Zum Gedächtnis

Zum Gedächtnis

Gott weiß, wie das Herz des Menschen Seine Wohltaten, Seine Gebote, Seine Worte und Seine Gnade, in welcher Er uns von der Macht des Feindes, von der Sünde und vom Tode befreit hat, so schnell vergisst.

Das Volk Israel ist für uns wie ein Spiegel, in welchem wir unser eigenes Bild erkennen können. In seiner Geschichte und in den zahlreichen Ermahnungen, die Gott an sein Herz richten musste, finden wir ernste Warnungen an uns selbst. Sie sollten in uns beständig Empfindungen der Dankbarkeit und der Liebe wachhalten, gegenüber Dem, der uns zu Gegenständen Seiner Gnade und Seines Erbarmens gemacht hat.

Gott zeigt uns in Seinem Wort, wie Er großen Wert darauf legt, dass wir uns erinnern. Mit Eifersucht wacht Er über den Seinen. Er begehrt, dass ihre Herzen Ihn lieben, Ihn ehren und ganz und gar Ihm gehören.

Eine Schnur von blauem Purpur

Wir lesen in 4.Mose 15,37-40: «Und Gott sprach zu Mose und sagte: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen, dass sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider machen, bei ihren Geschlechtern, und dass sie an die Quaste des Zipfels eine Schnur von blauem Purpur setzen; und es soll euch zu einer Quaste sein, dass ihr, wenn ihr sie ansehet, aller Gebote Gottes gedenket und sie tuet, und dass ihr nicht umherspähet eurem Herzen und euren Augen nach, denen ihr nachhuret; damit ihr aller meiner Gebote gedenket und sie tuet, und heilig seiet eurem Gott. Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe, um euer Gott zu sein; ich bin der HERR, euer Gott.»

Und in 5.Mose 6,6-9. «Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie zum Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern sein zwischen deinen Augen; und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben.»

Haben auch wir – bildlich gesprochen – eine Quaste mit einer blauen Schnur an den Zipfel unserer Kleider befestigt, um uns die Gebote, das Wort unseres Gottes in Erinnerung zu rufen?

Tragen wir Sein Wort jederzeit in unsern Herzen, wenn wir uns niederlegen und wenn wir aufstehen? Ist es ein Zeichen auf unserer Hand bei jeder Handlung und ein Stirnband zwischen unseren Augen, um alles in dem Lichte dieses Wortes zu betrachten?

Die Vergesslichkeit Israels

In welcher Weise entsprachen die Israeliten diesen eindringlichen Ermahnungen ihres Gottes? Ach, sie vergaßen sie immer wieder! Nur dann und wann erinnerten sie sich daran und kehrten sie zu Gott um. Die Bibel zeigt dies deutlich.

Moses rief ihnen zu: «Gedenke, dass du ein Knecht gewesen bist im Lande Ägypten, und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arme von dannen herausgeführt hat» (5.Mose 5,15). Aber «schnell vergaßen sie seine Taten… Sie vergaßen Gottes, ihres Retters, der Großes getan in Ägypten» (Psalm 106,13.21).

Wie manches Mal im Laufe der Geschichte Israels war Gott genötigt, Sein Volk zurechtzuweisen, weil es Ihn vergessen hatte! Und mit welcher Zartheit suchte Er ihre Erinnerung aufzuwecken!

«Und die Kinder Israels taten was böse war in den Augen Gottes, und vergaßen…» (Richter 3,7). «Und die Kinder Israels gedachten nicht des HERRN, ihres Gottes, der sie errettet hatte aus der Hand aller ihrer Feinde ringsum» (Richter 8,34). «Aber sie, nämlich unsere Väter, waren übermütig, und sie verhärteten ihren Nacken und hörten nicht auf deine Gebote… Sie gedachten nicht deiner Wunder, welche du an ihnen getan hattest» (Nehemia 9,16.17).

