waren der Überzeugung, bei diesen beiden Männern seien die erforderlichen Voraussetzungen für dieses Apostelamt vorhanden. Aber sie stützen sich nicht auf ihre eigene Meinung und auch nicht auf das Los, denn sie wissen, dass «das Los in dem Busen geworfen wird, aber all seine Entscheidung vom HERRN kommt» (Spr. 16,33). Sie übergeben sich Dem, der ihre Herzen kennt und sagen: «Du, Herr, Herzenskündiger aller, zeige von diesen beiden den einen an, den du auserwählt hast, um das Los dieses Dienstes und Apostelamtes zu empfangen». Sie werfen das Los und es fällt auf Matthias, welchen sie in zweiter Linie genannt hatten.

Dieser Vers schließt diese ganz besondere Szene, die einen jüdischen Charakter trägt und wo wir die Jünger nach der Auferstehung des Herrn ohne den Heiligen Geist finden.

Sie stellen hier noch den zukünftigen Überrest Israels dar, der zwischen der Entrückung der Kirche und der Rückkehr des Herrn in Herrlichkeit erweckt werden wird. Aber nach dem Kommen des Heiligen Geistes bildeten sie dann die Kirche, die Versammlung des lebendigen Gottes. Von da an leitete sie der Geist durch das Wort und war gleichzeitig die Kraft, durch welche sie ihren Dienst erfüllten. Mit einer solchen Wegweisung war es nicht mehr nötig, das Los zu werfen, um die Gedanken Gottes zu erkennen.

Kapitel 2, Verse 1 bis 4

Als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren alle Jünger an einem Orte beisammen. Ohne Zweifel handelt es sich hier um die im ersten Kapitel erwähnten Hundertzwanzig, doch dürfen wir ihre Zahl nicht beschränken. Seit dem Weggang des Herrn Jesus verharrten sie im Gebet (vergl. Kap. 1,14) und erwarteten die Verheißung des Vaters.

«Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Winde, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und fingen an, in andern Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.»

Dieses Geschehen war die Erfüllung dessen, was das «Fest der Wochen» im Vorbild darstellte. Das Fest fand fünfzig Tage nach der Darbringung der Garbe der Erstlinge der Ernte statt, welche ein Vorbild vom auferstandenen Christus war. Alles erfüllte sich nach den Ratschlüssen Gottes und entsprach vollkommen den Vorbildern des Alten Testamentes. Jesus wurde am Tage des Passah, an einem Freitag, zum Tode gebracht. Als die «Erstlingsgarbe» ist Er «am andern Tag nach dem Sabbathe (3. Mose 23,11), in der Frühe des ersten Wochentages auferstanden. Fünfzig Tage darauf kam der Heilige Geist auf die Gläubigen hernieder. Nach den vierzig Tagen, die der Herr von Seiner Auferstehung an auf der Erde zubrachte, verstrichen zwischen Seiner Erhöhung zur Rechten Gottes und dem Herniederkommen des Heiligen Geistes weitere zehn Tage. Dieser kurze Zeitraum war nötig, um darzutun, dass auf Grund der Vollkommenheit des Werkes am Kreuze, der neue Mensch in Christo in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen ist.

Nachdem dieser Beweis erbracht war, hinderte den Heiligen Geist nichts mehr, auf die Gläubigen, die durch Christum in der Herrlichkeit vertreten waren, herniederzusteigen.

An Pfingsten, am Feste der Wochen, (3. Mose 23,15-21), mussten zwei gesäuerte Webebrote aus Feinmehl dargebracht werden. Sie waren ein Vorbild der Juden und der Nationen, vor Gott gestellt gemäß der Vortrefflichkeit des Opfers Christi durch die Kraft des Heiligen Geistes. Solange die Gläubigen auf der Erde sind, wohnt die Sünde immer noch in ihnen. Diese Tatsache wird im Vorbild durch das Vorhandensein von Sauerteig in den beiden Broten angedeutet. Aber nicht das ist es, was ihre Stellung vor Gott kennzeichnet. Er sieht sie in der Vollkommenheit, wie sie in Christo in der Herrlichkeit droben ihren Ausdruck findet, und der Heilige Geist ist hienieden der Beweis davon.

Durch das Herniederkommen des Heiligen Geistes werden die Gläubigen die Behausung Gottes. Am gleichen Tage nahm Gott Besitz von diesem Seinem Hause, so wie einst Seine Herrlichkeit die Stiftshütte und den Tempel erfüllte (2. Mose 40,34-35; 1. Könige 8,11). Seine jetzige Behausung besteht nicht mehr aus totem Material, sondern aus Menschen, neuen Menschen, die für die Gegenwart Gottes passend sind und nicht mehr Seine Gegenwart fliehen müssen, wie einst die Priester, als die Wolke die Stiftshütte oder den Tempel erfüllte.

Seit diesem Augenblick wird die Versammlung, das Haus Gottes gebildet, und alle Glieder des Leibes Christi sind durch den Heiligen Geist mit ihrem himmlischen Haupte und unter sich zu einem Leibe vereinigt. Aber diese Wahrheit wurde erst durch den Dienst des Apostels Paulus geoffenbart. Hier kam der Heilige Geist auf die Jünger als die Kraft, deren sie bedurften, um Zeugen des Herrn zu sein und um ihren Dienst zu vollenden. Er kam wie ein daherfahrender, gewaltiger Wind vom Himmel herab, dem nichts zu widerstehen vermochte, und Er wird die Ratschlüsse Gottes in Gnade in dieser christusfeindlichen Welt erfüllen.

Bei der Taufe Johannes‘ stieg der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Jesum herab. Jede Tätigkeit des Herrn geschah in der Kraft des Heiligen Geistes, in Güte, Sanftmut und Gnade, wovon die Taube ein Bild ist. Aber den Jüngern erschien der Heilige Geist in der Gestalt zerteilter Zungen wie von Feuer. Das Werk der Erlösung war vollbracht, und die Frohbotschaft des Heiles sollte nun in der Sprache jedes Volkes in der ganzen Welt verkündigt werden. Hier haben wir das Gegenstück zu der Verwirrung der Sprachen, die beim Bau des Turmes zu Babel als Gericht über die Menschen kam. Hier kommt Gott in Gnade, um die Menschen da zu suchen, wo sie sind und in einer Weise, dass alle Ihn verstehen können. Aber wenn den Menschen in der ganzen Welt Gnade verkündigt wurde, so geschah es in der Kraft eines Geistes, der – gemäß dem Worte Gottes – alles richtete, was nicht von Gott war: die Zungen waren wie von Feuer.

Durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, mittels der Apostel, wurde also auf der Erde die Versammlung gebildet. Von da an fügte Gott täglich solche hinzu, welche vor den Gerichten, die im Begriff waren, über die ungläubige Nation der Juden hereinzubrechen (V. 47), gerettet werden sollten. Aber erst Paulus und nur er allein hat die Offenbarung des Geheimnisses der Versammlung empfangen.

Beachten wir, dass alle Jünger, und nicht nur die Apostel, mit dem Heiligen Geiste erfüllt wurden, und dass sie durch Seine Wirksamkeit in Sprachen redeten. Gott ändert den durch die Sünde eingetretenen Zustand der Dinge nicht: die Sprachen bleiben. Aber die Gnade erhebt sich über alle Hindernisse und reicht die Mittel zur Ausführung des Werkes Gottes dar, um die unter den Folgen der Sünde stehenden Menschen zu erretten. Wenn dann später die irdischen Segnungen verwirklicht werden sollen, wird der Herr sie nur durch Ausübung Seiner Gerichte einführen können.

Verse 5 bis 13

«Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, von jeder Nation derer, die unter dem Himmel sind. Als sich aber das Gerücht hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder einzelne in seiner eigenen Mundart sie reden hörte.» Gott leitete die Umstände so, dass die Gnade schon am Anfang allen Menschen, die aus allen Nationen unter dem Himmel hergekommen waren, bekannt wurde. «Ihr Schall ist ausgegangen zu der ganzen Erde, und ihre Reden zu den Grenzen des Erdkreises» (Römer 10,18, Zitat aus Psalm 19,4)

Diese gottesfürchtigen Männer waren ohne Zweifel zum Pfingstfest gekommen, einem der drei Feste, zu welchen alle Männlichen Israels in Jerusalem erscheinen sollten (5. Mose 16,16). Sie gehörten zum gottesfürchtigen Überrest, der von den Gerichten, die über die Nation kommen sollte, verschont wurde.

Diese Menge kam zusammen. Das war die erste Wirkung der gehörten Dinge. Die Gnade sammelt Menschen, die durch die Sünde von Gott hinweg zerstreut worden sind. Da sie nun Gegenstände der selben Gnade waren, bestand kein Grund mehr für ihre Zerstreuung. Sie waren bestürzt, weil jeder einzelne in seiner eigenen Mundart sie von den großen Taten Gottes reden hörte, das heißt, von der Gnade, die allen Menschen das Heil bringt, durch die Erkenntnis eines gestorbenen, auferweckten und erhöhten Heilandes.

Die ganze Geschichte des Menschen wird durch das Kreuz abgeschlossen. Gott kann jetzt in die Szene treten, um die wunderbaren Resultate des Opfers Seines eigenen Sohnes kundzumachen. Er erhebt sich über die Folgen der Sünde, indem Er sich der Sprachen bedient, die Er verwirrt hatte. Er will Seiner Liebe freien Lauf verschaffen, um allen Menschen Jesum als Heiland zu verkündigen.

Aber wenn es auch viele Seelen gab, die durch diese wunderbaren Dinge tief beeindruckt waren, so gab es andere, die spotteten und sagten: «Sie sind voll süßen Weines!» Das sind traurige Zeugen des Widerstandes des natürlichen Herzens, das selbst gegenüber der Entfaltung einer solchen Gnade und Kraft unempfindlich bleibt.

Verse 14 bis 21

Wir haben hier den Anfang des Dienstes des Apostels Petrus. Er war von seinem Fall wiederhergestellt und zubereitet worden, um den Dienst auszuführen, den der Herr ihm anvertraut hatte. Er steht auf mit den Elfen, entsprechend den Worten des Herrn. Jesus hatte vom Heiligen Geiste als dem Zeugen gesprochen und sagte dann zu den Jüngern: «Aber auch ihr zeuget, weil ihr von Anfang an bei mir seid» (Joh. 15,27).

Nebenbei sei erwähnt, dass der Dienst des Petrus verschiedene Aufgaben umfasste. Nach Matthäus 16,19 gab ihm der Herr die Schlüssel des Reiches der Himmel. Daher führte er Juden und Menschen aus den Nationen in das Reich ein, wie dies aus der Apostelgeschichte hervorgeht. – Weiter, unter Bezugnahme auf seinen Fall, sagte ihm der Herr: «Bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder» (Luk. 22,32). Daher konnte Petrus den Juden zurufen: «Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet», aber auch: «Ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt» und: «So tut nun Buße!» Hinweisend auf ihre Schuld konnte er ihnen eine Gnade verkündigen, die ihm selber zuteil geworden ist. Nach der Wiederherstellung des Petrus vertraute ihm der Herr die Pflege Seiner jüdischen Schafe an. Gleich dem göttlichen Hirten, der Seine eigenen Schafe aus dem jüdischen Schafhof herausgeführt und sie dann geleitet und gepflegt hat, verkündigte auch Petrus Buße und Vergebung der Sünden und nahm sich der Schafe des Herrn an, entsprechend dem erhaltenen Auftrag: «Weide meine Schafe».

