Die Stiftshütte

Modell der Stiftshütte in Israel, Timna Park. Originalgetreu nachgebaut und begehbar. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mischkan // Autor: Ruk7

Die Stiftshütte

2. Mose 25 bis 40

Diese Aufzeichnungen, die wir jetzt in Fortsetzungen folgen lassen, bilden keine vollständige Betrachtung über die Stiftshütte. Es sind nur Notizen von einigen Unterredungen über dieses bemerkenswerte Vorbild, das uns hilft, die erhabene Größe der Offenbarung des Neuen Testamentes besser zu verstehen. «Durch die Vorbilder nähern sich uns die unendlichen Dinge unseres Glaubens und werden uns gleichsam greifbar» (J.N.D.).

Einleitung

Im 1. Buch Mose sehen wir, wie Gott einzelne Menschen – wie Abraham – beruft, ihren Lebenskreis, in dem sie sich befinden, zu verlassen, um Wanderer und Fremdlinge zu werden, in der Erwartung eines «besseren Vaterlandes». So ist auch heute der Gläubige durch den Herrn Jesus aus der Welt herausgerufen und ein Fremdling und Wanderer auf dem Wege zum Himmel geworden.

Aber im 2. Buch Mose zeigt uns Gott, dass Er nicht nur einzelne Menschen beruft, sondern auf der Erde ein Volk für sich haben will. Dieses Volk hat Er zuerst aus der Gewalt des Feindes (Pharao) befreit, durch das Blut des Lammes vom Gericht losgekauft (Passah; 2. Mose 12) und dann durch das Rote Meer von der Welt (Ägypten) getrennt, indem Er es in die Wüste führte.

Dort in der Wüste offenbarte sich Gott als Der, der inmitten Seines Volkes wohnen will (2. Mose 15,17; 25,8; 29,45-46).

So wohnt Gott auch heute inmitten Seiner Erlösten, die ein Ganzes bilden: Das Haus Gottes, bestehend aus lebendigen Steinen, wie wir es in 1. Petrus 2,5 sehen; die Wohnung Gottes im Geiste, wie sie in Epheser 2,19-22 dargestellt wird.

Wir finden im Wort sieben aufeinanderfolgende «Wohnungen» Gottes auf der Erde:

  1. die Stiftshütte (2. Mose 40,34-35),
  2. der Tempel Salomos (2.Chr. 5,13-14), [Die unter Serubbabel (Esra 2,8-13; 7,12.15) und unter Herodes (Matth. 21,12.13) als «Haus Gottes» aufgebauten Tempel standen anstelle des zerstörten Tempels Salomos.]
  3. Christus (Joh. 2,21; 2.Kor. 5,19; Kol. 1,19),
  4. die Versammlung,
  5. der Tempel Hesekiels im Zusammenhang mit dem Tausendjährigen Reich auf der Erde (Hes. 43,2-7),
  6. das neue Jerusalem (Offb. 21,22),
  7. die Hütte Gottes bei den Menschen auf der neuen Erde (Offb. 21,3).

Die Belehrungen bezüglich der Stiftshütte sind in den Kapiteln 25-40 des 2. Buches Mose zu finden. Nichts war dem Gutdünken des Volkes oder Moses überlassen: alles musste dem «Muster» entsprechen, das Gott gezeigt hatte (2. Mose 25,9). Dieser Grundsatz gilt auch für die Versammlung.

Von Kapitel 25 bis zu Kapitel 31 haben wir die Anweisungen Gottes an Mose. Sie enthalten:

  • Kap. 25-27: Die Stiftshütte und ihre hauptsächlichen Gegenstände, außer dem goldenen Altar und dem ehernen Becken;
  • Kap. 28-29: Die Priester, ihre Kleider und ihre Heiligung;
  • Kap. 30: Der goldene Altar, das Sühngeld, das Becken von Erz und die wohlriechenden Gewürze.
  • Von Kap. 35 bis Kap. 40 haben wir den Bau der Stiftshütte.

Aber zwischenhinein wird die traurige Begebenheit des goldenen Kalbes erwähnt (Kap. 32-34). Das Volk musste sein eigenes Herz kennen lernen und sich bewusst werden, dass es nichts als das Gericht verdient hatte. Dadurch wurden die Zuneigungen zu Gott von seiten derer, die Ihn suchten, auf die Probe gestellt und brachten sie dazu, zum Zelt der Zusammenkunft hinauszugehen (33,7). Dann erst konnte Moses, dessen Angesicht strahlte (34,29-35), dem Volke die göttlichen Weisungen offenbaren, die Seine Wohnung in ihrer Mitte betrafen. Hierin liegen auch für uns ernste Belehrungen: In dem Maße, wie die Herzen der Gläubigen, ihr eigenes Unvermögen erkennend, der Person des Herrn anhangen und bereit sind, zu Ihm hinauszugehen, «außerhalb des Lagers», werden sie die Gedanken Gottes bezüglich Seiner Wohnung inmitten Seines Volkes erfassen (siehe Hes. 43,10-11).

Wir wollen drei Hauptgedanken in den Belehrungen, die uns die Stiftshütte gibt, festhalten:

  1. Das Haus Gottes, die Stätte, wo Er auf der Erde wohnt, als Vorbild für die heutige Kirche oder Versammlung.
  2. Die Offenbarung Gottes in Christo, das heisst die Kundmachung Gottes dem Menschen gegenüber.
  3. Der Zugang zum Heiligtum, das heißt, der Weg zu Gott, den Er dem Menschen aufgetan hat.

Unterteilung des Gegenstandes:

I. Allgemeiner Plan und Materialien.
II. Die eigentliche Stiftshütte; Bretter, Teppiche, Vorhänge.
III. Der Vorhof; Tor, eherner Altar, Becken.
IV. Die Kleider des Hohenpriesters.
V. Das Heilige; Tisch, Leuchter, goldener Altar.
VI. Das Allerheiligste; die Bundeslade.
VII. Der Zugang zum Heiligtum.