«Warum spricht mein Volk: Wir schweifen umher, wir kommen nicht mehr zu dir?… Aber mein Volk hat meiner vergessen, Tage ohne Zahl» (Jer. 2,31. 32). Sie haben ihren Weg verkehrt, ihres Gottes, vergessen» (Jer. 3,21). «Israel hat den vergessen, der es gemacht» (Hosea 8,14).

Feste zur Erinnerung

Waren dem Volke Israel nicht Feste gegeben worden, damit die ganze Nation sich dessen erinnerte, was Gott in Seiner Güte und in Seinen Erbarmungen für sie getan hatte? Durch Generationen hindurch sollten die Feste unter dem Volke für den HERRN Preis und Anbetung erwecken. Diese Feste bildeten alle zusammen ein vollständiges und köstliches Denkmal für all das, was Gott in Seiner Treue und Güte für Sein Volk gewirkt hatte. Sie sind aber auch ein Schatten der zukünftigen Segnungen, deren sie sich nach ihrer Wiederherstellung erfreuen werden.

Gott vergisst nicht

Wenn die Menschen, ach, so schnell vergessen, so ist Gott Einer, der sich erinnert. «Könnte auch ein Weib ihres Säuglings vergessen?… Sollten selbst diese vergessen, ich werde deiner nicht vergessen» (Jes. 49,15). «Kehre zurück, du abtrünnige Israel, spricht der HERR; ich will nicht finster auf euch blicken. Denn ich bin gütig, spricht der HERR, ich werde nicht ewiglich nachtragen» (Jer. 3,12).

Gott ändert sich nicht, Er hält an Seinen Gunstbezeugungen und an Seinen Verheißungen fest. Wenn wir untreu sind, Er bleibt treu. Nur einer Sache will Er nie mehr gedenken: unserer Sünden. Welche Gnade! «Deiner Sünden will ich nicht mehr gedenken» (Jes. 43,25). «Ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken» (Jer. 31,34).

Sollten wir nicht, wie der Psalmist, unsere Seelen zu Gott erheben, um bei der Erinnerung an Ihn Seinen Namen zu preisen? «Preise den HERRN meine Seele, und all mein Inneres seinen heiligen Namen! Preise den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten!» (Psalm 103,1.2).

Das Gedächtnismahl des Todes des Herrn

Wessen sollen wir, die Gläubigen der jetzigen Haushaltung der Gnade, uns erinnern? Was soll unsere Herzen beschäftigen und sie mit Frieden, mit Dankbarkeit und Freude erfüllen?

Wir haben das, was an die Stelle aller Feste Israels, all ihrer Opfer und ihrer Darbietungen getreten ist: Ein Gedächtnismahl, ein einzigartiges Fest, vollständig und himmlisch, denn wir feiern es innerhalb des Vorhanges, im Heiligtum selbst, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes.

Der Herr selbst ruft uns an jedem ersten Wochentage zu dieser Feier zusammen. Wir versammeln uns zu Ihm hin, an Seinen Tisch, um uns in Seiner Gegenwart zu erfreuen. Wie glücklich sind doch die zu nennen, die an diesem Gedächtnismahl Seines Opfers teilnehmen und dabei Seiner selbst und Seiner Liebe gedenken! Ihre mit Dank erfüllten Herzen drängt es, zu singen und sich in Anbetung zu Gott zu erheben.

Sie werfen sich vor Ihm nieder, um Ihm Opfer des Lobes darzubringen. Sie preisen Ihn für die unaussprechliche Gabe Seines Sohnes. Sie verwirklichen in dieser Gemeinschaft den unendlichen Wert und die Vollkommenheit des Werkes Christi, das Er zur Verherrlichung des Vaters am Kreuze vollbracht hat. In diesen gesegneten Augenblicken befähigt sie der Vater, Seinen Sohn in der Herrlichkeit eingehend zu betrachten, und Er belebt dadurch in ihren Herzen das Verlangen nach Seinem Kommen.

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