Christus, der Eckstein und Stein des Anstoßes

Christus, der Eckstein und Stein des Anstoßes

Der Heilige Geist benutzt manche Bilder, um uns die Herrlichkeiten des Herrn Jesus vor Augen zu führen. So wird Er uns im Worte Gottes auch als der Stein vorgestellt, der ein Symbol der Kraft ist (vgl. Hiob 6,12). Und es werden wichtige und ernste Belehrungen daran geknüpft.

1. Der Stein Israels (1.Mose 49,24)

Am Ende seines bewegten Lebens blickt der Erzvater Jakob in die weite Zukunft bis zur Grenze der ewigen Hügel (Vers 26). Er steht gleichsam auf einem hohen Aussichtspunkt und sieht im Geiste am fernen Horizonte die Gipfel der Berge und Hügel. Was sich in den dazwischen liegenden Tälern befindet, bleibt seinem Auge verborgen. Im Segen für Joseph, dem das Erstgeburtsrecht zuteil wurde (1.Chr. 5,2), erwähnt Jakob prophetisch den kommenden Messias und nennt Ihn «den Stein Israels». Was dieser Stein für Israel bedeuten würde, konnte er jedoch damals nicht erkennen.

In Sacharja 3,9 wird Christus in Verbindung mit den zukünftigen Segnungen Israels als Stein erwähnt: «auf einem Stein sieben Augen», ein Bild der sieben Geister Gottes zum Gericht (Offb. 5,6). Der Überrest Israels wird erst durch die großen Drangsale in den Genuss dieser Segnungen gelangen. Gott selbst hat Seine Eingrabungen in diesen Stein eingegraben. Das will sagen: Gottes Ratschlüsse in Christo in bezug auf Israel sind nicht in den Sand geschrieben, sondern in Stein gehauen und daher unauslöschlich.

2. Der lebendige Stein (1.Petr. 2,4)

Petrus, dessen Name «Stein» bedeutet (Joh. 1,42; Matth. 16,18), ist es, der besonders von Christo als dem «Steine» redet: «Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Steine, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar…» Petrus hatte in Christo den Sohn des lebendigen Gottes erkannt. Nachdem nun Jesus aus den Toten auferstanden war, nannte er Ihn einen lebendigen Stein.

Die Menschen verwerfen ihn. Israel tat es schon damals und hat seine feindliche Einstellung zu Ihm nicht geändert. Auch die Namenschristenheit lehnt heute den auferstandenen Herrn ab. Die Menschen schätzen Ihn gering ein. Sie sind außerstande, Seine Kostbarkeit zu erfassen. Doch bei Gott ist dieser Stein auserwählt, ohne seinesgleichen.

Zum Herrn Jesus, dem lebendigen Steine, muss jeder Sünder einmal kommen, wenn er errettet werden will. Dann gehört er selbst zu denen, die als lebendige Steine zu einem geistlichen Hause aufgebaut werden. Petrus redet zwar nicht vom Bau des Hauses, sondern von unserer Stellung, davon, dass wir als lebendige Steine hinzugefügt sind und somit ein geistliches Haus bilden. In welch hohe Stellung sind wir doch jetzt schon gebracht worden: Gleichwie Christus ein lebendiger Stein ist, so sind auch die Gläubigen lebendige Steine geworden!

3. Der Stein als Eckstein in Zion (Jes. 28,16; 1.Petr. 2,6)

Für den Glauben ist Christus mehr als nur ein lebendiger Stein. So stellt Ihn Petrus durch die Anführung der Stelle in Jesaja 28,16 als «Eckstein in Zion» vor unsere Augen.

Diese Weissagungen des Propheten reichen bis in die Endzeit. Israel wollte nicht hören (Jes. 28,12). Am Ende der Tage wird es sich in seiner Vermessenheit sogar damit brüsten, einen Bund mit dem Tode und einen Vertrag mit dem Scheol und die Lüge zur Zuflucht gemacht zu haben. Damit wird wohl der Bund des kommenden Fürsten mit der Masse des jüdischen Volkes angedeutet (Dan. 9,27). Anstatt die Wahrheit zu lieben, werden sie der Lüge glauben (vergleiche 2.Thess. 2,11).