I. ALLGEMEINER PLAN UND MATERIALIEN

Die wichtigsten Maße:

Vorhof: 100 zu 50 Ellen (Kap. 27,9-12). Tor: 20 Ellen.
Eigentliche Stiftshütte: 30 Ellen lang, 10 Ellen breit und 10 Ellen hoch (Kap. 26,15-25).
Heiliges: 10 Ellen breit, 20 Ellen lang, 10 Ellen hoch (der Vorhang, der die Trennung zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten bildete, wurde unter die Klammern gehängt. Kap. 26,33 und 6).
Allerheiligstes: 10 mal 10 mal 10 Ellen: würfelförmig (die Vollkommenheit, wenn sich das Unendliche im «Endlichen» zu erkennen gibt; vergl. Offb. 21,16).

Sechs Hauptgegenstände befinden sich in der Stiftshütte; in der Reihenfolge vom Eingang her sind es:
Im Vorhof:
der eherne Altar
das eherne Becken
Im Heiligtum:
rechts: der Schaubrottisch
Mitte: der goldene Altar
links: der Leuchter
Im Allerheiligsten:
die Lade

Materialien (25,3-7; 35,4 bis 36,7).
Vier Gruppen:

  • 2. Mose 25,3: Gott
    Gold: (in der Bibel als kostbarstes Material erwähnt): das was göttlich ist, die göttliche Natur («reines Gold»); die wesentliche Gerechtigkeit Gottes («Gold»).
    Silber: Die Erlösung, das Sühngeld (30,16).
    Erz: Die Gerechtigkeit Gottes im Gericht (Offb. 1,15; 4.Mose 16,36-40).
  • 2. Mose 25,4-5: Christus.
    Blauer Purpur: der vom Himmel Herabgestiegene; Liebe; Sohn Gottes: Johannes-Evangelium; Karmesin: Blut; Leiden; «Wurm» (Psalm 22,6); irdische Herrlichkeit des Messias in bezug auf Israel (4. Mose 4,8).
    Roter Purpur: Der Sohn des Menschen, der nach den Leiden die universelle Herrlichkeit empfängt (4. Mose 4,13): Markus Kap. 15,17 – Kap. 16,19.
    Byssus: Der vollkommene Mensch (Offb. 19,8), Gott und den Menschen gegenüber gerecht, sowohl in Seinem Dienst, als auch in Seinem Wandel.
    Ziegenhaar: Absonderung für Gott (Kleidung der Propheten; Sach. 13,4).
    Rotgefärbte Widderfelle: Aufopferung bis zum Tode, (der Widder war die Opfergabe der Einweihung, siehe 2. Mose 29,15-35).
  • 2. Mose 25,6: Heiliger Geist.
    Öl:
    Licht. – Gewürze zum Salböl.
    Weihrauch: Vollkommenheiten Christi, durch den Heiligen Geist Gott dargereicht (Phil. 3,3)
  • 2. Mose 25,7: Die Erlösten (Gegenstände des Priestertums).
    Onyxsteine:
    auf Seinen Schultern.
    Steine zum Einsetzen: auf Seinem Herzen; Einheit in der Verschiedenartigkeit. (Unter einem anderen Gesichtswinkel sprechen diese Steine auch von den Vollkommenheiten des Herrn Jesus).

Opfergaben des Volkes

Gott gebot dem Volk, Ihm ein Hebopfer darzubringen (2. Mose 25,2), das von dem, was ihnen gehörte, genommen werden sollte (2. Mose 35,5). Alle konnten eine Opfergabe darbringen, denn alle hatten bei ihrem Auszug aus Ägypten von den Ägyptern verschiedene Kostbarkeiten erhalten (2. Mose 11,2-3; 12,35-36), aber keiner war zum Geben gezwungen. Nur jene, die «willigen Geistes» waren, taten es, so, wie das Herz sie trieb (2. Mose 35,21; 36,2). Jeder konnte seinen Mitteln entsprechend geben: der eine Gold, der andere Silber, ein anderer Gewebe, wieder ein anderer Ziegenhaar; die Fürsten gaben Edelsteine; aber jeder hatte sich vorgenommen, für das Haus Gottes etwas darzubringen.

Zudem gab es Männer und Frauen, die es nicht nur am Herzen hatten darzubringen, sondern die es auch trieb, «ans Werk zu gehen, um es zu machen» (2. Mose 36,2).

Zum Beispiel wird uns in Kapitel 35, Vers 25, gesagt: «Alle Weiber, die weisen Herzens waren, spannen mit ihren Händen» den blauen und roten Purpur, den Karmesin und den Byssus. Sie hatten für das Haus Gottes nicht nur etwas dargebracht, sondern arbeiteten auch am Werk. Aber sie taten es in ihrem Bereich, wahrscheinlich in ihrem Zelt oder an dessen Eingang. Der Faden, den sie so für das Haus Gottes zubereiteten, war von großer Bedeutung; denn wenn er schwach oder schlecht gesponnen war, so mochte die Geschicklichkeit derer, die «weisen Herzens» waren, noch so groß sein (36,8), die Teppiche und die Vorhänge der Stiftshütte wären nicht vollkommen gewesen. Jede Christin, ob jung oder alt, kann in ihrem Bereich die verschiedenen Farben «spinnen», die alle von den verschiedenen Herrlichkeiten des Herrn Jesus sprechen: in ihre Unterredungen, in ihre Haltung, in ihren Einfluss, den sie ausüben, können sie irgend etwas von Christo, von Seinen Vollkommenheiten und Seinen Herrlichkeiten beifügen. Maria von Bethanien war davon so durchdrungen, dass, als sie das Haupt und die Füße des Heilandes gesalbt hatte, «das ganze Haus» von dem Geruch der Salbe erfüllt war.

