Die Wiederherstellung des Gläubigen
Wie war es doch, als wir aus der moralischen Finsternis, in der wir lebten, zum ersten Mal in die Gegenwart Gottes traten? – Das Wort Gottes drang unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in unser Herz und Gewissen ein. Und der erste Beweis des erwachten Glaubens war der, dass das Licht Gottes auf unser vergangenes Leben, in unser ganzes Sein fiel, und dass uns die Erkenntnis unserer Sünden und unserer Verderbtheit zu Boden drückte. Aber dann sahen wir in diesem Lichte auch Jesum, Sein Werk und die Ergebnisse dieses Werkes, die dem Glaubenden gehören. In dankbarer Freude gaben wir uns alsdann Jesum hin und vertrauten uns der Überfülle Seiner Gnade an.
Wir haben uns damals «von der Finsternis zum Licht bekehrt». Unser Heiland hat uns nicht nur «durchleuchtet», um uns dann zu heilen und wieder gehen zu lassen, wie die Ärzte es tun. Wir vollzogen damals der Stellung nach einen endgültigen Übertritt von der Finsternis ins Licht, der von ewiger Dauer ist. Als solche wandeln wir im Lichte, «wie Er in dem Lichte ist». Wir dürfen jetzt im «Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi» stehen.
Wir, die wir einst Finsternis waren, sind nun «Licht in dem Herrn», und «Söhne des Lichts», nicht nur am Sonntag, sondern auch während den übrigen Wochentagen, an welchen wir unseren Verkehr in der Welt haben müssen. Er, der «das Licht des Lebens ist», geht uns voraus, und wer Ihm nachfolgt, «wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben».
Es ist jedesmal eine ernste Sache, wenn ein Kind Gottes den Höhenweg des Lichtes verlässt. Je länger es auf einem Nebenpfad oder Abweg verharrt, desto trauriger und verheerender sind die Folgen – wir kennen sie. Wie gut ist es, dass es aus jedem Zustand der Untreue, in den es durch Unwachsamkeit hineingeraten ist, wieder zum Licht zurückkehren darf mit einem aufrichtigen Bekenntnis, gestützt auf das Wort göttlicher Gnade und Gerechtigkeit: «Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.» Dort wird es seine Verirrung nicht nur dem göttlichen Lichte gemäß richten, sondern auch die Freude des Heiles in Christo, die Resultate Seines Werkes, die Schätze der himmlischen Segnungen und alle Kostbarkeiten der Person Jesu wiederfinden, die es für eine Zeit vergessen und aus dem Herzen verloren hat. Die heilige Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne wird dadurch wiederhergestellt.
Wie aber, wenn ein solcher akuter Zustand der Verirrung immer häufiger auftritt und schließlich in einen chronischen Zustand des Halbdunkels übergeht? Wenn sich ein Kind Gottes daran gewöhnt, in einer gewissen Distanz von Gott und Seinem Lichte zu leben? Wenn das Gewissen sich verhärtet und die Sünde entschuldigt oder leicht darüber hinweggeht? Die Wiederherstellung eines solchen Abgeirrten gestaltet sich immer schwieriger, je länger dieser chronische Zustand andauert. Die mahnende Stimme des Heiligen Geistes hört er gar nicht mehr. Die Pfeile aus dem Köcher des Wortes Gottes, die der Herr, unser treue Sachwalter, in sein Gewissen und Herz zielt, stumpfen sich an seinem Panzer des Eigensinns mehr und mehr ab und machen immer weniger Eindruck auf ihn. Und den unangenehmen Mahnern unter den Geschwistern sucht er vielleicht dadurch auszuweichen, dass er Dinge ins Schaufenster stellt, die Gottesfurcht vortäuschen.
Ja, soweit kann es kommen. – O wenn unter unsern Lesern ein solcher wäre, so würden wir ihm zurufen: Auch du darfst zum Lichte Gottes zurückkehren, wo dein Herz Vergebung, Freude des Heils und den ersehnten Frieden wiederfände! Du kannst ja jetzt unmöglich glücklich sein. Einer, der einen tiefen Fall getan und die ungerichtete Sünde einige Zeit mit sich herumtrug, bekannte nachher: «Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand; verwandelt ward mein Saft in Sommerdürre.» Geht es dir auch so? So kehre zum Vater zurück, der dich liebt!
Sage nicht: Es ist unmöglich, der Preis ist mir zu groß! – Gott hat dir mehr zu geben, als was du in Sodom zurücklassen musst. Der Friede deiner Seele ist mehr wert als die ganze Welt. – Verlangt Gott von dir vielleicht ein Bekenntnis vor den Brüdern und schreckst du davor zurück, dich vor ihnen bloßzustellen? – Auch da gilt der Spruch; «Den Demütigen gibt er Gnade», auch vor deinen Mitgeschwistern.
Nur ein schonungsloses Bekenntnis alles dessen, was noch nicht in einer gottgemäßen Weise gerichtet worden ist, kann zur Wiederherstellung führen. Decke alles auf! Nur das wäre ein Beweis davon, dass du wieder im Lichte und auf dem Wege der Wiederherstellung stehst. Dann wirst du schließlich sagen: «Glückselig der, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Glückselig der Mensch, dem Gott die Ungerechtigkeit nicht zurechnet, und in dessen Geist kein Trug ist!» Wenn wir selber zudecken, dann wird Gott dafür sorgen, dass es ans Licht kommt. Wenn wir jedoch aufdecken und bekennen, deckt Er zu. Wohl bleiben auch dann die Folgen des Fehltrittes bestehen, aber wir werden in dem Lichte der Gegenwart Gottes den Frieden Seiner Gemeinschaft wiederfinden.