Auf eine solch frevelhafte Sprache würden wir zweifellos die Ankündigung des gerechten Gerichtes erwarten. Doch wie ganz anders lautet Gottes Botschaft: «Darum, so spricht der Herr: Siehe, ich gründe einen Stein in Zion…» Wäre dieser Stein in Paris, Rom, New York oder sonst in irgend einem wichtigen religiösen oder politischen Zentrum der Welt gelegt worden, so würden die Menschen dies allenfalls noch annehmen. Aber dass gerade das verachtete Zion dafür auserwählt wurde, können sie nicht fassen, doch – «das Heil kommt aus den Juden». Gott hat in Zion, dem Berg der Gnade – und nicht auf dem Sinai, dem Berg des Gesetzes – den Eckstein gelegt. (Vergl. Gal. 4,25; Hebr. 12,22.)

4. Der bewährte Stein oder der Stein der Bewährung (Jesaja 28,16)

Der Herr Jesus hat sich, als Er diese Erde durchschritt, in jeder Hinsicht bewährt. Bis zur Taufe durch Johannes lebte er zurückgezogen, war den Eltern untertan und erst auf die Weisung Seines himmlischen Vaters begann Er Seinen öffentlichen Dienst. Da kam eine Stimme aus dem Himmel: «Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.» Er bewährte sich in den Versuchungen Satans. Er bewährte sich, als Petrus seinen Meister mit den Worten strafen wollte: «Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir nicht widerfahren.» Seine Antwort lautete: «Gehe hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis» (Matth. 16,22-23). Er bewährte sich in Gethsemane. Er konnte in Wahrheit sagen: «Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir» (Joh. 14,30). Und wie bewährte Er sich am Kreuze! Keine Herausforderung der Menschen konnte Ihn von Seiner Hingabe abbringen. Welch ein «Stein der Bewährung»!

5. Ein kostbarer Eckstein (1.Petr. 2,6)

Die Menschen vermögen diese Kostbarkeit nicht zu erkennen, aber in den Augen Gottes ist Christus kostbar. Und auch jedem der glaubt «ist die Kostbarkeit».

Der Eckstein ist der wichtige Stein eines Baues, der ihn «wohl zusammengefügt» hält. So wächst der Bau, in welchem Jesus Christus selbst Eckstein ist (Eph. 2,20-22). Christus ist die Kraft und das Band Seines Volkes.

6. Der «verworfene Stein», der zum Eckstein wird (Ps. 118,22; Matth. 21,42; Apg. 4,11; 1.Petr. 2,7)

Petrus spricht nicht nur von dem lebendigen Stein und dem kostbaren Eckstein; er zeigt noch eine andere Seite des Herrn auf. Für den Glaubenden ist Christus der kostbare Eckstein; im Hinblick auf den Ungehorsamen aber sagt Petrus: «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden.»

Jesus kam in das Seinige, aber die Seinigen nahmen Ihn nicht an. Die Führer des Volkes verwarfen Ihn und brachten Ihn um. Aber gerade durch diese Verwerfung wurde Christus zum Eckstein (Haupt der Ecke, oder Eck- und Hauptstein, ein Ausdruck, der viel weiter geht als im 6. Verse).

Die Bauleute, die Führer des jüdischen Volkes, hörten, wie der Herr Jesus die obige Stelle aus Psalm 118,22 auf sie, die Hohenpriester und Pharisäer anwandte. Aber sie verharrten bewusst in ihrer Ablehnung. Sie nahmen Ihn, warfen Ihn zum Weinberg hinaus und töteten Ihn.

Nach der Auferstehung Jesu wurden Petrus und Johannes von den gleichen «Bauleuten», den Obersten, Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem, über die Heilung des Lahmen zur Rechenschaft gezogen. Die beiden Jünger erklärten freimütig, dass der Kranke in dem Namen Jesu Christi, des Nazaräers, den sie gekreuzigt hatten, gesund geworden sei «Dieser ist der Stein, der von euch den Bauleuten, für nichts geachtet, der zum Eckstein geworden ist» (Apg. 4,11). Im Ausdruck «für nichts geachtet» tritt mehr ihre Verachtung als die Verwerfung des Herrn in den Vordergrund. Aber gerade in diesem Eckstein ist das Heil für die Menschen.