Sobald Petrus hörte, dass man die Jünger bezichtigte, sie seien voll süßen Weines, erhob er sich mit den Elfen. Er richtete an die Juden aus der Ferne, sowie an alle, die zu Jerusalem wohnten, und in ihrer Herzenshärtigkeit die Wirkungen der Kraft des Heiligen Geistes mit den Auswirkungen der Trunkenheit auf eine Stufe stellten, einen ernsten Aufruf. Hatten sie den Sohn des Menschen in ihrer Mitte nicht auch Fresser und Weinsäufer genannt? (Lukas 7,34).

Petrus wies im Hinblick auf die frühe Morgenstunde ihre ungereimte Behauptung zurück. Es war die dritte Stunde des Tages (9 Uhr nach unserer Tageseinteilung), ein Zeitpunkt, der an die Stunde der Kreuzigung erinnert (Mark. 15,25). In seiner Rede antwortet Petrus gleichzeitig auf den Spott der Juden von Jerusalem und auf die Fragen der Juden, die aus fernen Gegenden gekommen waren. Seine Rede umfasst:
1. die Anführung der Prophezeiung Joels (V. 17-21) und
2. den Hinweis auf die Person des Herrn, der in ihrer Mitte war, gekreuzigt wurde und zur Rechten Gottes erhoben worden ist, von woher Er den verheißenen Heiligen Geist herniedergesandt hat.

Mit einem Verständnis der Schriften, das der Herr den Jüngern gegeben hatte, und unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes wusste Petrus in den Schriften die Wahrheiten zu finden, die das bestätigten, was er dem Volke vorzulegen hatte. Er erklärte, dass das Wunder der Sprachen die Erfüllung einer Prophezeiung Joels sei (Kap. 2, 28-32). Diese Prophezeiung hat die Ereignisse zum Gegenstand, die sich in den letzten Tagen – vor dem großen Tage des HERRN, in welchem der Assyrer, der letzte Feind des Volkes, zerstört werden wird – abspielen werden. In jenen letzten Tagen wird in den Herzen des jüdischen Überrestes ein Werk der Buße geschehen. Und der Herr wird Seinen Geist ausgießen über alles Fleisch, sowohl über Israel als auch über die Nationen zum Genuß der Segnungen des Tausendjährigen Reiches.

Diese Prophezeiung konnte am Tage der Pfingsten nur eine teilweise Erfüllung finden. Denn statt Buße zu tun, hat das Volk das Zeugnis des Heiligen Geistes verworfen, und der gläubige Überrest, auf welchen der Heilige Geist gekommen war, bildete die «Versammlung». Der große Tag des HERRN wurde auf einen späteren Zeitpunkt hinausgeschoben.

Damit ist die Haushaltung der Gnade eingeführt worden, in welcher sowohl Israel als auch den Nationen das Evangelium verkündigt wird und alle Glaubenden der Versammlung hinzugefügt werden. So wurde erfüllt, was im 21. Vers geschrieben steht: «Und es wird geschehen, ein jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden». Aber auch am Ende wird dann dieser Name angerufen.

Die Prophezeiung Joels hat also durch die Ausgießung des Heiligen Geistes auf bekehrte Juden und Menschen aus den Nationen ihre vorläufige Erfüllung gefunden. Das war der Frühregen. Der Spätregen wird am Ende kommen und die Prophezeiung Joels wird dann ganz erfüllt sein, zum Segen des Tausendjährigen Reiches. Die Verse 18 und 21 beziehen sich auf den Zeitabschnitt der «Versammlung», aber die Verse 19 und 20 werden sich erst am Ende erfüllen.

Die Anführung der Stelle aus Joel erfolgte fast wörtlich nach der Septuaginta. Zwischen dem Text des Alten Testamentes und dem des Neuen Testamentes zeigen sich jedoch Unterschiede, die der Geist Gottes zur Anwendung der Prophezeiung auf die Gegenwart benützt. Der ursprüngliche Text des Propheten Joel und die griechische Übersetzung des Alten Testamentes, die Septuaginta, lauten: «Und danach wird es geschehen» … Der Ausdruck «in den letzten Tagen» (Apg. 2,17) ist die Fassung des Neuen Testamentes. Sie ist allgemeiner und lässt sich sowohl auf die Tage der Apostel als auch auf die zukünftigen Tage anwenden. Es sind die letzten Tage der Langmut Gottes gegenüber Israel gemeint, in welchen die Prüfung des Menschen ihren Abschluss gefunden hat. Sie entsprechen dem, was Paulus in 1. Korinther 10,11 «das Ende der Zeitalter» nennt: das Ende der verschiedenen Haushaltungen, die dem Kommen Christi vorausgegangen sind. Das «danach» in Joel zeigt genauer darauf hin, dass nach der Buße Israels der Heilige Geist auf alles Fleisch ausgegossen werden wird.

In Apostelgeschichte 2,18 wird gesagt: «auf meine Knechte und auf meine Mägde». Damit sind die Knechte und Mägde des Herrn des gegenwärtigen Tages der Gnade gemeint, die damals den Heiligen Geist empfingen. «Die Knechte und die Mägde» in Joel sind dagegen insbesondere jene des jüdischen Volkes.

Das Neue Testament fügt im weiteren einen charakteristischen Zusatz hinzu. In der Anführung des Petrus, im gleichen Vers, heißt es: «Und sie werden weissagen». Diese Worte finden sich nicht im Alten Testament, aber sie vervollständigen die auf die Versammlung angewandte Prophezeiung und sie bezeichnen alles, was in der gegenwärtigen Haushaltung geweissagt wird. Damit sind nicht nur die Prophezeiungen der Apostel und Propheten des Neuen Testamentes gemeint, sondern auch die Weissagung nach 1. Kor. 14,3, das heißt die Verkündigung des Wortes in einer Weise, dass Herz und Gewissen der Zuhörer dadurch erreicht und im Lichte Gottes offenbar werden.

Verse 22 bis 23

Vom 22. Verse an richtet sich Petrus an das Gewissen der Juden, indem er ihnen erklärt, wie das, wovon sie jetzt Zeugen waren, hatte geschehen können. Er sagt: «Männer von Israel, höret diese Worte.» Dann spricht er von der anbetungswürdigen Person des Herrn, von den Tagen, da Er in ihrer Mitte Seinen Dienst erfüllte. Er nennt Ihn «Jesus der Nazaräer», der von ihnen verachtet wurde, aber als «von Gott» an sie «erwiesen» war durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch Ihn in ihrer Mitte tat. Aber sie haben Ihn umbringen lassen. Das ist das Werk des Menschen und kennzeichnet seinen Zustand vor Gott im Gegensatz zur Wertschätzung Christi durch Gott. Von seiten Gottes wurde Jesus nach Seinem Ratschluss und nach Seiner Vorkenntnis in die Hände der Sünder überliefert. Trotzdem tragen die Menschen ihre volle Verantwortung für Seinen Tod. Wenn sich Gott im Hinblick auf den Tod Seines Sohnes der Bosheit des Menschen bediente, so hat Er Ihn anderseits auferweckt, zu Seiner Rechten erhöht und Ihn zum Herrn und Christus gemacht, indem Er so Seiner vollkommenen Befriedigung über das am Kreuze vollbrachte Werk Ausdruck gibt. Da, wo der Hass des Menschen gegenüber Gott seinen Höhepunkt erreicht hat, ist die Liebe Gottes gegenüber solchen Sündern vollkommen enthüllt worden: Sie hat durch dieses Werk dem Menschen die Möglichkeit geschenkt, in die heilige Gegenwart Gottes einzutreten.

Verse 23 bis 24

Der «bestimmte Ratschluss» ist gleichbedeutend mit dem «ewigen Ratschluss» Gottes. Die «Vorkenntnis» hingegen ist die Kenntnis Gottes von den Umständen, welche die Erfüllung Seiner Ratschlüsse begleiten sollten. Alles, was Christum betraf, wurde vorausgesehen und ist durch die Propheten verkündigt worden, und alles hatte sich erfüllt. Die Juden haben Jesum zum Tode gebracht, Gott aber hat Ihn auferweckt. Er hat die Wehen des Todes aufgelöst, da es nicht möglich war, dass Er von denselben behalten würde. Der Tod wird hier sozusagen als Person betrachtet. Er hat dem Herrn unendliche Wehen verursacht. Wegen der Dazwischenkunft Gottes aber musste der Tod Christum, der zu unserer Befreiung in Gnade in seinen Bereich gekommen war, wieder entlassen. Er durfte Ihn nicht zurückbehalten. Er hatte keinerlei Recht auf Ihn. Diese Befreiung war die Antwort auf das Flehen des Herrn in Gethsemane zu Dem, der Ihn aus dem Tode zu erretten vermochte. Er wurde erst daraus errettet, nachdem Er hineingegangen war. Der so als Person betrachtete Tod umfasst alle Leiden, die der Herr als Folgen der Sünde der Menschen erduldet hat, sowohl das Verlassensein von Gott in den Stunden der Finsternis, als auch den Tod des Leibes, den Gott Adam an gedroht hatte, für den Fall seines Ungehorsams. Der Herr musste sagen: «Ich rufe des Tages, und du antwortest nicht; und des Nachts, und mir wird keine Ruhe» (Ps. 22,2).

Nachdem der Herr das Gericht, das wir verdienten, getragen und so der Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes Genüge getan hatte, ist Er in das Grab gelegt worden, um als Sieger daraus hervorzukommen. Er hat den Tod zunichte gemacht und den Sieg über Satan und über alle Folgen der Sünde errungen. Er, der in die unteren Teile der Erde hinabgestiegen war, ist hinaufgestiegen über alle Himmel, um alles mit Seiner Macht und Seiner Herrlichkeit zu erfüllen. Ihn hat Gott sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht. Von dort her hat Er den Heiligen Geist gesandt, damit Er in dieser Welt, im Zusammenhang mit der Verkündigung des Evangeliums durch die Erlösten, in den Menschen das Werk der Befreiung von der Macht Satans und des Todes ausführe, auf Grund des Sieges, den der Herr über alle Feinde errungen hat. Er hat Ihn aber auch gesandt, wie es in Psalm 68,18 heißt, «damit der HERR eine Wohnung habe». Das sehen wir in diesem Kapitel erfüllt: Gott nimmt von Seiner Wohnung Besitz durch den Heiligen Geist.

Verse 25 bis 28

Diese Befreiung des Herrn aus dem Tode war schon durch den königlichen Propheten im 16. Psalm angekündigt worden, und Petrus führt vier Verse daraus an. In diesem Psalm, aus dem die Abhängigkeit und Gottseligkeit Jesu hervorleuchtet, sehen wir Ihn mit dem Vertrauen, das Ihn auf Seiner ganzen Laufbahn hienieden gekennzeichnet hat, vor der Schwelle des Todes anlangen. Dieser feierliche Augenblick war jetzt vor den Augen des Psalmisten. Er, der den HERRN stets vor sich gestellt hatte und nur für Seinen Willen lebte, hat Ihn auch in der Gegenwart des Todes nicht aus den Blicken verloren. Er wusste Ihn zu Seiner Rechten und wurde daher nicht wankend. Sein Herz freute sich, und Er war voller Vertrauen in diesen Gott, dem Er treu gedient hat. Er hatte das Grab, die Auferstehung und das Angesicht Seines Gottes vor sich. Er wusste, dass Seine Seele nicht an dem Orte, wo sie vom Leibe getrennt ist, gelassen werden und Sein Leib nicht verwesen würde.