Andere verständige Frauen, «die ihr Herz dazu trieb», spannen das Ziegenhaar. Wenn die praktische Absonderung, von der das Ziegenhaar spricht, nicht in unserem Hause, in der Familie, in den Gewohnheiten, im Verhalten, in den Stätten, wo man sich aufhält und in der Erziehung der Kinder geübt wird, wie kann sie dann im Hause Gottes verwirklicht werden? Die hervorragendsten Gaben in einer Versammlung vermögen den Segen, den Gott geben möchte, nicht darzureichen, wenn die Schwestern nicht in der Abhängigkeit vom Herrn sowohl den blauen und den roten Purpur, als auch den Karmesin, den Byssus und das Ziegenhaar gesponnen haben.

Man kann also in dem Volk vier Gruppen unterscheiden:

  1. Solche, die nichts darbrachten, weil sie zu egoistisch waren, oder weil sie es schon für das goldene Kalb gegeben hatten! (2. Mose 32,2-3);
  2. solche, die ihre Gabe darbrachten;
  3. solche, die am Werk arbeiteten;
  4. und schließlich jene, die infolge eines speziellen Auftrages von Gott zum Bau des Hauses besonders begabt waren. (Vergl. mit den Gaben des Geistes für die Versammlung nach 1. Korinther 12, usw.)

Alle, die in dieser Weise am Werk des Hauses Gottes mitarbeiteten, taten es aus Liebe zu Ihm. Wenn wir den Herrn Jesus haben, haben wir es am Herzen, nicht nur von der Versammlung zu leben (so kostbar dieses Vorrecht ist), sondern auch für die Versammlung, indem ein jeder etwas beisteuert, je nach dem er empfangen hat, einen Beitrag zum Nutzen aller, in Abhängigkeit und nach den Weisungen Gottes.

Es kommt eine Zeit, in der man weder darbringen noch dienen kann (2. Mose 36,6). Dass doch niemand seine Zeit vorübergehen lassen möge, ohne danach zu trachten, am Werk des Hauses Gottes mitzuarbeiten, gemäß dem, was der Herr ihm in Gnade dazu schenken wird.

II. DIE EIGENTLICHE STIFTSHÜTTE (2. Mose 26)

Damit die Stiftshütte auf ihren zahlreichen Etappen durch die Wüste transportiert werden konnte, war sie in ihre verschiedenen Teile zerlegbar, bildete aber gleichwohl ein Ganzes. Bei jedem Aufbruch wurde sie von den Leviten zerlegt und so befördert, teils auf ihren Schultern, teils auf Wagen. An jedem neuen Lagerplatz stellte man zuerst die Stiftshütte auf und dann lagerte sich das Volk rings um die Wohnung herum (4. Mose, Kap. 1-4).

Das eigentliche Haus der Stiftshütte war aus Brettern, Teppichen und Vorhängen zusammengesetzt. In einer Hinsicht ist es ein Vorbild von Christo, in anderer Hinsicht aber ein Vorbild auf die Erlösten, die zusammen das Haus Gottes, die Versammlung bilden.

1. Bretter

Maße: 1½ Ellen breit, 10 Ellen hoch. 20 Bretter im Norden, 20 im Süden, 8 im Westen, insgesamt 48 Bretter.

Jedes Brett war also breit und hoch, angefertigt aus einem Baum mit großem Umfang. Der Baum musste gefällt und das Brett zugeschnitten werden, bevor man es zur Stiftshütte brachte. So ist auch der Erlöste aus dieser Welt herausgezogen und von Gott zubereitet worden, um ein wesentlicher Bestandteil Seines Hauses zu werden (vgl. 1.Könige 6,7).

Aber ein Brett, so breit und hoch es auch ist, kann sich allein nicht aufrecht halten (Kap. 26,15). Deshalb waren am Fuße jedes Brettes zwei Zapfen, die tief in zwei Silberfüße hineinversenkt wurden. Diese Füße stellen die Erlösung dar (Kap. 30,11-16; 38,25-27). Die beiden Füße erinnern an zwei grundlegende Wahrheiten: an die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes, denen das Werk Christi vollkommen entsprochen hat. Weil Christus unsere Sünden auf sich genommen hat, für uns zur Sünde gemacht worden ist und an unserer Statt das Gericht ertrug, ist Gott gerecht, wenn Er dem Sünder vergibt, das heißt, wenn Er «den rechtfertigt, der des Glaubens an Jesum ist» (Römer 3,26). Seine Liebe, die vergeben wollte, ist also mit Seiner Gerechtigkeit eng verbunden. Gott kann nicht anders, Er muss dem, der sich im Glauben unter das Blut Jesu stellt, die Sünden vergeben: das ist ein Akt der Gerechtigkeit gegenüber Christo.

Geradeso wie ein Brett im Sande der Wüste sicher und aufrecht auf seinen Füßen stand, wird der Erlöste aufrecht gehalten, und sein Heil ist völlig gesichert.

«Ihr steht durch den Glauben», sagt uns 2. Korinther 1,24. In der Tat, weder durch unsere Kraft, noch durch unsere Erkenntnis, sondern einzig und allein durch Glauben an das durch den Herrn Jesus vollbrachte Werk können wir aufrecht stehen. «Daher, wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, dass er nicht falle» (1. Korinther 10,12). Es gibt welche, die zu stehen scheinen: Sie sind in einer christlichen Umgebung aufgewachsen, haben in der Sonntagsschule oder in Versammlungen eine ziemlich große, verstandesmäßige Erkenntnis empfangen. Aber sie haben den Heiland niemals für sich selbst angenommen. Und weil das Wort in ihren Herzen «nicht mit dem Glauben vermischt» ist, so werden sie nicht zu stehen vermögen, sondern gewisslich fallen. – Diese Warnung richtet sich auch an wahre Kinder Gottes, im Blick auf ihren praktischen Wandel. Wenn wir einen Bruder sehen, der gefallen ist, so lasst uns doch keinen Augenblick denken, das werde uns nie zustoßen! (Gal. 6,1). Lasst uns vielmehr unser Vertrauen auf die Gnade und die Macht des Herrn setzen, gemäß dem Worte: «Der Herr vermag ihn aufrecht zu halten» (Römer 14,4).

