Christus für unsere Nachbarn

Christus für unsere Nachbarn

Es ist nicht jedermann möglich, in entfernte Gegenden der Erde hinauszugehen, um das Evangelium zu predigen, entsprechend dem Gebot des Herrn: «Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung». Ein Wort, das ja auch für unsere Zeit gilt und von seiner Dringlichkeit nichts eingebüßt hat. Doch auch uns umgeben Scharen von Menschen, die sich zwar Christen nennen, aber den Heiland nicht kennen und ohne Hoffnung sind. Und wir sollten uns daher wohl fragen: Reden wir mit unsern Nachbarn von Christo?

Nehmen wir an, eine Person unserer Bekanntschaft liege auf ihrem Sterbelager und klage uns an: «Du hast mich manche Jahre als einen unerlösten Menschen gekannt. Warum hast du mich nicht auf das Kreuz und auf Jesum hingewiesen? Du wusstest, dass Gott Liebe ist, aber du hast es mir nie gesagt! Du hast dich nie für das Wohl meiner Seele interessiert, obwohl es dir bekannt war, dass Jesus für Sünder gestorben ist!»

Das wäre eine schwere Anklage. Möge Gott uns helfen, unsere Trägheit, unser Zaudern und unsere Schüchternheit zu überwinden, wenn es um das Heil unsterblicher Seelen geht! Wer soll zu den Menschen vom Heiland reden, wenn nicht die, welche gerettet worden sind? Ach, wir verlieren zuviel Zeit mit Diskussionen und nebensächlichen Fragen, während die Menschen um uns herum doch Christum brauchen! Das Schicksal der Menschen in nächster Nähe ist eine Tragödie. Wir können uns ihnen gegenüber unserer Verantwortung als Gläubige nicht entziehen. Wir sagen vielleicht: «Ich kann niemanden bekehren. Das ist ausschließlich das Werk des Heiligen Geistes, «der da weht, wo Er will». Aber warum hat denn der Herr gesagt: «Gehet hin … und prediget das Evangelium», wenn Er doch nicht wünschte, dass die Seinen das Wort Seiner Gnade bekanntmachten? Und weshalb schrieb der Apostel Paulus an Timotheus: «Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christo Jesu, der da richten wird Lebendige und Tote …: «Predige das Wort» (2.Tim. 4,1.2)? Und was hat dann die Frage an die Römer: «Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger?» noch für einen Sinn? – Nein, unmittelbar dabei steht das Zitat aus dem Propheten Jesaja: «Wie lieblich sind die Füße derer, welche das Evangelium des Friedens verkündigen!» (10,14.15). Wenn diese Stellen auf das «Predigen» hinweisen, was eine Gabe vom Herrn voraussetzt, so wird in 1.Petrus 2,9 doch allen Erlösten gesagt: «Ihr seid … ein königliches Priestertum … damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat.» Außer der öffentlichen Predigt gibt es auch ein persönliches, schlichtes Zeugnis an Einzelne und eine Verkündigung «in den Häusern» (Apostelg. 20,20), wozu wir alle aufgerufen sind.

Zweifellos ist es uns angenehmer, ruhig zu Hause zu bleiben und zu schweigen, aber Gott macht uns, einen jeden nach seinem Maß, für die Seelen, die uns umgeben, verantwortlich. (Siehe Hesekiel 3,17-21; 33,7-9).

Wahrlich, im Hinblick auf die Anstrengungen Satans, Seelen in seine Netze zu ziehen, sollten die Gläubigen in ihrem Kampf gegen die Gefahr, in welcher die Menschen stehen, nicht nachlassen. Lasst uns nicht vergessen, dass jede für den Herrn gewonnene Seele für Ihn ein neuer Kanal des Segens und der Kraft wird in dieser Welt.

Wir sollten auch erwägen, wie in dieser Hinsicht unsere Gebetsversammlungen so wichtig sind. Viele gesegnete Erweckungen sind dadurch entstanden, dass zwei oder drei im Gebet ausgeharrt haben. Es sind ja mancherlei und viele Anliegen, die in unsern Gebetszusammenkünften vor den Herrn gelegt werden sollen, aber unser Flehen für die Ausbreitung des Wortes sollte darin einen großen Platz einnehmen.

Wenn wir über den gegenwärtigen Stand der Dinge ernstlich nachdenken, wird es uns unmöglich genügen, zu wissen, dass wir persönlich von dem kommenden Gericht befreit sind. Die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist, wird uns antreiben, auch an unsere Mitmenschen zu denken. Der Herr ist nahe. Wir erwarten Sein Kommen jeden Augenblick. Heute ist vielleicht der letzte Tag, an dem der Ruf der Gnade noch über die Erde geht. Aber der Heilige Geist müht sich bis zum letzten Moment um die Errettung von Seelen.

Das letzte Garbenbündel muss noch in die ewigen Scheunen eingebracht werden, bevor «der Tag kommt, brennend wie ein Ofen.» Der da sät und der da erntet, werden sich bald droben treffen, und ihrer beider Freude wird vollkommen sein. Wir wollen uns daher aufmachen und «gehen».

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