Der Unterschied zwischen der Übersetzung (V. 28): «Du hast mir kundgetan Wege des Lebens» und dem hebräischen Text: «Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens» erklärt sich dadurch, dass für Petrus die historische Tatsache in der Vergangenheit lag, für David aber in der Zukunft. In Hebräer 12,2 wird gesagt, dass Jesus der Schande nicht achtend, für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz erduldete. Und aus unserem Psalm ersehen wir, dass diese Freude darin bestand, sich nach dem Wandel auf dem Weg des Lebens, der Ihn durch den Tod führte, wieder vor dem Angesicht Seines Gottes einzufinden. Das Wort «Frommer» (oder «Heiliger») in Apg. 2,27 drückt nicht die Heiligkeit Gottes in der Absonderung vom Bösen aus. Es ist hier vielmehr Heiligkeit in der Übereinstimmung mit dem, was Gott gefällt, was Gott fordert, gemeint. In Psalm 4,3 haben wir dasselbe Wort: «Erkennet doch, dass der HERR den Frommen für sich abgesondert hat», und auch in Psalm 89,19: «Dazumal redetest du im Gesicht von deinem Frommen» (siehe 2. Chr. 6,41).

Verse 29 bis 32

Petrus bewies den Juden, dass diese Stelle im 16. Psalm sich nicht auf David beziehen konnte, da dessen Grab sich immer noch unter ihnen befand. Weil aber David ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eide geschworen hatte, einen seiner Nachkommen auf seinen Thron zu setzen (1. Chr. 17,11; Psalm 89, 35-36; 132, 11), und dass Er «die gewissen Gnaden Davids» geben würde, sagte er, in Voraussicht auf die Auferstehung Christi, dass der Herr nicht im Hades zurückgelassen, noch Sein Fleisch die Verwesung sehen würde. Konnte es einen schlagenderen Beweis geben hinsichtlich der Auferstehung Jesu? Das Grab Davids enthielt immer noch die Reste seiner sterblichen Hülle, das Grab Christi aber war leer, und die Jünger waren als Zeugen Seiner Auferstehung anwesend.

Vers 33

Im 33. Vers kommt Petrus zum Schluss seiner Folgerung: Jesus, der durch die Rechte Gottes erhöht worden ist, hat die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen und diesen ausgegossen, wovon sie alle Zeugen waren. Der vom Himmel herab gesandte Heilige Geist ist Zeuge der Verherrlichung Christi, den die Menschen umgebracht hatten.

Die Verheißung des Heiligen Geistes war im Alten Testament in Verbindung mit dem Tausendjährigen Reiche. Im Neuen Testament aber ist sie in Verbindung mit den himmlischen Segnungen, über welche der Heilige Geist die Gläubigen belehrt, die sich auf dem Wege zur Herrlichkeit befinden.

Verse 34 bis 36

Im 34. Vers gibt Petrus die Antwort auf eine Frage des Herrn an die Juden, die sie unbeantwortet ließen: «Wie nennt David ihn denn im Geiste Herr… Wie ist er sein Sohn?» (Matth. 22,43.45). «Denn nicht David», sagt der Apostel, «ist in den Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: ,Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße‘.» Weil Jesus durch die Menschen verworfen worden ist, wurde Er zur Rechten der Majestät erhoben. Gott hat Dem, der Ihn verherrlicht hat, die Herrlichkeit gegeben, welche die Menschen Ihm verweigerten, und zwar eine noch größere Herrlichkeit. Anstatt über die Feinde Christi Seine Gerichte kommen zu lassen, übt jetzt Gott gegenüber allen Menschen Langmut und Gnade, und der Herr wartet in der Herrlichkeit auf den vom Vater bestimmten Augenblick, um Seine glorreiche Herrschaft aufzurichten. Das geschieht dann, wenn Seine Feinde gelegt sind zum Schemel Seiner Füße.

Obwohl die Menschen Jesum verachtet und zu Tode gebracht hatten, und obwohl Er jetzt abwesend war von dieser Welt, sagte Petrus: «Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.» Auf Grund eines klaren Zeugnisses der Schriften und in der überzeugenden Kraft des Heiligen Geistes legte Petrus die ganze Größe der Sünde der Verwerfung Christi auf das Gewissen des Volkes und gleichzeitig auch die Tatsache, dass Ihn Gott mit Herrlichkeit gekrönt und Ihn zum Herrn über das ganze Weltall und zum Christus über Israel gemacht hat. Diese Tatsachen waren geeignet, das Herz des Volkes mit Reue zu erfüllen. Es durfte nun Gebrauch machen von der Gnade, die ihm auf Grund der Fürsprache Christi und Seines Werkes am Kreuze angeboten wurde.

Wenn ein Ungläubiger erkennte, dass durch das Brechen des Brotes der «Tod des Herrn verkündigt wird», so könnte sein Gewissen in der gleichen Weise ergriffen werden wie es bei den 3000 geschah, die hier Buße taten. Denn durch das Brechen des Brotes und das Trinken des Kelches verkündigen wir vor der Welt, dass Der, welcher von Gott und von den Gläubigen als der einzig wirkliche «Herr» anerkannt wird, von Seiten des Menschen und der Welt nur den Tod gefunden hat. Das Brechen des Brotes bringt der Welt ihre gesetzlose Tat gegenüber Christo in Erinnerung. Welches wird das Teil derer sein, die, wenn Er kommt, zu Seinen Feinden gehören?

Verse 37 bis 38

Beim Hören der Predigt des Petrus füllte sich das Herz einer großen Zahl unter den Zuhörern mit einem Gefühl der Reue. Sie sahen die Schwere ihrer Schuld ein, die sie sich durch die Verwerfung Dessen, den Gott nun zum Herrn und Christus gemacht hat, aufgeladen hatten. Ihre Gewissen wurden im Hinblick auf diese Tatsache, die ihnen zur Last gelegt wurde und die nicht wieder gutzumachen war, aufgeweckt. Was sie getan hatten, musste die Gerichte Gottes auf sie herabziehen, und nun sagten sie zu Petrus und den andern Aposteln: «Was sollen wir tun, Brüder?» Das Gegenteil von dem, was sie vorher getan hatten! Den Herrn aufnehmen, Seine Autorität anerkennen, in Seinem Tod das sehen, was sie selber verdient haben. «Tut Buße», ruft ihnen Petrus zu, «und ein jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.»

Die Buße ist eine Änderung der Gesinnung, in weicher man sich selbst und seine Taten unter das Urteil Gottes stellt, in der tiefen Betrübnis, Ihn beleidigt zu haben. Durch die Taufe machten sie sich eins mit dem Tode Christi, als dem alleinigen Mittel, dem Gericht, das sie verdient haben, zu entfliehen. Dadurch trennten sie sich auch von dem verkehrten Geschlecht, das den Herrn verworfen hat und auf welches die Gerichte herabfallen mussten. Durch diesen Tod konnten ihnen die Sünden vergeben und der Heilige Geist gegeben werden. Die christliche Taufe verbindet den Gläubigen mit einem gestorbenen Christus; die Taufe Johannes‘ hingegen stellte die Beziehungen mit einem auf der Erde lebenden Christus her. Die Taufe ist ein Bild von dem Tode Christi, der den Menschen von der Welt befreit. Sie entspricht dem Durchgang durch das Rote Meer, der Israel von Ägypten und der Macht seines Königs befreite und das Volk zu Gott in die Wüste führte, wo Er unter ihm wohnen konnte.

In der Predigt des Petrus und den Ergebnissen, die sie hervorgebracht hat, sieht man den Unterschied, der zwischen dem Wirken des Heiligen Geistes in einer Seele und Seiner Innewohnung in einem Gläubigen besteht, der das Leben hat. Durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes mittelst des Wortes wurden die Zuhörer mit Reue erfüllt und zum Heile geführt. Dann empfingen sie den Heiligen Geist, das Siegel Gottes auf dem Gläubigen. Durch den Heiligen Geist empfängt der Gläubige das Bewusstsein seiner Beziehung zu Gott als seinem Vater (Gal. 4,6). Der Heilige Geist ist die Kraft der neuen Natur, Er gibt Verständnis für die Gedanken Gottes, Er bringt den Frieden, die Gemeinschaft der Heiligen untereinander und alles, was das Christentum kennzeichnet indem Er das mitteilt, was von Christo ist.

Vers 39

«Denn euch ist die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele irgend der Herr, unser Gott herzurufen wird.» Unter dieser «Verheißung» ist die Gabe des Heiligen Geistes zu verstehen. Er wird «der Geist der Verheißung» genannt (Eph. 1,13). Er gehörte zu den «größten und kostbaren Verheißungen», wovon in 2. Petr. 1,4 die Rede ist. Diese Verheißung war den Israeliten und ihren Kindern gegeben. Sie wird sich eines Tages für sie erfüllen, wenn sie auf Ihn blicken werden, den sie durchstochen haben. Aber man sieht eine offene Türe für die Nationen in der Anspielung von Jesaja 57,19: «Der HERR spricht: Friede, Friede den Fernen und den Nahen, und ich will es heilen.»

Das Werk, das sich in denen vollzog, die hier das Wort aufgenommen haben, ist ein Muster dessen, was sich im Überrest des Endes vollziehen wird, wenn er seine Sünde der Verwerfung des Herrn erkannt haben und von tiefer Reue erfüllt sein wird. Jene Gläubigen werden zuerst wehklagen, wie wir es in Sacharja 13 sehen, bevor sie sich der Vergebung ihrer Sünden bei der Erscheinung des Herrn erfreuen können. In der Apostelgeschichte tritt dieser Überrest in die Versammlung ein; am Ende der Zeiten wird er im Hinblick auf die tausendjährigen Segnungen das wiederhergestellte Volk bilden.

Aus diesem 39. Vers ersehen wir auch, dass die Berufung von Gott ist. Die Er herzuruft, kommen zu Ihm. Man muss allen das Evangelium verkündigen, damit alle, die der Herr herzuruft, es hören. Er ruft zu Sich her, welche Gnade! Ohne diesen Ruf würde niemand kommen. Und durch den Tod Christi wird der Mensch zu Gott geführt (1. Petr. 3,18).

Verse 40 bis 41

Petrus beschwor und ermahnte seine Zuhörer mit vielen anderen Worten, sich retten zu lassen von diesem verkehrten Geschlecht, über welches bald die Gerichte hereinbrechen sollten. Im 47. Verse heißt es, dass «der Herr täglich zu der Versammlung hinzutat, die gerettet werden sollten»; gerettet von den Gerichten, die das widerspenstige Volk treffen würden. So werden auch heute die Menschen, die das Evangelium annehmen, von dem Zorn, der über die abgefallene Christenheit kommen wird, gerettet werden.

Die das Wort aufnahmen, wurden getauft und ungefähr dreitausend Seelen zu den Aposteln und den übrigen Gläubigen, die seit dem Kommen des Heiligen Geistes die Versammlung bildeten, hinzugetan. Das war das Resultat dieser ersten Verkündigung. Sie ist ein Muster für die Art und Weise, wie das Evangelium dargereicht werden soll, damit das Werk Gottes in einer Seele geschehen kann. Das Evangelium hat den Sohn Gottes zum Gegenstand. Es ist das «Evangelium Gottes über seinen Sohn» (Röm. 1,3). Dem Sünder muss die Schuldhaftigkeit des Menschen, die Buße und Christus als Heiland vorgestellt werden. Das Gewissen kann nur durch die Wahrheit erreicht werden. Mit dem Einwirken auf die Gefühle wird das Gewissen nicht berührt.

Vers 42

Nachdem sie nun in diesen neuen Zustand der Dinge, in das Christentum eingeführt worden waren, «verharrten» diese Gläubigen «in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten».