Aber selbst wenn ein Brett fest auf seinen Füßen ruht, kann es durch den Wüstenwind leicht umgeworfen werden, wenn es allein steht. Darum mussten die Bretter miteinander verbunden werden. Darin steckt für uns Christen jeden Alters eine wichtige Lektion: Wir dürfen als Gläubige nicht allein bleiben, sondern sollen die Gemeinschaft der Kinder Gottes aufsuchen. Junge Leute, die das väterliche Haus ihrer Studien, einer Berufslehre oder anderer Umstände wegen verlassen und in eine fremde Stadt oder ins Ausland ziehen, sollten dies besonders beachten.

«Freundschaft der Welt ist Feindschaft wider Gott» (Jak. 4,4). Lasst uns darauf achten, nicht in der Welt Freunde zu suchen. Seien wir im Gegenteil dankbar für gläubige Freunde, die Gott auf unsern Weg führt, mit denen wir ein gemeinsames Teil und ein gleiches Ziel haben. Einander eine Hilfe sein auf dem Glaubensweg, zusammen beten, einander an wunderbaren Entdeckungen im Worte Gottes und an Erfahrungen teilnehmen lassen, die der Herr uns in Seiner Liebe machen lässt – das sind einige der Freuden christlicher Freundschaft.

Aber mehr noch. Nicht nur einzelne Bretter sollten zusammengestellt werden, sondern alle mussten mittels fünf «Riegeln» gut miteinander verbunden und zusammengehalten werden (2. Mose 26,26-28). Diese Riegel haben verschiedene Bedeutungen:

  1. «Der mittlere Riegel in der Mitte der Bretter durchlaufend von einem Ende zum andern» lässt an den Heiligen Geist denken, der gemäß 1. Korinther 12,13 die Erlösten zu einem Leibe vereinigt (dabei muss man sich aber bewusst sein, dass die Wahrheit des «Leibes» im Alten Testament noch nicht geoffenbart war).
  2. Diese Riegel sind auch ein Vorbild des Dienstes durch den Geist nach Epheser 4,11-14, dessen Ziel unter anderem in der «Auferbauung des Leibes Christi» besteht, «bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens … auf dass wir nicht mehr Unmündige seien…» Man kann die Riegel auch mit Apostelgeschichte 2,42 in Verbindung bringen.
  3. In einem sittlichen Sinn endlich erinnern diese Riegel an Epheser 4,1-3, woraus hervorgeht, dass Demut, Sanftmut, Langmut und das Sich-in-Liebe-vertragen unerlässlich sind, damit die Gläubigen praktisch eng verbunden bleiben.

Die aufrechtstehenden Bretter, in ihren Füssen von Silber befestigt und durch die Riegel verbunden, waren mit Gold überdeckt. Die Erlösten des Herrn sind von neuem geboren und «Teilhaber der göttlichen Natur» geworden (2. Petr. 1,4). Wenn sie, wie die Bretter, im Heiligtum betrachtet werden, sieht man nur das «Gold», das sie bedeckt. Auf diese Weise bilden sie als «lebendige Steine» heute das Haus Gottes (1. Petrus 2,5).

2. Der Vorhang (2. Mose 26, 31-35)

Nach Hebräer 10,20 stellt der Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten trennte, Christum im Fleische gekommen dar. Er wurde gewoben aus blauem Purpur (ein Bild Dessen, der vom Himmel herabgestiegen ist), aus rotem Purpur (redet von Dem, der nach den Leiden die universelle Herrlichkeit empfängt), aus Karmesin (Farbe des Blutes, das an Seine Leiden erinnert, aber auch an Seine Herrlichkeit als der Messias Israels) und aus Byssus (Menschheit und vollkommener Wandel Jesu). Das alles sind Charakterzüge des Herrn Jesus, die uns in besonderer Weise in den vier Evangelien (vier Säulen), aber auch auf allen andern Seiten des Wortes Gottes vorgestellt werden.

Viele haben die Herrlichkeit des Fleisch gewordenen Wortes nicht erkannt. In der Tat, der Vorhang verhüllte die Bundeslade, aber dieser Vorhang wurde auf Grund des Werkes am Kreuze von oben bis unten zerrissen (Vergleiche auch mit Hebr. 10,19-22). Johannes konnte sagen, dass es solche gegeben habe, die mit ihm, dem Apostel «Seine Herrlichkeit angeschaut» haben, «eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit» (Joh. 1,14).

Der Vorhang musste mit Cherubim verziert werden, wodurch angezeigt wurde, dass der Herr alles erforscht, von allem Kenntnis nimmt und alles richtet (Offb., Kap. 1-3). Diese Cherubim erinnerten in einer Hinsicht an jene im Garten Eden und zeigten, dass der Zugang zum Heiligtum noch verschlossen war. Heute aber, nachdem der Vorhang zerrissen ist, hat uns Jesus den Zugang zur Gegenwart Gottes selbst geöffnet (Luk. 23,45; Hebr. 10,19-22).

