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2. Korinther 6,1
Wie herzerquickend ist der Gedanke, dass das gesamte Werk der Evangelisation in erster Linie Gottes Sache ist! Er kann Sein Werk auch ohne jede menschliche Hilfe ausführen, wie zum Beispiel bei der Bekehrung des Saulus, der sich selber «der größte der Sünder» nannte.
Die Vorgänge in der Natur veranschaulichen uns aber, wie das Wirken Gottes mit dem Arbeiten Seiner Knechte Hand in Hand geht: Gott hat in das Samenkorn den Keim des Lebens gelegt: Er allein bewirkt das Wachstum und das Reifen. Doch hat Er in Seiner Weisheit das, was Er tut, mit dem Fleiß des Landmanns verbunden. Dieser muss sein Feld bestellen und die Saat ausstreuen; er wird sie vielleicht auch vor Schädlingen zu schützen suchen. Aber alles übrige tut Gott, indem Er die Saaten segnet bis zur Reife, und erst an der Ernte ist der Landmann wieder beteiligt.
Gott beginnt das Rettungswerk: Er erfüllt die Herzen Seiner Erlösten mit Seiner Liebe, und macht dann in Gnade Gebrauch von denen, die sich Ihm hingeben, um Seinen Dienst zu tun. «So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte…» (2. Kor. 5,20). Christus war Gottes großer Gesandter, durch dessen Worte, wie auch durch dessen Leben und Tod, die Fülle der göttlichen Liebe geoffenbart wurde, wie nie zuvor. Aber es ist das Vorrecht derer, die Ihm nachfolgen, dauernd und unwiderruflich mit Ihm verbunden zu sein, in Seine Fußstapfen zu treten und das Zeugnis Gottes in dieser sündenkranken, Christum verwerfenden Welt weiterzuführen.
Die Jünger Christi haben nicht alle dieselbe Gabe oder denselben Dienst. Aber wie im Heere Davids zwei Gruppen waren (1. Sam. 30,24), so gehört auch ein jeder von uns entweder zu denen, die zum Kampfe ausrücken, oder zu denen, die beim Geräte bleiben sollen. Und wenn wir die Tatsache erkannt haben, dass wir alle in eine dieser Gruppen eingereiht sind, so ist es uns auch bewusst, dass wir, angesichts der ausdrücklichen Befehle des Herrn an Seine Diener, für uns keine Dienstbefreiung beanspruchen können. In den Tagen Davids wurde es zur Satzung gemacht, dass die Leute beim Nachschub für das Gelingen eines kombinierten Angriffs ebenso notwendig seien wie die Streiter in der Kampffront. So sind auch wir überzeugt, dass die Verkündiger des Evangeliums in gleicher Weise angewiesen sind auf die tatkräftige Unterstützung derer, die einen weniger augenfälligen Dienst, vielleicht vorwiegend auf den Knien, zu erfüllen haben.
Ganz am Anfang des Berichtes der Evangelien schon wird uns mitgeteilt, wie der Herr Seine Jünger auf die dringende Notwendigkeit der Evangeliumsverkündigung aufmerksam gemacht hat. In jenen Tagen war es die Ankündigung des Königs an das Volk Israel. Heute ist es die Verkündigung der Gnade Gottes an Juden sowohl als auch an die Nationen, auf Grund des Todes Christi. Seine Worte jedoch richten sich sowohl an die Arbeiter von damals wie auch von heute: «Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige; bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte» (Matth. 9,37-38).
Als diese Worte ausgesprochen wurden, war der Herr der Ernte unter Seinen Jüngern persönlich anwesend. Er selbst war der große Sämann, der das Wort ausstreute, und Er berief zu Seinem Dienste, wen Er wollte. Auch nach Seiner Rückkehr zum Himmel ist Er der Herr der Ernte. Er reicht den Samen dar und gibt die Gaben. Wenn das Werk darniederliegt, wo mag es da fehlen?