Die «Lehre der Apostel» ist die Gesamtheit der Wahrheiten, die sie verkündigten. Auf diese Lehre, auf diese Grundlage ist die Versammlung gegründet. Das war es, worin sie verharrten und in welchem auch wir heute zu verharren haben, inmitten des Verfalls der bekennenden Christenheit. Diese Lehre des Anfangs ist auch die Lehre des Endes. Es wird immer in der Einzahl von ihr gesprochen. Sie umfasst jede Unterweisung im Christentum. Sie ist «die Lehre des Christus» (2. Joh. 9). Wenn aber von Lehren geschrieben wurde, die dieser Lehre fremd sind, so wurden sie immer in der Mehrzahl erwähnt: «mancherlei und fremde Lehren» (Hebr. 13,9). In den Briefen an Timotheus und Titus, die im Hinblick auf das Ende geschrieben worden sind, ist viel von der «Lehre der Apostel» die Rede. Durch das Verharren in der Lehre werden wir in der Wahrheit bewahrt. Der Apostel Johannes sagt: «Wer Gott kennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums» (1.Joh. 4,6).

Durch das Hören auf die Apostel und das Verharren in ihrer Lehre wird es möglich, die Gemeinschaft zu genießen. Wir haben ein gemeinsames Teil mit allen Gläubigen in den Dingen, welche die Apostel geoffenbart haben. «Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habet» (1.Joh. 1,3).

In dem Genuss so herrlicher Dinge lebend, empfindet das Herz das Bedürfnis, sich beim Brechen des Brotes des Todes des Herrn zu erinnern, durch welchen Er uns so reiche Segnungen erworben hat. Wir sehen, dass die ersten Christen es immer in ihren Häusern getan haben. Die Person des Herrn und Sein Tod hatten für sie in der Frische dieses neuen Lebens den ganzen Wert, den auch wir ihnen beimessen sollten.

Und im Bewusstsein ihrer Schwachheit, aber auch der ganzen Gnade und aller Hilfsquellen, die ihnen von oben her zuflossen, verharrten sie auch in den Gebeten.

Es ist ermunternd, feststellen zu können, dass alle Hilfsquellen und alles, was jenen Gläubigen im wunderbaren Anfang des Christentums die Glückseligkeit ausmachte, noch heute wie damals, ebenso vollständig zu unserer Verfügung stehen. Was von Gott ist, ändert sich nicht.

Vers 43

In Gegenwart einer solch wunderbaren Offenbarung dieser neuen Dinge, in welchen sich die Macht des Heiligen Geistes ungehindert entfalten konnte, und wo alles, was das natürliche Herz kennzeichnet, ausgeschlossen war, «kam jede Seele Furcht an». Die Gegenwart Gottes war da durch Seinen Geist und in den Gläubigen. Was in Hebräer 2,4 gesagt ist, hatte sich erfüllt: «Indem Gott außerdem mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen». «Es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel» wird hier gesagt. Sie dienten nicht zur Erbauung der Gläubigen, sondern zur Bestätigung des Wortes, als eine Offenbarung der Macht gegenüber denen, die draußen waren. Sie dienten zur Förderung dieser neuen Sache, die Gott in einer Welt aufrichtete, welche Seinen Sohn verworfen hat. Die Christenheit ist heute im Verfall, und der Heilige Geist, der durch die Missachtung der Lehre der Apostel betrübt ist, kann gewisse Auswirkungen der Kraft nicht mehr kundmachen.

Verse 44 bis 45

In der göttlichen Natur macht sich unter dem Einfluss des Heiligen Geistes ein Bedürfnis nach Einheit geltend. Alle Gläubigen waren an einem Orte versammelt. Und da sie sich in einem so großen Maße über ihre himmlischen Güter freuten, verwirklichten sie auch die Gemeinschaft in ihren irdischen Gütern. Diese wurden für die gegenseitigen Bedürfnisse in den Dienst der Liebe gestellt. Ist die Liebe tätig, so kann dies auch heute noch im selben Geiste, wenn vielleicht auch in einer anderen Form, geschehen.

Verse 46 bis 47

Die Apostel übten ihre Tätigkeit in zwei verschiedenen Bereichen aus: in der alten und in der neuen Ordnung der Dinge. Sie verharrten täglich einmütig im Tempel. Sie legten Zeugnis ab in der alten Haushaltung, die noch solange bestand, als Gott gegenüber Seinem Volke in Geduld Gnade übte. Sie nahmen teil am Dienste des HERRN in Seinem Tempel. Bevor Paulus die Lehre von der Stellung der Kirche verkündigte, wurde die Versammlung noch nicht scharf vom Judentum unterschieden. Die Jünger versammelten sich auch in den Häusern, um mit Freude das Brot zu brechen in der brüderlichen Gemeinschaft. «Sie nahmen Speise mit Frohlocken und Einfalt des Herzens», als aus der Hand Gottes, als Beweis Seiner Fürsorge. Das Lob Gottes überfloss in ihren Herzen. Sie hatten Gunst bei dem ganzen Volke, das Zeuge war von den reinen Offenbarungen des Lebens Gottes in Seiner ganzen Frische. Der Herr fügte täglich solche zu der Versammlung hinzu, die von den kommenden Gerichten gerettet werden sollten. Zu diesem Dienst benutzte Er die Apostel; aber es war SEIN Werk. Die Diener können sich aus den Ergebnissen ihrer Arbeit keinerlei Verdienst zuschreiben. Alles ist das Werk des Herrn. Das sehen wir überall in diesem Buche. Von der Herrlichkeit her setzt der Herr das Werk fort, das Er hienieden begonnen hatte (Kap. 1,1). Er ist es, der die Versammlung baut (Matth. 16,18). Auch heute noch tut Er dieses Werk. Wenn eine Seele bekehrt wird, fügt der Herr sie der Versammlung hinzu; sie ist ein Glied am Leibe Christi und kann ihren Platz am Tische des Herrn einnehmen. Aber, in Anbetracht des Verfalls in der Christenheit, erheischt es die Ordnung, dass sie den Wunsch, ihren Platz einzunehmen, bekanntgibt. Wenn der Herr selbst die Glaubenden zu der Versammlung hinzufügt, so ist es wichtig, einen Neubekehrten darüber zu belehren, dass er nun ein Glied am Leibe Christi ist, ein lebendiger Stein im Hause Gottes, und nicht nur ein Wesen, das vom Gericht befreit ist und sich nun versammeln kann wo und wie es ihm gutdünkt.

In diesem letzten Verse wird die «Versammlung» zum ersten Mal genannt. Die Dreitausend (V. 41) waren ihr hinzugefügt worden, ohne dass sie dort besonders erwähnt wurde.

Kapitel 3, Verse 1 bis 11

Als Petrus und Johannes zur Stunde des Gebets zusammen in den Tempel hinausgingen, wurde gerade ein gewisser Mann, der von seiner Mutter Leibe an lahm war, zur «schönen Pforte» des Tempels getragen. Als dieser Petrus und Johannes sah, die in den Tempel eintreten wollten, bat er, dass er ein Almosen empfinge. Petrus sprach zu ihm: «Sieh uns an!» Er aber gab acht auf sie, in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Weit entfernt davon, an eine Heilung zu denken, wäre er mit einer kleinen Unterstützung, die es ihm erlaubt hätte, in diesem elenden Zustand weiter zu leben, zufrieden gewesen. Aber Gott hielt eine volle Befreiung für ihn bereit. Petrus sagt zu ihm: «Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: In dem Namen Jesu Christi, des Nazaräers, stehe auf und wandle! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Alsbald aber wurden seine Füße und seine Knöchel stark, und aufspringend stand er und wandelte; und er ging mit ihnen in den Tempel, wandelte und sprang und lobte Gott.»

Die Volksmenge war Zeuge dieses Wunders und wurde mit Staunen und Verwunderung erfüllt. Sie liefen zusammen und sahen unverwandt auf Petrus und Johannes, als diese mit dem Geheilten in den Tempel traten. Gott führte sie durch dieses Mittel zu den Aposteln, damit sie die Ansprache hörten, die Petrus an sie richten würde.

Verse 12 bis 15

Im vorhergehenden Kapitel sahen wir, wie die Offenbarung der Kraft des Heiligen Geistes, in der Gabe der Sprachen, Petrus Gelegenheit gab, den Juden ihre Schuld vor die Augen zu führen. Er zeigte ihnen, auf welchen Platz Gott Seinen Sohn erhoben hat, indem Er Ihn zum Herrn und Christus machte, Ihn, den sie gekreuzigt hatten. Aus dieser Herrlichkeit herab hatte Er ihnen den Heiligen Geist gesandt. So viele das Wort aufnahmen und glaubten, hatten Ihn empfangen und bildeten von da an die Versammlung, diese neue Körperschaft, die hier auf der Erde anstelle Israels den Platz des Zeugnisses einnehmen sollte.

In dem jetzt vor uns liegenden Kapitel, in welchem uns erzählt wird, wie sich die Macht des Heiligen Geistes an einem armen Kranken erwies, ergriff Petrus wieder die Gelegenheit, um den Juden ihre schreckliche Sünde in Erinnerung zu rufen: «Gott hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überliefert und angesichts des Pilatus verleugnet habt». Wenn sie jetzt aber Buße täten, und sich bekehrten, würde Gott ihnen Jesum Christum senden und durch Ihn alles das ausführen, was die Propheten verheißen hatten (Verse 19-21). In diesem Kapitel wird weder von der Versammlung, noch von den Ratschlüssen Gottes, sondern von Seiner Langmut gegenüber dem schuldigen Volk, auf Grund der Fürsprache Christi auf dem Kreuze, gesprochen. Er hatte ausgerufen: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Luk. 23,34). Dieses Gebet ist erhört worden. Die Gerichte sind nicht sogleich über das Volk gekommen. Gott übte ihnen gegenüber noch Geduld und stellte ihnen, falls sie Buße täten, die Rückkehr Seines Sohnes in Aussicht, um sie dann zu segnen.

Als aller Augen auf ihn und auf seinen Gefährten gerichtet waren, wehrte sich Petrus dagegen, dass das Volk die Kraft, die durch dieses Wunder geoffenbart wurde, ihnen zuschrieb. Dann fuhr er fort: «Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überliefert und angesichts des Pilatus verleugnet habt, als dieser geurteilt hatte, ihn loszugeben». Hier wird auf die Schuld des Volkes noch mehr Nachdruck gelegt als im 23. Vers des 2. Kapitels. Petrus erwähnt den Gott ihrer Väter und verknüpft die dem Volk gegebenen Verheißungen mit dem Messias, den sie verworfen haben. Dieser Gott ist es, der Christum verherrlicht hat; sie aber haben Ihn getötet, sie, die Nachkommen ihrer Väter, während ein Heide, ein Fremdling betreffs der Bündnisse der Verheißung, Ihn hatte freigeben wollen. Gemäß dem 14. Vers besteht ihre Schuld darin, dass sie Ihm einen Mörder vorgezogen haben, nachdem sie doch Augenzeugen des Lebens dieses Heiligen und Gerechten gewesen waren. Im 15. Vers legt er ihnen zur Last, dass sie den Urheber des Lebens getötet haben. In absolutem Gegensatz zu ihrer Tat hat Ihn Gott aus den Toten auferweckt, wovon die Apostel Zeugen waren.

Nach einer solchen Offenbarung der Macht, die durch den Namen Jesu soeben stattgefunden hatte, im Unglauben zu verbleiben, vergrößerte noch die Schuld des Volkes. Vom 4. Kapitel an ist nicht mehr die Rede von Unwissenheit, wie hier im 17. Vers, und der Widerstand gegen das Zeugnis des Heiligen Geistes verschärft sich mehr und mehr.