3. Die Teppiche, das Zelt und die Decken

a) Die Teppiche (2. Mose 26, 1-6)
Zehn Teppiche von je 4 Ellen Breite und 28 Ellen Länge bildeten ein Ganzes von 40 x 28 Ellen. Diese Teppiche wurden aus gleichen Fäden gemacht wie der Vorhang. Aber während beim Vorhang der blaue Purpur zuerst erwähnt wird, tritt bei den Teppichen der Byssus an die erste Stelle. In der Tat, wenn die Teppiche Christum darstellen (entsprechend dem Gedanken, dass die Stiftshütte von Gott, geoffenbart in Christo, redet), sind sie auch ein Bild von den Gläubigen, und zwar so, wie sie in Christo gesehen werden, «wohlannehmlich gemacht in dem Geliebten.» Daher, wenn es sich um Gläubige handelt, ist es vor allem die praktische Gerechtigkeit in ihrem Wandel, die sie auszeichnen soll, während bei Christo in erster Linie Sein himmlisches Wesen in den Vordergrund trat.

Die Kinder Gottes, im Heiligtum gesehen, so wie der Brief an die Epheser sie uns darstellt, tragen die Kennzeichen Christi.

Die Teppiche waren eng miteinander verbunden durch Schleifen von blauem Purpur und Goldklammern; die Bande, die die Erlösten heute verbinden, sind himmlischer und göttlicher Natur. Die Gläubigen haben sich nicht zusammengefunden, weil es ihnen passt oder weil sie in gewissen Punkten eines Sinnes sind und sich daher zusammengehörig fühlen, sondern es ist Gott, der sie unlösbar miteinander vereint hat. Indem sie sich einfach um den Herrn Jesus versammeln, geben sie von dem, was Gott getan hat, Zeugnis, oder – wie man auch schon gesagt hat – sie bringen in Wirklichkeit das zum Ausdruck, was für den Glauben schon besteht. Um dem Gedanken des Herrn zu entsprechen, muss ein solches Versammeln mit 2. Timotheus 2,19 und 22 übereinstimmen. Es ist wichtig, dass die Gläubigen in der Praxis kundtun, welches ihre Stellung im Heiligtum ist, indem sie das Wesen Christi widerspiegeln (Byssus, blauer und roter Purpur und Karmesin: «wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen») und die Wirklichkeit der Tatsache darstellen, dass Gott sie miteinander verbunden hat.

Wenn es auch dem Feinde gelungen ist, die Christen im Hinblick auf ihr praktisches Zeugnis auf der Erde zu zerstreuen und zu zersplittern, so bleibt doch bestehen, dass sie in Christo und vor Gott eins sind, wie die Gesamtheit der Teppiche, die durch Klammern zusammengefügt waren, «die Wohnung, ein Ganzes» bildeten (Kap. 26,6).

b) Das Zelt (Verse 7-13)
«Über die Wohnung» wurde zum Schutz gegen jeden Einfluss oder äußerliche Beschmutzung ein Zelt von Ziegenhaar gelegt.

Elf solcher Teppiche von je 4 Ellen Breite und 30 Ellen Länge bildeten ein Ganzes von 44 x 30 Ellen, das also die Maße der ersten Teppiche übertraf.

Das Ziegenhaar spricht von Absonderung für Gott (Kleidung der Propheten), nicht durch Strenge gegenüber den Sündern, sondern durch die Trennung von ihnen, in der Strenge gegen sich selbst, die sich mit der vollkommensten Menschenfreundlichkeit und Sanftmut verbinden kann, wie sie in Christo gesehen wurden. (J. N. D.)

Es gibt keine Darstellung des Wesens Christi (Teppiche), ohne gleichzeitige Absonderung von der Welt. Die Frauen hatten das Ziegenhaar gesponnen (Kap. 35,26): Jeder Gläubige, selbst der schwächste, ist berufen, diese Absonderung von der Welt in seinem täglichen Leben, in seinem Hause, bei seiner Arbeit, in seinem Benehmen praktisch zu verwirklichen. Wenn jeder da, wo er hingestellt ist, das Ziegenhaar «spinnt», wird die Trennung des Hauses Gottes von der Welt verwirklicht, aber wenn es praktisch an Fäden fehlt, wird das Gewebe des «Zeltes» keinen Schutz gegen äußerliche Verunreinigung mehr bieten.

Die Teppiche des «Zeltes» wurden durch Schleifen und Klammern von Erz zusammengefügt: Einheit der Gläubigen in der Absonderung und im Verurteilen des Bösen.

c) Die Decke von Widderfellen
Bei der Einweihung der Priester wurden Widder geopfert (Kap. 29,19). Hierin haben wir ein Bild von der Hingebung der Erlösten an den Herrn, an Seine Interessen und an Sein Haus, hervorgerufen durch das Bewusstsein der völligen Hingebung Christi an Gott für die Erlösten, eine Weihung, die bis in den Tod ging (rotgefärbte Widderfelle): 2.Kor. 5,15; Eph. 5,2.

Eine äußerliche Absonderung, ohne eine von Herzen kommende innere Hingebung an den Herrn, führt zu Gesetzlichkeit und Selbstgerechtigkeit (vgl. Lukas 18,9-14).

d) Die Decke von Dachsfellen
Diese äußerste Decke war das Einzige, was außer dem Vorhang, der als Eingang zum «Heiligen» diente, von der Stiftshütte zu sehen war. Um die Teppiche und ihre Kunstweberarbeit, das Gold der Bretter und die verschiedenen Gegenstände des Heiligen und Allerheiligsten zu sehen, musste man in das Heiligtum eintreten. Von außen her sah man nur diese Decke von Dachsfellen. So ist es auch mit Christo in dieser Welt: Um Seine verschiedenen Herrlichkeiten zu entdecken, bedarf es des Glaubens, der in Ihm den Sohn Gottes erkennt. Für die andern aber «hatte er keine Gestalt… dass wir seiner begehrt hätten» (Jesaja 53,2).