In 1.Petrus 2,7 wird das Urteil über die Bauleute sogar auf die Ungehorsamen, d.h. auf alle Ungläubigen, die den Herrn verwarfen, ausgedehnt.

7. Der Stein des Anstoßes und Fels des Ärgernisses. (Jes. 8,14-15; Matth. 21,44; Lukas 20,18; Römer 9,32-33; 1.Petrus 2,8)

Als Joseph und Maria das Kindlein Jesu in den Tempel brachten, prophezeite Simeon über den Herrn: «Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel» (Luk. 2,34). Das Kommen des Herrn Jesus bewirkte eine Scheidung unter dem jüdischen Volke. Eine kleine Schar von Männern und Frauen, die Ihn als den kostbaren Eckstein aufnahmen, wurden vom Tode zum ewigen Leben geführt. Im Hinblick auf die große Masse des Volkes aber weissagte schon der Prophet Jesaja, dass Christus zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem sein werde, «viele unter ihnen werden straucheln und werden fallen und zerschmettert und verstrickt und gefangen werden» (Jes. 8,14-15).

Auch der Apostel Paulus schreibt über das Verhalten Israels im Gegensatz zu den Nationen: «Sie (d.h. das Volk Israel) haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes wie geschrieben steht: Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses …» (Röm. 9,33). Vielleicht mag es den aufmerksamen Bibelleser befremden, dass dieser Vers ganz anders angeführt wird als in Jesaja 28,16. Anstatt eines kostbaren, bewährten Steines oder Ecksteines in Zion wird ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses in Zion genannt, ein Ausdruck, den der gleiche Prophet an einer andern Stelle erwähnt. (Vergleiche Jes. 8,14; 28,16). In beiden Fällen betrifft es Christum. Der Heilige Geist will damit dartun, dass ein Überrest dieses Volkes, das sich am Herrn Jesus gestoßen hat, durch Glauben an den verworfenen Messias doch noch gerettet werden kann. Welch eine Gnade!

Anderseits kann die Verwerfung des Herrn für den Unglauben nicht ohne Folgen bleiben. «Wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden» (Matth. 21,44). Das Volk der Juden verwarf den Herrn, als dieser Stein auf der Erde war. Unter Titus brach daher das zerschmetternde Gericht, das erst ein Vorläufer der kommenden Drangsale war, über das abtrünnige Volk herein.

Doch auch die Nationen wird das Gericht keineswegs verschonen. «Aber auf welchen irgend er (der Stein) fallen wird, den wird er zermalmen» (Matth.21,44b). Dieses Gericht ist noch nicht ausgeführt. Der verherrlichte Sohn des Menschen, der Stein im Himmel, wird bei seiner Erscheinung auf die Nationen fallen und sie zermalmen. Nebukadnezar sah im Traume ein Bild, das die vier Weltreiche darstellte. Und er schaute, bis sich ein Stein ohne Hände, d.h. ohne menschliches Zutun losriss und das Bild zermalmte (Dan. 2,34).

Der Stein «ohne Hände» aus dem Himmel wird am Ende der Tage auch das abtrünnige Volk Israel treffen. Jesus wird sich Israel noch einmal vorstellen, aber nur ein Überrest wird Ihn aufnehmen. Wer Ihn verwirft, den erreicht ein Gericht, das weit schlimmer sein wird, als dasjenige, das die Römer unter Titus ausübten.

Damit sind wir an der Grenze der ewigen Hügel, bei den fernen Gipfeln angelangt, die Jakob am Horizonte sah. Der Stein Israels ist für den Glauben der kostbare Eckstein, für den Unglauben, der dem Worte Gottes nicht gehorcht, ist er aber ein Stein des Anstoßes und zum Gericht, sowohl für Israel, als auch für die Nationen.

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