Die Auferstehung Jesu aus den Toten war das wichtigste Zeugnis, das die Jünger abzulegen hatten. Diese Tatsache war vor allem ein Beweis von der Gunst Gottes, die auf Seinem vielgeliebten Sohn ruhte. Er war Mensch geworden, um Gott zu verherrlichen. Durch Seinen Tod war es möglich geworden, die göttlichen Ratschlüsse zu erfüllen, und durch Seine Auferstehung hatte Er sich als Sohn Gottes in Kraft erwiesen. Und gerade diese Auferstehung enthüllte die Ungeheuerlichkeit der Sünde des Volkes. Sie ist auch der Beweis, dass Gott die Welt in Gerechtigkeit richten wird (Apostelg. 17,31). Die Auferstehung Christi ist schließlich auch der erste Teil der ersten Auferstehung: «Der Erstling, Christus, sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft» (1.Kor. 15,23).

Kapitel 3, Vers 16

Petrus beharrt auf der Tatsache, dass die Heilung des Gelähmten durch den Glauben an den Namen Dessen zustande kam, den das Volk getötet, aber den Gott aus den Toten auferweckt hat: «Und durch Glauben an seinen Namen hat sein Name diesen, den ihr sehet und kennet, stark gemacht; und der Glaube, der durch ihn ist, hat ihm diese vollkommene Gesundheit gegeben vor euch allen.» Es war der Glaube der Jünger an den Namen des aus den Toten auferweckten Herrn Jesus, durch den dieses Wunder vollbracht wurde. Der Apostel fügt hinzu, dieser Glaube sei durch Jesum; Er sei dessen Urheber und keine andere Person; und diesem Glauben sei es zuzuschreiben, dass dieser Mensch nun über alle seine Glieder verfügen könne. Alles wird Jesu zugeschrieben; Er ist es, der durch die Apostel das Werk, das Er auf der Erde begonnen hatte, in Kraft weiterführt. Durch den Glauben an Ihn vollbrachten sie größere Werke als die, welche Er selber hienieden getan hatte. Mit dem Unterschied allerdings: Die durch Jesum vollbrachten Werke gaben Zeugnis von der Tatsache, dass der Vater in Ihm war (Joh. 14,11); die Werke aber, die Er durch die Apostel tat, waren ein Zeugnis von Seiner Verherrlichung.

Verse 17 bis 18

Petrus schreibt den Tod Jesu der Unwissenheit des Volkes und seiner Obersten zu. Die Gnade allein kann eine solche Sprache führen. Gott will voraussetzen, dass sie Seinen Sohn durch Unwissenheit verworfen haben, bis sie das Zeugnis des Heiligen Geistes über den verherrlichten Christus verwerfen würden. Was sie getan haben – sie waren jedoch dafür verantwortlich – war die Erfüllung der durch die Propheten zuvor verkündigten Dinge, nämlich, «dass Christus leiden sollte». Der Tod Christi war eine unbedingte Notwendigkeit; alle Ratschlüsse Gottes gründeten sich auf ihn; seinetwegen wurde das Volk aufgerufen, Buße zu tun und sich zu bekehren, damit dessen Sünden ausgetilgt würden. Wenn Gott Sein Volk, wenn Er den Menschen segnen will, so ist es für Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit eine unerlässliche Notwendigkeit, dass zuvor die Sünde ausgetilgt werde. Bei der Verkündigung des Evangeliums kann man diese Tatsache nicht genug betonen.

Verse 19 bis 21

Nachdem er festgestellt hat, dass der Christus leiden sollte, fügt Petrus bei: «So tut nun Buße und bekehret euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn, und er den euch zuvor verordneten Jesus Christus sende, welchen freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.» Die Buße wird hier in bezug auf ihre «Sünde aus Unwissenheit» vor sie hingestellt. Das entspricht dem, was das Gesetz hinsichtlich der Sünde aus Versehen sagt. Für die Sünde «mit Willen» – um eine solche handelte es sich bei der Verwerfung des Zeugnisses des Heiligen Geistes durch das Volk – gab es keinen Raum für die Buße und infolgedessen auch keine Vergebung. Nur auf Grund der Buße und auf dem Boden der Gnade wird der künftige Überrest eine volle Vergebung finden. Der Aufruf richtet sich an alle, damit Zeiten der Erquickung kommen könnten, wie sie in unvergleichlicher Schönheit durch die Propheten, in Jesaja 11, 6-10; 60, 15-22 und in vielen andern Stellen, angekündigt wurden. Der Aufforderung des Petrus gehorchen nicht alle, doch erreicht sie das Herz einer großen Menge, denn die Zahl der gläubig gewordenen Männer, ohne Frauen und Kinder, stieg auf 5000 (Kap. 4,4).

Jesus Christus war zuvor verordnet und für das Volk bestimmt worden. So mussten also die Pläne Gottes zu ihren Gunsten unfehlbar in Erfüllung gehen. Aber der Himmel hat den Herrn, der auf Erden verworfen wurde, aufgenommen und Er bleibt dort während der Zeit Seiner Verwerfung. Stephanus sieht Ihn zur Rechten Gottes stehen. Dies deutet darauf hin, dass der Herr noch auf die Ergebnisse Seiner Verkündigung unter dem Volke durch den Dienst des Heiligen Geistes wartete und bereit stand, wiederzukommen. Nach der Verwerfung dieses Zeugnisses hat sich der Herr gesetzt. Anstatt zu herrschen, übt Er jetzt für die Gläubigen das Priestertum aus, und das jüdische Volk bleibt während der ganzen Zeitspanne, in welcher das himmlische Volk Gottes gesammelt wird, unter dem Gericht Gottes, bis es ausruft: «Gesegnet sei der da kommt in dem Namen des Herrn!» Dann wird die «Wiederherstellung aller Dinge» stattfinden. Dieser Ausdruck bezeichnet die Herrschaft Christi, unter welcher alles der Ordnung unterstellt wird, die den Gedanken Gottes entspricht. Nach der alten Ordnung der Dinge, das heißt, auf dem Boden der Verantwortlichkeit des Menschen, hat alles versagt: das Priestertum, das in Israel aufgerichtete Königtum und dann auch die den Nationen anvertraute Herrschaft. Unter der Regierung des Sohnes des Menschen wird alles in Vollkommenheit wiederhergestellt und aufrecht gehalten werden. Die «Wiederherstellung aller Dinge» bezeichnet also nicht, wie einige lehren, die Rückkehr zu dem Zustand, in welchem sich der Mensch und die Schöpfung vor dem Fall befand.

Verse 22 bis 24

Petrus zitiert eine Stelle aus dem 5. Buch Mose (18,18), um daran zu erinnern, dass schon Mose vom Herrn und den Gerichten, die als Folge Seiner Verwerfung kommen müssen, geweissagt hat: «Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir; auf ihn sollt ihr hören in allem, was irgend er zu euch reden wird. Es wird aber geschehen, jede Seele, die irgend auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volke ausgerottet werden.» Dieses Zeugnis Mose, für welchen die Juden eine so große Verehrung hatten, hätte auf jedes Gewissen wirken sollen, um so mehr, als sie der Stunde der in dieser Prophezeiung angekündigten Gerichte nahten. In der Anführung dieses Schriftwortes durch Petrus wird auf das Gericht noch mehr Nachdruck gelegt, als in der ursprünglichen Stelle im 5. Buch Mose, indem die Worte: «Von dem werde ich es fordern» ersetzt werden durch die in den Büchern Mose so häufige Wendung: «Jede Seele, die irgend auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volke ausgerottet werden» (Vergleiche 1. Mose 17,14; 3. Mose, die Kapitel 7, 17, 18, 19, 20 usw.).

Als der Herr auf der Erde war, sagte Er zu den Juden: «Wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben» (Joh. 5,46). Stephanus erinnert ebenfalls an die Stelle in 5. Mose 18,18, im Augenblick, als das Volk sich endgültig weigerte, auf die Worte dieses Propheten zu hören (Apg. 7,37). Petrus stützt sich in seinem Zeugnis auf alle Propheten von Samuel an. Alle haben die Tage der Verwerfung Christi, die Folgen, die daraus entstehen, und auch die Aufrichtung Seines Reiches angekündigt. Angesichts all dieser Zeugnisse hätte das Volk nicht mehr warten sollen, um Christum, den sie verworfen hatten, anzunehmen. Nach der Anführung von Mose nimmt Petrus Bezug auf die Prophezeiungen über Christum und zwar von Samuel an. Dieser hat als Prophet dem Verfall des Priestertums beigewohnt, hat es ersetzt und ist das Bindeglied zwischen Gott und dem Volke geworden. Während der ganzen Zeit der dunklen Geschichte des Königtums sind Propheten erweckt worden, um Den anzukündigen, der die Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten wird.

Verse 25 bis 26

Die Juden waren die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit Abraham gemacht hatte, als Er sprach: «Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde». Diese Verheißung war auf die Auferstehung Christi gegründet, wovon die Opferung Isaaks ein Vorbild war (1. Mose 22,18). Da Gott die Segnung der Nationen im Auge hatte und Jesus Christus für Sein Volk zuvor verordnet worden war, war es in erster Linie für sie, sagt der Apostel, dass «Gott, als er seinen Knecht erweckte, ihn gesandt hat, euch zu segnen, indem er einen jeden von euren Bosheiten abwendet». Wenn auch das Volk und seine Obersten aus Unwissenheit gehandelt hatten, so werden ihre Taten trotzdem «Bosheiten» genannt. Sie waren dem Herrn in Bosheit begegnet, und die folgenden Kapitel werden uns zeigen, dass sie in dieser Gesinnung verharrten.

Trotz der Verwerfung des Zeugnisses des Heiligen Geistes, hat sich später der Apostel Paulus immer zuerst an die Juden gewandt. Er handelte darin nach den Gedanken Gottes; aber als sie sich weigerten zu hören, sagte er ihnen: «Zu euch musste notwendig das Wort Gottes zuerst geredet werden; weil ihr es aber von euch stoßet und euch selbst nicht würdig achtet des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Nationen» (Apostelg. 13,46).

In Seiner großen Barmherzigkeit stellte Gott den Juden alles das vor, was geeignet war, ihr Gewissen aufzuwecken und sie dazu zu bewegen, den Herrn aufzunehmen, um sie so vor dem Gericht, das sie bedrohte, zu erretten. Er erleichterte ihnen die Buße durch die Voraussetzung, dass sie den Herrn aus Unwissenheit zum Tode gebracht hatten. Er erinnerte sie auch an alles, was die Propheten ihnen angekündigt hatten, dass sie die Söhne der Propheten waren und dass mit Abraham ein Bund gemacht worden sei. Er beharrte auf der Treue Gottes hinsichtlich Seiner Verheißungen, auf dem Vorzug, den sie vor allen Nationen hatten, die berufen waren, durch den Tod Christi in den Genuss geistlicher Segnungen zu gelangen. Ach, das alles erwies sich als nutzlos!

Dieses Kapitel nimmt in der Apostelgeschichte einen besonderen Platz ein. Die Gnade ruft das Volk auf, den Herrn anzunehmen, bevor es wegen seines halsstarrigen Festhaltens an Seiner Verwerfung beiseite gesetzt wird, und vor der Offenbarung der Ratschlüsse Gottes über die Versammlung. Petrus kündigte im 2. Kapitel an, dass, wenn das Volk Buße täte, der Heilige Geist kommen würde. Und im 3. Kapitel sagt er, dass, wenn sie Buße täten, der Herr wiederkommen würde, um Sein Reich aufzurichten. Der Heilige Geist war Israel wohl verheißen worden, aber als Er kam, begann Er das zu erfüllen, was sich auf die Versammlung bezog. Dadurch, dass Israel den ihnen im 3. Kapitel vorgestellten Herrn verwarf, wurden die durch die Propheten verheißenen Segnungen verunmöglicht, bis der künftige jüdische Überrest gebildet und in Gnaden angenommen wird. Der Heilige Geist wohnt nun in der Versammlung hienieden, während der Zeit der Verwerfung des Herrn. Er ist der Begleiter der Braut, bis sie mit ihrem Bräutigam zusammentrifft. Dann wird der Herr Seine Gerichte ausüben über die, die Ihn nicht aufnehmen wollten, und wird von Seinem Reiche Besitz ergreifen.