Diese Dachsfelle reden auch von der Wachsamkeit, die erforderlich ist, um den Schlingen auszuweichen und um die Angriffe des Feindes niederzuschlagen. Die Wachsamkeit ist wie eine sittliche Schutzhülle von großer Wirksamkeit. Fehlt sie im praktischen Wandel, so lässt man sich durch weltliche Freunde oder durch Umstände in Lagen bringen, in denen man, ohne besonderes Dazwischentreten des Herrn, Ihn nur verunehren wird (1. Kor. 15,33-34; Sprüche 4,20-27).

Die vier Dinge stehen also in engem Zusammenhang: Um das Wesen Christi praktisch widerspiegeln zu können, ist es unumgänglich, dass die Kinder Gottes die Absonderung von der Welt und vom Bösen verwirklichen, sich Christo hingeben und wachsam sind. Wer dem Herrn in Abhängigkeit und Liebe zu dienen begehrt, wird vor manchen Versuchungen bewahrt, man wird die Notwendigkeit der Absonderung von der Welt besser verstehen und darüber wachen, dass nichts das Zeugnis trüben und das Werk des Herrn hindern kann.

III. DER VORHOF

Grundsätzlich redet der Vorhof vom öffentlichen Zeugnis, das die Gläubigen, die das Haus Gottes bilden, nach außen hin ablegen sollen; wogegen die eigentliche Stiftshütte das Heiligtum, und was man dort betrachtet, darstellt. So war auch das ganze Heiligtum auf Füße von Silber gestellt (mit Ausnahme der Säulen des Vorhangs am Eingang, die auf ehernen, von außen sichtbaren Füßen standen), während die Säulen des Vorhofs alle auf ehernen Füssen ruhten.

1. Säulen und Umhänge (Kap. 27,9-19)
Maße: Länge des Vorhofs = 100 Ellen, Breite = 50 Ellen; 56 Säulen, die 280 Ellen Umhänge trugen; das Tor im Osten ruhte auf vier Säulen und war 20 Ellen breit.

Beachte, dass die Länge der Umhänge der Länge der Teppiche der Stiftshütte entspricht, wenn man sie aneinanderreiht. Das zeigt, dass das Zeugnis nach außen hin das innere Leben im Heiligtum nicht überschreiten soll. Die Höhe der Umhänge war fünf Ellen; somit war es unmöglich, von außen her zu sehen, was im Innern des Vorhofs vor sich ging. Man konnte nur die Dachsfelle der Stiftshütte und den vom ehernen Altar aufsteigenden Rauch wahrnehmen.
Diese weißen Umhänge von gezwirntem Byssus, von ehernen Säulen getragen, die auf ehernen Füssen ruhten, reden im besonderen von:

  1. der Tatsache, dass das Haus Gottes und sein Vorhof von der Außenwelt deutlich abgesondert sein sollen. Das reine Weiß der Umhänge zeigte an, dass nichts Unreines in diesen abgeschlossenen Raum eintreten sollte. (Vgl. mit dem neuen Jerusalem, Offb. 21,27);
  2. dem reinen und fleckenlosen Leben Christi in dieser Welt (Byssus = feinste weiße Baumwolle, 1. Mose 41,42), der in Seinem Wandel allem, was die Gerechtigkeit Gottes forderte (Erz), völlig entsprochen hat;
  3. dem öffentlichen Zeugnis praktischer Gerechtigkeit nach außen hin (vgl. Offb. 19,8), seitens der Gläubigen, die Selbstgericht geübt haben und bereit sind, wenn es nötig ist, Leiden auf sich zu nehmen, um den Willen Gottes zu erfüllen (Erz), und die durch die Erlösung (Bindestäbe von Silber: 2. Mose 38,25-31; Joh. 11,52) zu einem Ganzen zusammengefügt sind.

Tatsächlich, es geziemt sich den Erlösten nicht, sich vor der Welt mit der Sicherheit ihres Heils (Füße von Silber) oder den verschiedenen Segnungen, die sie in Christo besitzen, zu brüsten. Vielmehr ist es ihr Wandel, der sprechen soll; sie müssen Selbstgericht üben um aufrecht zu bleiben; die Liebe, die sie als Erlöste des Christus vereint, ist ihr praktisches Zeugnis vor der Welt: «Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt»; «… dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast» (Joh. 13,35; 17,21).

2. Das Tor (Kap. 27,16)
Maße: 20 Ellen breit, 5 Ellen hoch = 100 Quadrat-Ellen; es hat also denselben Flächeninhalt wie die Vorhänge des Eingangs zum Heiligtum; jene maßen 10 x 10 Ellen = 100 Quadrat-Ellen.

Das Tor des Vorhofs war demnach breit. Es hatte die gleichen Farben wie die Vorhänge der Stiftshütte und spricht von Christo, wie Er in Gnade Seine Arme weit ausbreitet, um «wer da» eintreten will aufzunehmen. Christus ist die Tür (Joh. 10,7). Kein Cherub verwehrte den Zugang zum Vorhof, wie beim Eingang zum Garten Eden (1. Mose 3,24).

Eine einzige Bedingung jedoch war zu erfüllen, damit der Israelit durch dieses Tor eintreten durfte: er musste ein Opfer bringen (5. Mose 16,16). Das führt uns zum:

3. Ehernen Altar (Kap. 27,18)
dem ersten Gegenstand, dem man, vom Eingang des Vorhofes herkommend, begegnete.

Maße: 5 x 5 x 3 Ellen; die quadratische Form erinnert an die alles umfassende Tragweite des Opfers am Kreuz (4 Winde, 4 Himmelsrichtungen usw.). Der Altar ist ein Vorbild von Christo (Akazienholz), aber eines Christus, der dem Gericht Gottes über die Sünde begegnet ist (Erz; siehe 4. Mose 16,36-40).

