Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus

Der Herr aber richte eure
Herzen zu der Liebe Gottes und
zu dem Ausharren des Christus

2. Thess. 3,5

Die Liebe Gottes zu den Seinigen

Wir sehen im Wort, dass Gott acht gibt auf jeden kleinsten Umstand, auf jede Eigentümlichkeit in Versammlungen und deren einzelnen Gliedern. Er zeigt uns dadurch, dass Ihm der Zustand der Seinigen, ihr täglicher Wandel, nicht gleichgültig ist, weil Er ihnen die Seligkeit am Ende ihres Weges gesichert hat. Seine Liebe ist keine nachlässige Liebe. Mehr oder weniger sind wir alle geneigt, den Gedanken an das Gericht, das Er in Seinem Hause hienieden ausübt, aus dem Gedächtnis zu verlieren. Seiner Liebe aber wäre es unmöglich, über unseren Zustand gleichgültig zu sein. Würde ein Vater, wenn er sein Kind liebt, sich zufrieden geben mit dein Gedanken, dass es einst sicherlich sein Vermögen erben wird? Nein, er wird es sorgfältig unterrichten, die Entwicklung von Geist und Fähigkeiten überwachen und seine Erziehung in allen Dingen so leiten, dass das Kind so gut wie möglich für seine zukünftige Bestimmung gebildet wird. Wie viel mehr ist dies die Bemühung der Liebe Gottes Seinen Kindern gegenüber!

GEDANKE
Nur in einem einzigen Sinne kann Gott nicht sich selbst genügen, und zwar in Seiner Liebe. Sie bedarf anderer Wesen neben Ihm, um sie glücklich zu machen. Er will andere glücklich machen.

Unter dir sind ewige Arme (5. Mose 33,27)

Es ist nicht nur wahr, dass ich durch das Kreuz von meinen Sünden befreit und für den Himmel passend gemacht worden bin. Es ist jetzt auch mein Teil, die völlige Liebe des Herzens Dessen zu genießen, der dieses Werk vollbracht hat. Wenn die obigen Worte von Israel gesagt werden konnten, um auszudrücken, wie Gott dieses Volk trug und schützte und für sie sorgte, so können sie gewiss auch, und in einer noch viel tieferen Bedeutung, auf das himmlische Volk angewandt werden. Und gerade während ich noch hier unten meinen Weg zu gehen habe, nicht erst wenn ich im Himmel bin, habe ich die Freude dieser Erkenntnis so sehr nötig.

Der Herr hat sich nicht damit begnügt, alles Erforderliche zu tun, um mir als das Ende meines Weges ein herrliches, ewiges Erbteil geben zu können, sondern Er hat mich auch in Seine Arme genommen, gerade wie man ein geliebtes Kind in seine Arme nimmt. Das ist mehr als Vergebung der Sünden. Es ist die Liebe eines Herzens, das sich nicht zufrieden geben kann, ohne sich also zu entfalten. «Sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben» (Joh. 10,28). Wenn Er uns nun darin hält (und dies ist wahr von uns allen), so wünscht Er auch, dass wir es genießen. Es hat Ihn alle die Angst von Gethsemane, das Kreuz und die tiefe Qual des Verlassenseins von Gott gekostet, um uns so in Seine Arme nehmen zu können. Und was Ihn viel gekostet hat, schätzt Er hoch. «Als er aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte die Perle.» Diese Perle ist die Kirche Christi. Und wenn diese Kirche auch als Ganzes die Freude darüber verloren hat, so kann doch der Einzelne noch bis zum Ende davon genießen.

«Unter dir sind ewige Arme.» Sie werden nie müde. Und wenn alles Mögliche an Kummer und Sorgen auf mich gehäuft würde (Satan, die Welt und das eigene Herz sind in dieser Hinsicht ergiebige Quellen), so kann ich doch immer sagen: Unter mir sind ewige Arme. Ich muss nichts allein tragen, und Er, der mich trägt, wird nicht müde von Seiner Bürde, nichts ist zuviel für Seine «ewigen Arme».