Kapitel 4, Verse 1 bis 2

Das 3. Kapitel teilte uns die Ansprache des Petrus mit, die er an die Volksmenge gerichtet hatte, welche wegen der Heilung des Gelähmten bei der Pforte des Tempels zusammengeströmt war. Hier treten nun die Priester, der Hauptmann des Tempels und die Sadducäer auf, welche es verdross, dass die Apostel das Volk lehrten und in Jesu die Auferstehung aus den Toten verkündigten. Wie zur Zeit des Herrn fürchteten diese Führer, ihr Einfluss und ihre Autorität könnte untergraben werden, wenn die Belehrungen der Apostel aufgenommen würden. Und zudem, wenn Gott Jesum wirklich auferweckt hatte, so war das ein spürbarer Stachel in ihrem Gewissen! In den Evangelien sehen wir, dass der Herr es mehr mit dem Widerstand der Pharisäer zu tun hatte. Jetzt aber traten besonders die Sadducäer in die Opposition, weil sich die Verkündigung der Apostel auf die Auferstehung Christi gründete. Denn diese Sekte leugnete sowohl die Auferstehung als auch die zukünftige Welt. Und Gott ließ diesem Widerstand freien Lauf, damit die Auferstehung des Herrn dadurch umso mehr ins Licht gerückt werde. Aber auch die Priester, die Obersten und Schriftgelehrten mit gegensätzlichen Ideen gehörten zu dieser gegnerischen Gruppe. Denn wenn es sich um Feindschaft gegen den Herrn handelte, waren sich alle einig. Sogar Pilatus und Herodes waren ja dadurch Freunde geworden.

Vers 2

Was den Widerstand dieser religiösen Führer erregte, war aber nicht nur der Umstand, dass die Auferstehung Jesu verkündigt wurde, sondern auch die Tatsache, dass die Apostel in Jesu die Auferstehung aus den Toten lehrten. Die Auferstehung aus den Toten ist ein wunderbares Geschehen. Die Gläubigen werden durch die Macht des Herrn, auf Grund Seiner eigenen Auferstehung, daran teilhaben. Als der vielgeliebte Sohn in Seinem Leben und in Seinem Sterben Gott verherrlicht hatte und ins Grab gelegt worden war, da ruhte das Wohlgefallen Gottes auf Ihm. Gott führte Ihn aus dem Tode heraus und setzte Ihn zu Seiner Rechten, dadurch bezeugend, dass der Tod besiegt ist. Der in der ganzen Vollkommenheit des Werkes Seines Sohnes vor Gott gestellte Gläubige wird auf Grund derselben Gunst aus der Mitte der übrigen Toten herausgerufen. Das ist die Folge dieser großen Wahrheit, welche den Widerspruch der Führer des Volkes und der Sadducäer so stark herausforderte. Sie ist eine der grundlegenden Wahrheiten des Christentums. Gott hatte schon durch das Zerreißen des Vorhanges im Tempel dem Werte des Werkes Seines Sohnes Zeugnis gegeben. Er zeigte dadurch an, dass der Mensch auf Grund des soeben vollbrachten Werkes in Seine Gegenwart eintreten kann. Aber durch die Auferstehung hatte Gott dem Werke und der Person Seines Sohnes öffentlich Zeugnis gegeben.

Verse 3 bis 4

Die Obersten setzten die Jünger bis auf den Morgen in Gewahrsam, denn es war schon spät. Sie hatten das Volk seit der neunten Stunde belehren können. «Viele aber von denen, welche das Wort gehört hatten, wurden gläubig; und es wurde die Zahl der Männer bei fünftausend.» Der Geist Gottes stellt hier den unversöhnlichen Hass der Führer dem Werke Gottes gegenüber, welches vor den Augen der Feinde Seines Sohnes geschah, trotz des Widerstandes Satans und der Menschen. Das Wort «aber» im 4. Vers macht uns auf diesen Umstand aufmerksam.

Verse 5 bis 7

Des folgenden Tages wuchs die Gruppe der Gegner zu einer großen Versammlung an. Nun waren die Obersten, die Ältesten und Schriftgelehrten, der Hohepriester und alle, die vom hohenpriesterlichen Geschlecht waren, beisammen. Alle, welche zu den religiösen Würdenträgern gehörten und eine imposante menschliche Macht darstellten, hatten sich gegen die Macht des Geistes Gottes verbunden, um einer – wie sie meinten – so ernsten Gefahr zu begegnen. Wenn die Wahrheit, also Gott selbst, aufgegeben wird, so stützt sich der Mensch auf das Sichtbare, um eine Autorität aufrechtzuhalten, die er nicht mehr besitzt.

Die Jünger erscheinen vor diesem eindrucksvollen Synedrium. Man legt ihnen die Frage vor: «In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr dies getan?» Die Feinde geben zu, dass zur Herbeiführung dieses Wunders eine Kraft wirksam war. Sie wussten wohl, dass Gott mächtige Taten tun konnte; aber durch welche Kraft und in welchem Namen hatten diese armen Galiläer gewirkt? Das war eine aufwühlende Frage; denn wenn es wirklich durch den Namen Jesu geschah, was sollte dann aus denen werden, die Ihn getötet hatten?

Verse 8 bis 12

Es ist die Kraft des Heiligen Geistes, welche die in diesem Buche beschriebene Tätigkeit kennzeichnet. Petrus ist «mit Heiligem Geiste erfüllt», um diesen Männern zu antworten. Dieser Ausdruck: «erfüllt mit Heiligem Geiste» findet sich in diesem Buche zehnmal: Kap. 2,4; 4,8 und 31; 6,3 und 5; 7,55; 9,17; 11,24; 13,9 und 52.

Petrus wendet sich in Kraft und Klarheit an die Obersten und Ältesten des Volkes. Er erfährt das, was der Herr in Lukas 21,15 vorausgesagt hat: «Ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Widersacher nicht werden widersprechen oder widerstehen können». Petrus sagt: «Oberste des Volkes und Älteste von Israel! Wenn wir heute über die Wohltat an einem kranken Menschen verhört und gefragt werden, wodurch dieser geheilt worden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volke Israel kund, dass in dem Namen Jesu Christi, des Nazaräers, welchen ihr gekreuzigt habt, den Gott auferweckt hat aus den Toten, dass durch ihn dieser gesund vor euch steht.»

Petrus stellt von neuem den Wert des Namens Jesu Christi, des Nazaräers, vor sie hin, legt aber den Nachdruck auf die Tatsache, dass Gott den, welchen sie gekreuzigt haben, aus den Toten auferweckt hat. Es ist das erste Mal, dass er sich an die Obersten wendet und er macht sie daher jetzt auf die ungeheure Last ihrer Verantwortung aufmerksam.

Er fügt bei: «Dieser ist der Stein, der von euch, den Bauleuten, für nichts geachtet, der zum Eckstein geworden ist. Und es ist in keinem anderen das Heil; denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen.» Der Apostel nimmt dabei Bezug auf Psalm 118,22, legt aber besonderen Nachdruck auf die Verachtung, mit welcher sie den Herrn behandelt hatten. Er braucht den Ausdruck: «für nichts geachtet», während im Psalm das Wort «verworfen» steht. Petrus führt diese Stelle auch in seinem ersten Briefe an, um zu zeigen, dass dieser Stein zum Fundament des Hauses Gottes, an welchem die Gläubigen lebendige Steine sind, geworden ist, aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Ärgernisses für die Ungehorsamen. Auch der Herr selbst nimmt nach Matth. 21, 42-45 auf diese Stelle bezug, wenn Er sagt: «Wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden»: Das war das Teil derer, die Ihn so hartnäckig verworfen haben. «Aber auf welchen irgend er fallen wird, den wird er zermalmen»: Das Gericht wird über sie hereinbrechen, wenn der Herr in Herrlichkeit erscheinen wird.

Aber in diesem Steine ist das Heil der Nation wie auch das Heil jedes einzelnen Menschen; weder in Israel noch unter den Nationen gibt es einen andern Namen, von dem dies gesagt werden könnte. Das Volk war in einem schrecklichen Zustand der Auflehnung gegen Gott, obwohl es Ihm zu dienen meinte. Die Nation ging daher dem Gericht entgegen. Kajaphas wollte dies verhindern, indem er Christum sterben ließ. Petrus bestätigt ihnen nun, dass nur in diesem Eckstein, den sie verworfen haben, das Heil ist.

Verse 13 bis 14

Der 13. Vers ist das schönste Zeugnis, das die Obersten den Jüngern geben konnten: «Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und inne wurden, dass es ungelehrte und ungebildete Leute seien, verwunderten sie sich; und sie erkannten, dass sie mit Jesu gewesen waren. Und da sie den Menschen, der geheilt worden war, bei ihnen stehen sahen, hatten sie nichts dawider zu sagen.» Sie befanden sich einer doppelten Offenbarung des Geistes gegenüber: Seiner Wirksamkeit in den Seelen, um sie zum Glauben zu führen und den Zeichen der Kraft, welche die Verkündigung des Wortes begleiteten. Zwei Tatsachen verschlossen in diesem Augenblick ihren Mund: die Kraft, in welcher Petrus und Johannes die Wahrheit vor sie hinstellten, und der im Namen Jesu durch die Wirksamkeit des Geistes geheilte Mensch.

Die Haltung des Johannes musste, obwohl er selber das Wort nicht ergriff, erstaunlich gewesen sein. Er hatte nahe bei dem Herrn gelebt und strahlte daher etwas von Ihm wider, als er sich mit Petrus und allem, was dieser sagte, einsmachte. Für die religiösen Führer waren die Apostel ungelehrte und gewöhnliche Leute, die nicht die Bildung von Rabbinern besaßen. Sie waren also Gegenstände der Verachtung für diese hochmütigen und anmaßenden Führer, die schon bei einer früheren Gelegenheit von dem gewöhnlichen Volk sagten: «Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht!» (Joh. 7,49). Aber nun sahen sie vom Geiste erfüllte Männer vor sich, zu denen sich Gott bekannte, während Er ferne war von ihnen. Die Kraft, in welcher die Jünger Zeugnis ablegten, beeindruckte die Gegner aufs Höchste. Sie zeigten dasselbe Erstaunen wie früher, als sie den Herrn hörten: «Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat?» (Joh. 7,15). «Er lehrte sie wie einer, der Gewalt hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten» (Matth. 7,29). Auch heute, wo dieser selbe Geist, der noch auf der Erde ist, in geringen Werkzeugen wirkt, kann dieselbe Tatsache, wenn auch in schwachem Maße, in Erscheinung treten: Ungebildete Leute vermögen das Wort Gottes auf eine erstaunliche Weise zu gebrauchen, so dass in den Seelen der Zuhörer göttliche, gesegnete Wirkungen hervorgebracht werden. Petrus und Johannes werden als solche erkannt, die mit Jesu gewesen waren. Johannes war wohl dem Hohenpriester bekannt, aber mehr noch als das, musste dem Synedrium die moralische Ähnlichkeit der Jünger mit dem Herrn aufgefallen sein. Die Zuhörer waren ja immer durch die Kraft der Worte Jesu getroffen worden, und nun begleitete diese Kraft auch die Worte derer, die mit Ihm gewesen waren. Dass doch die Verkündiger des Wortes immer als solche erkannt würden, die mit Jesu gewesen waren und in inniger Vertrautheit mit Ihm gelebt haben, bevor sie in der Öffentlichkeit erscheinen!