Welches war der Hauptzweck des Altars? Er war die Stätte, wo man die Opfer darbrachte und das Blut vergoss, das allein «Sühnung tut durch (oder für) die Seele» (3. Mose 17,11; siehe auch Hebr. 9,22: «ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung»). Der Altar spricht von Christo; die Opfer sprechen von Christo und auch der Priester, der sie darbrachte, spricht von Christo.

Alles was sich am Altar zutrug, weist auf das Kreuz hin.

Zwei grundlegende Wahrheiten gehen aus dem ehernen Altar und aus den Opfern, die dort dargebracht wurden, hervor:

  1. die Notwendigkeit der Blutvergießung, um die Sünde hinwegzutun. Diese Wahrheit wird vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung deutlich gemacht. «Der Lohn der Sünde ist der Tod» (Römer 6,23); das vergossene Blut redet vom Tode des Schuldigen oder des an seiner Statt dargebrachten Opfers. Es gibt kein anderes Mittel, um die Sünde vor Gott hinwegzutun.
  2. die grundlegende Wahrheit der Stellvertretung. Nach den Gedanken Gottes kann anstelle des Schuldigen ein Opfer ohne Fehl zur Sühnung dargebracht werden, so z.B. der Widder, der anstelle Isaaks geschlachtet wurde (1. Mose 22,13), oder das Passahlamm, das statt des Erstgeborenen sterben musste (2. Mose 12). «Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten» (1. Petrus 3,18); «Er, der Sünde nicht kannte, wurde für uns zur Sünde gemacht» (2. Kor. 5,21).

Das Gitter von Netzwerk aus Erz im Altar, welches das Feuer des Gerichtes trug, erinnert ebenfalls an Christum, der durch das Feuer des Gerichtes Gottes gehen musste. Dort, wo Sein ganzes Wesen erprobt wurde, hat Er nur Seine eigenen Vollkommenheiten geoffenbart.

Die Opfer wurden auf dem Altar dargebracht, und zwar: Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer, Sünd- und Schuldopfer. Bleiben wir einen Augenblick beim Sündopfer stehen, wie wir es in 3. Mose 4,27-35 beschrieben finden.

Ein Israelit, der einem der Gebote Gottes gegenüber ungehorsam war und sich somit «verschuldet hat», wird sich seiner Sünde bewusst. Der Heilige Geist ist es, der mittels des Wortes von Sünde überführt. Ein Mensch mag gegenüber seinen Sünden, die er begangen hat, und hinsichtlich seines sündigen Zustandes vor Gott lange Zeit gleichgültig bleiben, aber es kommt ein Augenblick, wo Gott durch Seinen Geist in Gnade eingreift, um in ihm dieses Schuldbewusstsein zu wecken. Was soll er nun tun? Der Israelit musste «seine Opfergabe bringen», eine Ziege oder ein Schaf ohne Fehl (Verse 28,32). Es genügte nicht zu wissen, wie man vorzugehen hatte, damit die Sünde vergeben wurde; der Israelit musste in Wirklichkeit eine Opfergabe bringen: Er musste hingehen, aus seiner Herde ein Tier ohne Fehl – nicht ein krankes oder gebrechliches – holen, das ganze Lager durchqueren und das Tier durch das Tor des Vorhofs bis zum Altar führen. Dort angekommen, musste der Israelit «seine Hand auf den Kopf des Sündopfers legen», wie um zu sagen: Die Sünde, deren ich mich schuldig gemacht habe, lege ich auf dieses unschuldige und makellose Opfertier. Dann musste er selber das Tier schlachten. – Man muss persönlich zum Kreuze kommen, seine Sünde bekennen und für sich annehmen, dass das heilige und makellose Opferlamm sie getragen und dafür anstelle des Sünders vom Gerichte Gottes heimgesucht worden ist.

Der Priester nahm von dem Blute des Opfertieres, strich es an die Hörner des Altars und goss den Rest an den Fuss des Altars; dann verbrannte er das Fett und tat Sühnung für den Schuldigen. Dieser Priester ist ein Bild von Christo, der für die Reinigung des Sünders alles erfüllt hat. Das Wort stellt zweimal ausdrücklich fest: «Und es wird ihm vergeben werden» (Verse 31 und 35). Der Israelit konnte mit der Gewissheit der Vergebung in sein Zelt zurückkehren, nicht etwa, weil er etwas davon fühlte, sondern weil in dem inspirierten Worte geschrieben stand: «es wird ihm vergeben werden». So ist es auch heute; das Werk Christi ist die Sicherheit unseres Heils, aber das Wort Gottes ist es, das uns die Gewissheit gibt: «Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben» (Joh. 3,36; siehe auch Hebr. 10,10 und 14). Wenn jemand seines Heiles nicht gewiss ist, so nehme er seine Bibel und lese vor dem Angesicht Gottes, was darüber gesagt ist und glaube es.

Beim Brandopfer (3. Mose 1) musste der Israelit, der sich dem Altar nahte, ebenfalls «seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen» (Vers 4). Da handelte es sich aber nicht darum, Vergebung zu empfangen; dem, der ein Brandopfer brachte, war schon vergeben. Er opferte dieses Brandopfer als Zeichen der Dankbarkeit und der Anbetung. In gewisser Hinsicht gingen die Vollkommenheiten des Opfers auf den Anbeter über und jenes war «zum Wohlgefallen für ihn». «Er hat uns begnadigt (angenehm gemacht) in dem Geliebten» (Eph. 1,6). Gott sieht die Seinen in Christo, und auf Grund des Brandopfers, dem «Feueropfer lieblichen Geruchs», ist der Herzunahende Ihm wohlgefällig (Eph. 5,2).