Als Er auf der Erde lebte, war die Welt gegen Ihn, wie sie heute gegen uns ist. Auf alle Fälle waren es nur wenige, die Seine Sache zu der ihrigen machten, wenn auch das gewöhnliche Volk Ihn gerne hörte. Als aber nach Seiner Auferstehung der Heilige Geist auf die Jünger Jesu herabkam, geschahen große Dinge, so dass Ihn Tausende, die Ihn bis dahin verworfen hatten, aufnahmen und der Versammlung hinzugefügt wurden.
Der Heilige Geist ist immer noch die Kraft zur Ausübung der Gaben, und wahrlich, Fülle von Arbeit ist auf dem Erntefeld. In den Tagen nach Pfingsten konnten die eingebrachten Garben nach Tausenden gezählt werden. Dies mag, auf die ganze Welt verteilt, auch heute der Fall sein. Gott allein weis es. Aber wenn unsere Ecke des Feldes keinerlei Frucht zeitigt, mahnt uns dies zur Aufmerksamkeit. Ist die Hand des Herrn zu kurz, um zu retten? Oder ist Sein Ohr zu schwer, um zu hören? Wir wissen, dass dem nicht so ist. Auch scheint aus dem Gleichnis des «großen Abendmahls» nicht hervorzugehen, dass gegen das Ende unserer Haushaltung die Bemühungen zum Einladen und Sammeln nachlassen sollten: «Gehe hinaus auf die Wege und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf dass mein Haus voll werde» (Luk. 14,23).
So bleibt uns also nur noch zu prüfen, ob bei uns etwas mangelt. Wo sind die Arbeiter, die bereit sind hinauszugehen, ihr Haus zu verlassen und ihrem Meister zu dienen? Wenn die Felder reif zur Ernte und der Arbeiter wenige sind, was ist dann des Meisters Anweisung? «Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte!» Beachten wir wohl, dass der Herr Seine Jünger nicht ermächtigte, wegen der Dringlichkeit der Bedürfnisse eine fähige menschliche Autorität einzusetzen und die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Er beharrt vielmehr darauf, dass Er Herr der Ernte bleibt und Er gibt das Recht, Arbeiter auszusenden, nicht aus den Händen. Aber Er schätzt und erhört die Gebete derer, die die Bedürfnisse sehen und darüber geübt sind.
Derselbe treue Zeuge sagte: «Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgend eine Sache, um welche sie auch bitten mögen, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist» (Matth. 18,19). Leser und Schreiber sollten sich ernstlich fragen, inwieweit sie einzeln oder mit andern im Gebet auf den Herrn gewartet haben, dass Er kundmache wer auserwählt sei, um in der Vorderfront des Kampfes zu stehen.
In der Versammlung in Antiochien blieb kein Zweifel bestehen. Es wurde völlig offenbar, wen der Herr zu Seinem Werke berufen hatte (Apostelg. 13,2). Doch wie tief waren die Übungen in jener Versammlung, um in allem den Willen Gottes zu erkennen! «Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist…» Sie hatten die Sache des Herrn so sehr am Herzen, dass sie freiwillig auf manche an sich gute Dinge und Annehmlichkeiten verzichteten, um Ihn mit Ernst suchen zu können. Das befähigte sie, die Weisung des Herrn, die dann durch den Heiligen Geist gegeben wurde, als Seine Antwort zu erkennen. Und wiederum unter Fasten und Beten entließen sie Paulus und Barnabas zu dem Werke, zu dem Gott sie berufen hatte. Die Versammlung nahm großen Anteil an dieser Sache, was sie auch durch das Auflegen der Hände auf die beiden Diener zum Ausdruck brachten. Wie konnte ein Werk wie dieses fehlgehen! Hatte doch Gott selber alles in die Wege geleitet, und hatten Seine Diener sich doch Seinen Anweisungen entsprechend völlig Seinem Dienste hingegeben!