Das Synedrium hatte nichts dagegen zu sagen. Sie fühlten ihre Ohnmacht angesichts der Kraft Gottes, die sich hier offenbarte, die sie selbst aber nicht besaßen.

Kapitel 4, Verse 15 bis 17

Jetzt blieb diesen Menschen kein anderes Mittel mehr übrig, als sich durch Gewalt gegen Gott aufzulehnen. Die Obersten befahlen den Aposteln, aus dem Synedrium zu gehen. Dann besprachen sie sich untereinander und sagten: «Was sollen wir diesen Menschen tun? Denn dass wirklich ein kundbares Zeichen durch sie geschehen ist, ist allen offenbar, die zu Jerusalem wohnen, und wir können es nicht leugnen.» Aber wenn sie diese Tatsache auch nicht zu leugnen vermochten, so wollten sie doch wenigstens dagegen einschreiten, dass noch weiter davon gesprochen werde.

Armselige Entscheidung! Konnten sie dadurch der Kraft des Geistes Gottes entgegentreten und die Wirksamkeit dieser unsichtbar anwesenden dritten Person der Gottheit aufhalten? Machten sie damit das Werk der Gnade unmöglich, das nun in der Welt geschehen sollte, nachdem jetzt durch den gestorbenen und auferstandenen Herrn Jesus ein so vollkommener Sieg über den Tod und die Welt errungen worden war? Wie ist doch der Mensch in seinen Gedanken und in seinen Mitteln, mit welchen er gegen Gott streiten will, so klein und erbärmlich!

Das Synedrium beschloss, den Jüngern unter Drohungen zu verbieten, fernerhin zu irgend einem Menschen in dem Namen Jesu zu reden. Wie zu den Tagen des Herrn waren sich die religiösen Führer bewusst, dass sie ihr Ansehen einbüßten, wenn das Volk weiter auf die Apostel hören würde. Denn diese Obersten hatten nur Macht über ein unwissendes Volk, das sich von ihnen irreleiten ließ.

Verse 18 bis 20

Als sie die Jünger gerufen hatten, geboten sie ihnen daher, «sich durchaus nicht in dem Namen Jesu zu äußern noch zu lehren». Das waren vergebliche Verteidigungsmaßnahmen. Sie ließen nur erkennen, dass ihre Stellung unter dem Volke Gottes, unter welchem sie bisher einen Platz der Autorität eingenommen hatten, ins Wanken gekommen war.

Petrus und Johannes antworteten ihnen: «Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilet ihr; denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.» Gott war nicht mit diesen religiösen Führern, da sie die ihnen bestimmte Funktion nicht mehr erfüllten. Ihr Wort war nichtig und sie hatten alle ihre Vorrechte und alle Autorität verloren. Sie waren nichts als nur «Menschen» (Kap. 5,29). Die ganze Autorität und Macht ist in Gottes Hand, und Er übt sie aus durch Werkzeuge, die Er sich erwählt und die an den gestorbenen, auferstandenen und verherrlichten Jesus glauben. Neben ihnen sind alle andern nur Menschen, an welche sich Seine Gnade richtet. Aber diese Menschen können leider Instrumente für Satan werden, die er gebraucht, um – wenn auch vergeblich – dem Werke des Herrn zu widerstehen.

Verse 21 bis 22

Die Obersten bedrohten die Jünger noch mehr und entließen sie dann, «indem sie nicht fanden, auf welche Weise sie sie strafen sollten, um des Volkes Willen; denn alle verherrlichten Gott über das, was geschehen war.» Gott hat es zugelassen, dass die Apostel aus der Furcht der Führer, sich dem Volk zu entfremden, Nutzen zogen. Die Obersten spürten, dass die Ehre, die Gott gibt, von ihnen gewichen war, und wollten wenigstens ihre eigene Ehre retten. Das hinderte sie für den Augenblick daran, die Sache zu überstürzen.

Gott hatte sich in Seiner Weisheit einen von Geburt an gelähmten Menschen zum Zeugen ausersehen. Dessen Heilung war ein schlagender Beweis von der Macht Gottes. Dieser Mensch hatte seine Krankheit nicht vorgetäuscht; allen war sein Elend bekannt, das nun schon vierzig Jahre gedauert hatte. Angesichts eines solchen Zeugnisses konnten die Feinde nichts tun. Aber sie verhärteten ihre Herzen und ließen auf ihre Drohungen Tätlichkeiten folgen, und kurz darauf die Steinigung des Stephanus. Das war die Gesandtschaft, die sie hinter dem Herrn her sandten, um zu sagen: «Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche» (Lukas 19,14).

Unser vorliegendes Kapitel schildert uns den ersten Zusammenstoß der Apostel mit den religiösen Führern der Juden. Petrus richtete seine erste öffentliche Rede (Kapitel 2) an das Volk, das am Tage der Pfingsten in Jerusalem versammelt war; seine zweite (Kapitel 3) an das Volk, das sich vor dem Tempel angesammelt hatte; und hier hatte er vor dem Synedrium gesprochen.

In der Apostelgeschichte finden wir sieben Reden des Petrus: Kapitel 1,15-22; 2,14-36; 3,12-26; 4,8-22; 5,29-32; 10,34-43 und 15,6-12.

Vers 23

Als Petrus und Johannes entlassen waren, «kamen sie zu den Ihrigen und verkündeten alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten». Die «Ihrigen» waren abgesondert von der Masse des Volkes, versammelt durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in ihrer Mitte war und durch sie wirkte. Da konnten sie die Gemeinschaft mit Gott und auch die Gemeinschaft untereinander genießen. Die Welt, mit welcher Gott keine Gemeinschaft hatte, war draußen.

Verse 24 bis 26

Nach dem Anhören dieser Berichterstattung erhoben alle einmütig ihre Stimme, um mit besonderer Eindringlichkeit ihre Lage und die Lage des Werkes des Herrn vor Gott zu bringen. Angesichts des Widerstandes der Menschen wandten sie sich an den über alles erhabenen Gott und Herrn, der den Himmel und die Erde gemacht hat. Sie nahmen dabei Bezug auf das, was Er schon durch den Mund Davids, Seines Knechtes, über dieses Komplott der Nationen mit dem Volke Israel zur Empörung gegen den Herrn vorausgesagt hatte. Diese Prophezeiung wurde am Kreuze teilweise erfüllt, wird aber unter der Herrschaft des Antichrists ihre volle Verwirklichung finden. Darum führten die versammelten Gläubigen nur den 1. und 2. Vers des 2. Psalmes an.

Verse 27 bis 28

Dieses Komplott der Nationen, vertreten durch Pontius Pilatus und Herodes, hat mit dem Volke Israel tatsächlich stattgefunden. Aber dadurch sind nur die Ratschlüsse Gottes zustande gekommen. Dieser Tatsache gaben die Jünger hier Ausdruck, wie es auch Petrus in Kap. 2, 23-24 getan hat. Und wenn diese Völker die Verwirklichung der Ratschlüsse Gottes nicht verhindern konnten, so werden sie auch das Werk Gottes in dieser Welt, die Ausführung Seiner Gedanken der Gnade, nicht aufzuhalten vermögen.

Verse 29 bis 30

Die Jünger flehten in ihrem Gebet weder um Erleichterung ihrer Umstände, noch um die Vernichtung ihrer Feinde. Sie wünschten, dass sich durch den Namen Jesu, in Zeichen und Wundern, die Macht Gottes entfalte. Dass der Herr verherrlicht, das Evangelium mit aller Freimütigkeit verkündigt und das Werk des Herrn getan werde, das war ihr Ziel. Sie hatten sich dem Dienste des Herrn völlig hingegeben und wünschten diesen Dienst um jeden Preis zu erfüllen. Sie zählten auf die Mitwirkung Gottes durch Zeichen oder Wunder, die ihre Verkündigung als Beweis der Anerkennung Gottes begleiten sollten. Durch solche Wunder hatte Gott ja auch zum Worte des Herrn mitgezeugt (Hebr. 2,4 und Apostelg. 2,22). Das Wort des Antichrists wird mit Zeichen und Wundern der Lüge begleitet sein, gegenüber denen, die der Wahrheit widerstanden haben (2.Thess. 2,9-10; Offb. 13,11-15).

Es ist auffallend, dass die Jünger in diesem Augenblick, bei all ihrer tiefen Frömmigkeit, noch nicht in die Verwirklichung ihrer himmlischen Stellung und ihrer Einheit mit dem himmlischen Haupte eingetreten waren. Sie vermochten es erst später zu tun, als das Geheimnis der Versammlung dem Apostel Paulus kundgetan worden war. Daher nennen sie den Herrn «dein heiliger Knecht Jesus».

Wenn sie von David reden (Vers 25) sagen sie: «dein Knecht David», den Herrn aber nennen sie: «deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast» (Vers 27). Diese unterschiedliche Beschreibung lässt die ganze Vortrefflichkeit, die Gott in diesem vollkommenen Diener gefunden hat, hervortreten, eine Vortrefflichkeit, die dadurch belohnt wurde, dass Der, welcher bei den Menschen ein Gegenstand der Verachtung war, durch Gott aus den Toten auferweckt und verherrlicht worden ist. In der Offenbarung wird Er «der treue Zeuge» genannt (Kap. 1,5; 3,14). Er war treu in allem, was Gott Ihm anvertraut hat. Er war der einzige Diener, der einzige Mensch, den Gott ohne Blutbesprengung mit dem Heiligen Geiste salbte. Der Heilige Geist ist auf Ihn herabgestiegen, um von der Vortrefflichkeit Seiner Menschheit Zeugnis zu geben. Welch große Schuld hat das Volk durch die Verwerfung des «heiligen Knechtes Jesus» auf sich geladen!

Vers 31

Auf das Flehen der Jünger «bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit». Wunderbare Antwort! Schon im zweiten Kapitel wird erzählt, wie sie den Heiligen Geist empfangen hatten; hier aber stellt sie Gott unter Dessen mächtige Wirksamkeit, die sie für ihren Dienst benötigten. Gott zeigte ihnen dadurch, dass Der, welcher in ihnen und mit ihnen war, «größer ist als der, welcher in der Welt ist», und sie zu befähigen vermag, alle Schwierigkeiten, die ihnen begegnen würden, zu überwinden. Auch heute ist diese Kraft immer noch dieselbe, wenn sie sich auch vor der Welt nicht durch Zeichen offenbart. Sie reicht uns alles dar, was wir zur Erfüllung des Werkes des Herrn bedürfen. Es genügt, im Gehorsam gegen das Wort Gottes voranzugehen, um diese Erfahrung zu machen.

