Christliche Träumer
Wir reden hier nicht von John Bunyan, dem Träumer. Denn dieser träumte im Kerker zum Nutzen seiner Mitchristen und war dabei hellwach. Wir denken jetzt an die unnützen Knechte, die träumen, anstatt zu gehen und zu stehen und tätig zu sein.
Man findet zwar kaum jemand, der bessere Absichten hätte, als diese Träumer. Sie planen zahllose Taten selbstverleugnenden Dienstes. Aber sie führen – leider – selten eine aus. Sie träumen davon, Kranke zu besuchen, nach den Geschwistern zu sehen, die sich zurückziehen, und die Armen zu unterstützen. Und dann erwachen sie von diesen verschiedenen Tätigkeiten – und siehe! es war nur ein Traum. Andere Nachfolger Christi stehen mitten in der Hitze des christlichen Kampfes und Dienstes. Aber diese Leute mit den so guten Absichten haben unterdessen «große Beratungen des Herzens», wie einst Ruben an den Bächen. Sie entwerfen große Luftschlösser und bleiben dabei zu Hause im bequemen Lehnstuhl.
Diese Träumer schlafen nicht richtig. Doch sind sie eigentlich auch nicht wach, Ihr Herz ist geteilt. Sie sind lauwarm. Sie wissen wohl, dass es viel zu tun gäbe. Von allen Seiten kommen Aufrufe zu ernstem Eifer im Namen des Herrn. Aber wenn sie auch nicht in tiefen Schlaf verfallen, so fahren sie doch fort, zu schlummern. Sie drehen sich auf ihrem Bette wie die Tür in den Angeln und dösen, obwohl sie wissen, dass der Name Christi verunehrt wird, dass Seelen in ihren Sünden sterben und dass Satan im Hofe der Gläubigen steht. Aber sie kreuzen die Arme und machen es sich noch ein wenig behaglich. Dabei träumen sie von all dem, was sie «dann» beginnen werden.
Trifft diese Anklage in gewissem Sinne nicht uns alle? Wie viele von uns können sich von dieser eitlen Träumerei freisprechen? War es nicht erst gestern, dass wir uns der Möglichkeit eines sehr nützlichen Dienstes bewusst geworden sind? Heute haben wir diesen Vorsatz jedoch fallen gelassen, vielleicht sogar vergessen. Wie oft mögen wir, wie das Kind im Gleichnis gesagt haben: «Ich gehe, Herr», und sind immer noch nicht gegangen – außer in unsern Träumen! O, dass wir doch Dem ähnlicher würden, der alles, was Er sich in Seinem Herzen vornahm, auch ausgeführt hat, der durchaus alles das war, was Er sagte. Lasst uns auch an Seine Worte denken: «Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann» (Johannes 9,4).
Wisset ihr nicht… dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. 1. Korinther 6,19.20