In Kapitel 14,26.27 finden wir das gesegnete Ergebnis. Nachdem sie Kleinasien durchzogen hatten, kehrten Paulus und Barnabas nach Antiochien zurück, «von wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werke, das sie erfüllt hatten». Und als sie angekommen waren und die Versammlung zusammengebracht hatten, erzählten sie alles, was Gott mit ihnen getan, und dass Gott den Nationen eine Tür für des Glaubens aufgetan habe.
Auf die Frage: Warum wohl dauert die gegenwärtige Haushaltung des Evangeliums immer noch an, und weshalb hält Gott die Tür der Gnade noch offen?, gibt es zweifellos eine Antwort: Dass noch Menschen errettet werden. Und da sollte jeder von uns sich prüfend fragen: «Was hat das mir zu sagen?»
Nachdem wir nun bei der Schlussfolgerung unseres ersten Abschnittes angelangt sind, dass es unser aller Pflicht und Dienst ist, den Herrn der Ernte zu bitten, Arbeiter auszusenden in Seine Ernte, ist es uns klar, dass wir einerseits der Aufgabe enthoben sind, selber passende Kandidaten für den Dienst auszuwählen. Anderseits aber sollen wir die, welche Er auserwählt hat, anerkennen.
Es ist eine bekannte Tatsache, dass nicht alle Gläubigen dieselbe Gabe besitzen. Aber dürfen wir Dem, der Seine Gaben austeilt, wie Er will, nicht zutrauen, dass Er den für Seine Zwecke geeignetsten Diener auszuwählen vermag, damit er Ihm in einem bestimmten Gebiet diene? Es geht hier nicht um menschliche Hilfsquellen, sondern um das, was der Herr der Ernte mit einem unterwürfigen Diener zu tun vermag.
Eine weitere Bestätigung des Willens des Herrn in diesen Dingen finden wir im gleichen Kapitel, wo die Jünger in natürlicher Vorsicht, dem Herrn empfahlen, eine große, hungrige Volksmenge zu entlassen, damit sie sich selber das Nötige für die Bedürfnisse ihres Lebens einkaufen könnten. Die Jünger übersahen die Tatsache, dass die Hilfsquellen, aus welchen sie selber lebten, auch für andere vollauf genügend waren. Ebenso stand die Gewalt, die ihnen kurz zuvor gegeben worden war, immer noch zur Verfügung. Die Aufforderung: «Gebt ihr ihnen zu essen», war nicht genügend in sie eingedrungen, um sie von der natürlichen Überlegung loszubringen, dass zweihundert Denare nötig wären, um irgendwo Brot für sie zu kaufen. Sie mussten lernen, dass das, was sie in Christo besaßen, genügte, und das wurde ihnen sogleich in einer Weise vor die Augen geführt, die alle Erwartung übertraf. Denn, nachdem alle gesättigt waren, blieb jedem Jünger ein gefüllter Korb übrig, also mehr als ihnen vor der Speisung zur Verfügung stand.
Zweifellos dient dies auch uns zur Belehrung. Die menschlichen Bedürfnisse können niemals größer sein als die Hilfsquellen Gottes. Er vermag uns nicht nur das unbedingt Nötigste für unser Durchkommen darzureichen, sondern so zu geben, dass wir nachher besser versorgt sind als zuvor. Besonders trifft dies zu für jene, die auf dem Erntefeld arbeiten.
Das Bewusstsein der dringenden Notwendigkeit des Säens mag mit dem tiefen Empfinden vermischt sein, es fehle dir ja an dem, was die menschliche Weisheit als das Minimum an physischer, geistiger und geistlicher Ausrüstung für einen solchen Dienst betrachtet. Aber auch dieses Bild der Unzulänglichkeit passt in den Rahmen von Markus 6. Der Aufruf: «Gebet ihr ihnen zu essen!» schallt durch die Jahrhunderte zur Ermunterung jedes furchtsamen Dieners. Beachte auch, dass dieser Bericht mit der Feststellung schließt: «Und sie aßen alle und wurden gesättigt.»