Wir finden in diesem Kapitel verschiedene Auswirkungen der Kraft des Heiligen Geistes: Im 8. Vers sehen wir sie in Petrus. Obwohl er ungebildet ist, richtet er sich doch mit Kraft an all die religiösen Führer des Volkes. Im 31. Vers wird die Kraft des Heiligen Geistes im Bewusstsein der Jünger so recht lebendig, und in den Versen 34 bis 37 sehen wir die durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in den Gläubigen hervorgebrachten Früchte. Im 4. Vers finden wir noch die Resultate des Werkes des Heiligen Geistes, die sich trotz des Widerstandes der Führer des Volkes ergeben haben: «Viele… wurden gläubig; und es wurde die Zahl der Männer bei fünftausend. Diese ganze Tätigkeit des Geistes, der infolge der Verherrlichung Christi zu uns herabgekommen ist, wird in den Schellen von Gold und den Granatäpfeln, die an dem Saum des hohenpriesterlichen Kleides befestigt waren, vorgebildet (vergl. 2. Mose 28,33-34). Da war ringsum «eine Schelle von Gold und ein Granatapfel, eine Schelle von Gold und ein Granatapfel». Gott zeigte dadurch an, dass das durch die Gläubigen abgelegte Zeugnis (Schellen) die in diesen Zeugen hervorgebrachte Frucht (Granatäpfel) nicht überschreiten sollte. Das eine wie das andere wird durch die Wirksamkeit des Geistes hervorgebracht. Am Anfang der Kirchengeschichte fand man bei den Gläubigen diese beiden Dinge in völliger Harmonie beisammen, wie es die ersten Kapitel der Apostelgeschichte uns beweisen.

Vers 32

«Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen wäre, sondern es war ihnen alles gemein.» Die Selbstsucht des natürlichen Herzens war durch die Kraft des Lebens, unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes ausgeschlossen, und die Liebe konnte sich ohne Hindernis entfalten. Und weil sie ein Herz und eine Seele waren, war ihnen alles gemein. Sie verwirklichten die ungestörte Einheit des Geistes. Ein Herz, der Sitz der Zuneigungen, eine Seele, der Sitz der Gedanken, kennzeichnete die Gesamtheit der Gläubigen, unter der freien Wirksamkeit des Heiligen Geistes.

Vers 33

«Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen.» Das ganze Christentum gründet sich auf die Auferstehung des Herrn. Sie war das mächtige Zeugnis, das dem Volke und seinen Führern die große Schuld der Verwerfung Christi vor Augen führte. Sie hatten Ihn getötet; Gott aber hatte Ihn auferweckt und dadurch Seinem Wohlgefallen an Seinem vielgeliebten Sohne und Seiner Befriedigung über das durch Ihn vollbrachte Werk Ausdruck gegeben.

Verse 34 bis 37

Das göttliche und himmlische Leben offenbarte sich in einer solchen Wirklichkeit, dass die Güter dieser Erde, welche die Segnungen des irdischen Volkes ausmachten, nur noch für den Dienst der Liebe Wert besaßen. Sie dienten nun dazu, sich geistliche Segnungen zu erwerben, welche das Christentum kennzeichnen. Daher war unter den Gläubigen auch niemand dürftig.

Wenn auch vielleicht in einer anderen Form, so können sich diese Früchte auch heute noch in der Mitte der Gläubigen zeigen, als Zeugnis dafür, dass sie dieselbe Natur haben (siehe 1. Tim. 6,17-19). Denn da, wo das göttliche Leben sich offenbaren kann, zeigt es die gleichen Eigenschaften wie im Anfang. Damals wurde der Erlös des Verkauften zu den Füßen der Apostel niedergelegt, damit sie das Geld nach der ihnen gegebenen Weisheit verteilten. Wir haben diese Autorität nicht mehr. Aber das Wort belehrt uns, wie wir als Einzelne oder als Versammlung auch heute die Freigebigkeit ausüben können. Es gefiel dem Heiligen Geiste, in der Schrift festzuhalten, dass auch Barnabas seinem Namen entsprechend handelte. Er verkaufte einen Acker und übergab das Geld den Aposteln.

Wie glücklich sind wir, dass ähnliche Früchte des göttlichen Lebens sich auch heute noch offenbaren können. Möge Gott schenken, dass solche Auswirkungen Seiner Natur nicht durch Weltförmigkeit gehindert werden!

Kapitel 5, Verse 1 bis 11

Im Fall des Ananias und der Sapphira haben wir einen Beweis für die Tatsache, dass selbst die uneingeschränkt wirksame Kraft des Heiligen Geistes das Fleisch nicht ändert. Wenn es nicht im Tode gehalten wird, so zeigt es sich immer wieder in seiner Abscheulichkeit: «Was vom Fleische geboren ist, ist Fleisch» (Joh. 3,6).

Gott war durch den Heiligen Geist in der Versammlung anwesend. Seine ganze Macht offenbarte sich, um die Widersacher, die draußen waren, zu überzeugen. Alle Anstrengungen des Feindes, der als brüllender Löwe aufgetreten war, waren nutzlos gewesen.

Nun änderte der Feind seine Taktik und kam als listige Schlange, um das Böse in den Schoß der Versammlung hereinzutragen. Aber auch da begegnete er dieser Kraft. Sie hielt die Heiligkeit Gottes aufrecht, der durch den Geist anwesend war.

Es ist auffallend, dass das Böse bei seinem ersten Auftreten in der Versammlung in Form von Heuchelei erschien. Man will sich den Anschein geben, auf der Höhe derer zu sein, die sich dem Herrn hingeben. Das Fleisch will die Natur Gottes nachahmen; und es wirkt nie so abstoßend, wie wenn es sich einen religiösen Mantel umhängt.

Petrus urteilt, Satan habe das Herz Ananias erfüllt. Satan erfüllte ihn mit der Liebe zum Geld, und diese führte ihn zur Heuchelei. Ananias hatte kein einfältiges Auge und war daher voll Finsternis. Wenn wir ungerichtetes Böses in uns dulden, verlieren wir die geistliche Klarheit, die wir brauchen, um Gott entsprechend zu handeln. Ananias verlor das Bewusstsein der Gegenwart Gottes, in der Person des Heiligen Geistes. Er sah in der Versammlung nur Menschen, welche er belügen konnte. Tatsächlich belog er aber den Heiligen Geist. «Was ist es, dass du dir diese Tat in deinem Herzen vorgenommen hast?» fragt Petrus. «Nicht Menschen hast du gelogen, sondern Gott» (V. 4).

Aus den weiteren Ausführungen des Petrus ersehen wir, dass der Gläubige nicht nur Geboten gehorcht. Ananias war frei, sein Besitztum zu behalten. Und wenn er es verkaufte, durfte er darüber frei verfügen. Die Liebe im Lichte Gottes leitet den Gläubigen. Er ist unter einem Gesetz, aber unter dem Gesetz der Freiheit und der Liebe.

Wie Nadab und Abihu, fiel Ananias tot hin bei der Darbringung seines Opfers. Als Sapphira erschien, stellte Petrus auch sie zur Rede, worauf auch sie die vereinbarte Lüge aussprach. Sie fiel daher unter dasselbe Gericht.

Dieser erste Zuchtfall zeigt, mit welchem Ernst Gott dem Bösen in der Versammlung begegnet. Je freier sich die Macht Gottes ausüben kann, desto strenger wird das Böse gerichtet. Wenn Seine Zucht heute nicht ebenso offensichtlich zu Tage tritt, so ist es um des Zustandes der Schwachheit willen, der die Versammlung kennzeichnet. Man darf daraus nicht schließen, Gott habe sich dem vorhandenen Bösen angepasst. Gott hat sich in Seiner Heiligkeit nicht geändert, und auch die Verantwortung derer, die in Beziehung zu Ihm gebracht sind, hat nicht abgenommen: «Seid heilig, denn ich bin heilig!» (1. Petr. 1,16). Wir haben es mit Seinen Regierungswegen und mit Seiner Züchtigung zu tun, sowohl als Einzelne als auch als Versammlung (vergl. Hebr. 12 und 1. Kor. 11,20-34). Man mag, wie die Korinther, aus Mangel an geistlicher Gesinnung nicht wissen, weshalb der oder jener krank wurde oder entschlafen ist, und nicht merken, dass es sich dabei um eine Züchtigung der Versammlung handelte. Die Gegenwart des Herrn ist da, und «die Sünder in der Gemeinde der Gerechten» werden auch heute «nicht bestehen». Aber Gott übt oft große Langmut, bevor Er dazwischentritt. Man darf über die Prüfungen, die Er uns schickt, nicht leichten Sinnes hinweggehen. Wir sollen auf alles achten, was sich in unserer Mitte ereignet. Mit der Versammlung ist es wie mit dem Einzelnen: Je besser ihr Wandel ist, desto schneller wird sich die Züchtigung des Herrn darin ausüben. In Seiner Gnade lässt Er nichts hindurchschlüpfen, das dem guten Zustand der Versammlung oder des treuen Gläubigen schaden könnte.

Wir sehen in dem Fall des Ananias und der Sapphira das Beispiel einer Sünde, die zum Tode führt (1. Joh. 5,16). Es handelt sich dabei um irgend eine Sünde, begangen unter besonders schwerwiegenden Umständen, welche deren Ernst noch bedeutend erhöhen. Als erstes Ergebnis dieser Züchtigung «kam große Furcht über die ganze Versammlung und über alle, welche dies hörten.» Die Züchtigung hatte eine vorbeugende Wirkung. Die Furcht Gottes bewahrt uns vor dem Bösen.

Gott hat, so scheint es uns, an den Anfang eines jeden Seiner Wege eine Warnungstafel hingestellt, um uns darauf aufmerksam zu machen, wie ernst die Folgen des Ungehorsams sind: Nach der Schöpfung der Sündenfall, wodurch der Tod eingeführt wurde. Nach der Sintflut, in einer gereinigten Welt, der Fehltritt Noahs und seines Sohnes Ham, und als Folge der Fluch. Am Anfang des Priestertums die Sünde Nadabs und Abihus. Am Anfang des Königtums der Ungehorsam Sauls. Und schließlich, wie wir gesehen haben, zeigte Gott am Anfang des Bestehens Seiner Versammlung, dass Er geheiligt werden will in denen, die sich Ihm nahen.

Verse 12 bis 16

Diese Züchtigung hatte zur Folge, dass der Heilige Geist durch die Apostel Seine Kraft auf eine außerordentliche Weise entfalten konnte. Viele Zeichen und Wunder geschahen unter dem Volke; man legte die Kranken in den Betten auf die Straßen, damit der Schatten des Petrus auf sie fiele; aus den umliegenden Städten brachten sie die Kranken und Besessenen, und alle wurden geheilt. Was der Herr gesagt hatte, erfüllte sich nun: «Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe» (Joh. 14,12).

Die Apostel waren alle einmütig in der Säulenhalle Salomons. Auch Jesus hatte dort gewandelt (Joh. 10,23), und dorthin war auch nach dem ersten großen Wunder das Volk zusammengeströmt (Kap. 3,11). Dieser Platz, wo der Herr wirkte, war offenbar dazu ausersehen, dass sich dort die Kraft des Heiligen Geistes entfalte, zum Zeugnis für alle.

Von den übrigen wagte keiner, sich ihnen anzuschließen, in welchem nicht wirklich ein Werk Gottes geschehen war; die Furcht hielt sie zurück. Doch das Volk erhob die Apostel, und um so mehr Gläubige wurden dem Herrn, dem Haupte der Versammlung, hinzugetan, «Scharen von Männern sowohl als Weibern». Die Wahrheit von dem Leibe des Christus, der mit dem Haupte vereinigt ist, war damals noch nicht geoffenbart, aber sie bestand und wurde verwirklicht: man wurde dem Herrn hinzugetan. Im 11. Kapitel lesen wir, dass die, welche geglaubt hatten, sich zum Herrn bekehrten. Barnabas ermahnte sie, bei dem Herrn zu verharren, und auch dort wurde eine zahlreiche Menge dem Herrn hinzugetan. Das war die praktische Seite von der Lehre der Versammlung, die damals schon bestand. Der Herr selbst nahm Bezug auf diese Tatsache, als Er Saulus zurief: «Warum verfolgst du mich?»


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