Der Apostel Johannes hat wohl mehr als irgend einer der anderen Jünger diese Liebe des Herrn, die sich freute, ihn nahe bei sich zu haben, durch Glauben angenommen und verstanden. Er zeigt dies, als er sich «beim Abendessen an Seine Brust lehnte» und sich auch wiederholt den Jünger nennt, «den Jesus lieb hatte.» Denkst du auch zuweilen, dass du der Jünger bist, den Jesus lieb hat? dass du von diesen ewigen Armen umschlossen bist und sie dich nie verlassen werden, so dass du deinen Weg allein fortsetzen müsstest? Johannes dachte so, und war er berechtigter dazu als du? Er ruhte in der Liebe Jesu während der letzten Stunden des Herrn in ihrer Mitte. Und in seiner ersten Epistel schreibt er uns wieder: «Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat (1. Joh. 4,16). Und was hatte es für eine Wirkung auf ihn, dass er diese Liebe Gottes geglaubt hatte? Dasse alle «Furcht» schwand. «Die vollkommene Liebe», sagt er, «treibt die Furcht aus». «Wer sich fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.» Er war in diesen Armen und wusste es, und Furcht hatte dort keinen Platz. O, es ist überaus herrlich, diese als etwas Gegenwärtiges, Wirkliches festhalten zu können, zu «glauben die Liebe, die Gott zu uns hat.» Als Johannes später als armer Verbannter auf Patmos ganz allein dastand, soweit es Menschen betraf, da war diese gleiche, stets gegenwärtige Liebe auch dort sein Trost und seine Freude. Und von Ihm, «der uns liebt». überfließt auch dort noch sein Mund (Offb. 1,5).

Zu erkennen die alle Erkenntnis übersteigende «Liebe Christi» – Seine gegenwärtige Liebe, die für uns bleibt bis ans Ende – diese Liebe haben wir nötig, auf dass unser Herz darin ruhe. Paulus betete (Eph. 3), dass die Gläubigen diese Liebe erkennen möchten. Beachte, sie ist da, sie ist vorhanden, um von uns erkannt zu werden. Unter dir und unter mir sind diese «ewigen Arme».

«Er legt es auf seine Schultern (diese Schultern, die unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen haben) mit Freuden (Luk. 15). Um wessen Freude handelt es sich da? Um die Freude des Hirten, der gefunden hat. Und der Platz des Schafes ist «auf seiner Schulter», – «in seiner Hand» in Seinen Armen. Warum bleiben wir nicht bewussterweise immer dort? «Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat.» «Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.» Wenn wir in dieser Liebe leben, so werden wir sie auch in unserem Lauf durch diese Welt zur Schau tragen.

Das Maß der Liebe Gottes

Dass Gott solche, wie wir sind, mit der Liebe lieben kann, mit der Er Seinen Sohn liebt (Joh. 17,23 und 26), zählt zu den wunderbarsten göttlichen Tatsachen! Das ist, gemäß dem untrüglichen Zeugnis des Wortes Gottes, das Maß Seiner Liebe zu uns. Er lässt mich dieses wissen, damit ich diese Wahrheit glaube, in mein Herz aufnehme und mich schon in dieser Welt darüber freue. Das Bewusstsein davon soll mein beständiger Schild sein gegenüber allem, was vom Fleische, von der Welt oder von Satan in mein Herz eindringen will. Gott liebt uns, gleichwie Er Ihn geliebt hat!

Sage nicht, dieser Gedanke sei zu hoch. Ich kenne nichts Demütigenderes als die Tatsache, dass wir, die wir so sehr geliebt sind, es so wenig fühlen, dass eine solche Liebe nur einen so schwachen Widerhall bei uns findet, dass wir bei einer solchen Liebe uns hinwenden können zu Sorgen, zu Eitelkeiten, zu Gedanken, zu Zielen, zu irgend etwas, das nicht im Einklang ist mit einer solchen Liebe.

Es ist die Freude, und wir können sagen, der Wunsch Gottes, dass die Seinen in die Größe Seiner Liebe eintreten. Der Gedanke, dass wir die Herrlichkeit Christi mit Ihm teilen werden, ist wunderbar. Aber größer noch ist die Tatsache, dass wir die Gegenstände derselben Liebe sind. Gott, der uns die Herrlichkeit Christi gibt, will, dass unsere Seelen gerade jetzt durch den Heiligen Geist in die praktische Gemeinschaft dieser Liebe eintreten.

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