Es steht nur dem Herrn zu, zu erwählen und zu senden, und wenn der Diener sich dieses vergegenwärtigt, ist nichts unmöglich.
Noch ein Gebot, ebenso kurz und bestimmt wie die andern, bleibt uns zu betrachten. Es wurde derselben kleinen Schar gegeben von dem Einen, dem sie während Seines Dienstes auf der Erde durch dick und dünn nachgefolgt waren. Die Jünger waren für eine Weile von ihrem Meister durch den Tod getrennt gewesen, waren aber nach Seiner Auferstehung wieder mit Ihm vereinigt worden. Zudem war seit der Verwerfung des Herrn durch Sein eigenes Volk das Erntefeld auf die ganze Welt erweitert worden, und diese kleine Gruppe von Jüngern sollte von da an, bis zur Rückkehr des Herrn, den Kern der ganzen Gruppe der Arbeiter bilden. Denn Er schickte sich an, sie zu verlassen, um zum himmlischen Thron zurückzukehren, aber nicht ohne ihnen einen Auftrag und die Zusicherung Seiner Gegenwart und Macht zu geben. Die Ernte blieb Seine Ernte, und Er sagte: «Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Gehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngern, und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters» (Matth. 28,18-20).
Zuerst wollen wir uns merken, dass Ihm «alle Gewalt» gegeben ist. Satans Macht, wenn auch begrenzt, nahm in der Welt überhand, und die Diener des Herrn sollten sie bald zu spüren bekommen. Aber wie konnte dies die Wirksamkeit der Gewalt, die auch diese gefallenen Engelfürsten ins Dasein gerufen hatte, irgendwie hindern? Mit dieser erhabenen Gewalt waren die Jünger schon in enge Berührung gekommen, als sie auf des Meisters Geheiß hinausgegangen waren, um mit der Kunde zurückzukehren, dass ihnen die Dämonen untertan seien. Und nun, wenn auch ihrem natürlichen Auge verborgen, so blieb ihnen der Herr in allen ihren Schwierigkeiten doch nahe erreichbar, und zwar bis zur Vollendung des Zeitalters. Ihre einzige Verantwortlichkeit bestand darin, Seinem Gebot: «Gehet hin», zu gehorchen.
Die Welt ist also heute das Erntefeld. Der Same ist das Wort Gottes, und die Schrift lässt deutlich den Willen des Herrn erkennen, dass der Same reichlich auf das Feld gesät werden soll. Auch erwartet Er von uns beständige Wachsamkeit; denn «als die Menschen schliefen», gelang es dem Feinde, Unkraut unter den Weizen zu säen. Wie ermunternd ist es daher für die Diener, zu wissen, dass der Herr ihnen Seine ununterbrochene Gegenwart verheißen hat und Seine Gewalt zu Ihren Gunsten gebrauchen will, als wie wenn Er ihren natürlichen Augen sichtbar und ein Mensch unter Menschen wäre. Er besitzt nun aber den Triumph, Satan überwunden und sein Reich zerstört zu haben, und die Kunde hiervon ist überall verbreitet worden. Unser Feind ist schon geschlagen, und er weis, dass seine Zeit nur noch kurz ist. Unser Herr ist der triumphierende, erhöhte Sieger. Welche Ermunterung, voranzugehen und Ihm zu dienen, solange es Tag ist!
Dass doch diese drei kurzen, aber herzerforschenden Gebote des Herrn der Ernte zu uns allen redeten, die wir als Seine Knechte vor Ihm stehen! Was sie für jeden Einzelnen bedeuten, und zu welcher Tätigkeit sie Ihn in jedem Fall aufrufen, muss zwischen dem Herrn und Seinem Knecht persönlich entschieden werden. Aber niemand kann sie überhören, ohne ewigen Schaden zu leiden.
«Bittet den Herrn der Ernte …»
«Gebt ihr ihnen zu essen…»
«Gehet nun hin…»