4. Das Becken von Erz (2. Mose 30,17-21; 38,8)
Das Becken von Erz, dessen Maße uns nicht mitgeteilt sind, stand zwischen dem ehernen Altar und der Stiftshütte. Es diente nicht zum Opfern der Tiere, sondern zum Waschen, was Aaron und seine Söhne jedesmal tun mussten, bevor sie ins Zelt der Zusammenkunft hineingingen, oder bevor sie sich dem Altar nahten, um ein Opfer darzubringen.

In Johannes 13 hat uns der Herr Jesus selbst gezeigt, was das eherne Becken bedeuten soll. Während jenes letzten Abendessens mit Seinen Jüngern, stand Er vom Tische auf und fing an, ihre Füße zu waschen. Petrus wollte es zuerst nicht, aber Jesus sagte zu ihm: «Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir». Darauf bat Ihn Petrus, dass Er ihm nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt waschen möge. Aber Jesus gab ihm zur Antwort: «Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein.«

Das zeigt uns, dass es für die, welche gebadet, d. h. durch die Wiedergeburt zum Leben gekommen sind, nicht nötig ist, das zu wiederholen, was ein für allemal geschehen ist (Titus 3,5). Aber es kommt nur zu oft vor, dass der Gläubige wegen des Fleisches, das noch in ihm ist, sich auf dem Wege durch die Welt die Füße beschmutzt. Es handelt sich für ihn nun nicht darum, dass er sich von neuem «bekehre», sondern dass die Füße gewaschen werden. Der Herr zeigt durch Sein Wort an, worin man sich verunreinigt hat; dann muss man dies Gott bekennen (1. Johannes 1,9) und sich daran erinnern, dass Christus auch für diese Sünde gestorben ist. Hat der Erlöste auf diese Weise seine Füße gewaschen, so kann er «ein Teil mit dem Herrn» haben: er kann die Gemeinschaft mit Ihm wieder genießen.

In der Tat, wenn der Gläubige gefehlt hat, so ist seine Gemeinschaft mit dem Herrn unterbrochen. Er hat keine Freude, keinen Geschmack mehr am Worte Gottes. Das Heil ist nicht verloren, das ewige Leben immer noch vorhanden, aber eine Wolke ist zwischen den Herrn und ihn getreten. Nun gilt es, sich unverzüglich zum Herrn zu wenden, Ihm seine Sünde zu bekennen, sich selbst zu richten, der Wirkungskraft Seines Opfers zu gedenken – und man ist wiederhergestellt. Aber vergessen wir nicht, dass uns reichliche Mittel gegeben sind, damit wir uns nicht mit der Sünde einlassen, wie der Apostel sagt: «Ich schreibe euch dieses, auf dass ihr nicht sündiget» (1. Johannes 2,1).

Es ist wichtig, jeden Tag Selbstgericht zu üben und diese Fußwaschung vorzunehmen. Aber wie die Priester vor dem Eintritt in das Heiligtum oder bevor sie dem Altar nahten, sich einer Waschung unterziehen mussten, so ist es ganz besonders wichtig, dass «ein jeder» sich selbst prüft, bevor er sich zur Stunde der Anbetung einfindet und am Brotbrechen teilnimmt, gemäß der Belehrung von 1. Korinther 11,26-32. In jenen Versen wird uns gesagt, dass jeder, der das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt unwürdiglich, des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein wird. Aber es wird nicht hinzugefügt, dass man sich wegen der Verunreinigung auf dem Wege vom Abendmahl enthalten soll; im Gegenteil: «ein jeder aber prüfe sich selbst, und also esse er». Es ist wichtig, sich vor dem Eintritt ins Heiligtum selbst zu richten, am ehernen Becken vorbeizugehen und dann zu essen. So wird man es in dem tiefen Bewusstsein der Gnade tun, die es uns auf Grund des Werkes Christi allein ermöglicht, diesem Mahl zum Gedächtnis Seines Todes zu nahen, um Seinem letzten Wunsche zu entsprechen.

Das tägliche Selbstgericht zu vernachlässigen und in diesem Zustand am Abendmahl teilzunehmen, heißt, sich dem Gericht des Herrn auszusetzen: Mehrere in Korinth waren körperlich schwach, krank oder sogar entschlafen. Aber es hat auch sittliche Folgen. Denn, wenn man es am Selbstgericht fehlen lässt und leichtsinnig am Brotbrechen teilnimmt (sich enthalten ist vielleicht noch schlimmer), werden wir geistlich schwach und krank (ein krankes Schaf bleibt hinter der Herde zurück!) oder werden gar von einem geistlichen Schlaf übermannt (siehe Eph. 5,14). Wenn dies der Fall ist, wie dringend nötig ist es da, aufzuwachen, «aus den Toten» aufzustehen, um das Licht des Angesichtes Christi wiederzufinden!

Das eherne Becken wurde aus den Spiegeln der Frauen gemacht, die sich am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft scharten (2. Mose 38,8). Hierin liegt eine doppelte Belehrung:

  1. Die Spiegel sind nach Jakobus 1,23 ein Hinweis auf das Wort Gottes, das uns die Vergehungen, die Verunreinigung unserer Füße zum Bewusstsein bringt.
  2. Die Frauen, die mit denen, die Gott suchten (2. Mose 33,7), zum Zelt der Zusammenkunft hinausgingen, hatten ein Herz für Ihn. Im Genuss Seiner Gegenwart fiel es ihnen leicht, das mit Freuden dem Herrn hinzugeben, was bis dahin ein Gegenstand der Eitelkeit war.

IV. DIE KLEIDER DES HOHENPRIESTER 2. Mose 28

Die Kapitel 25-27 des 2. Buches Mose enthalten die Anweisungen Gottes an Mose für den Bau der Stiftshütte. Sie beschreiben uns vor allem die Gegenstände, die von der Offenbarung Gottes in Christo reden. Erst im 30. Kapitel wird das eherne Becken erwähnt, dessen der Mensch bedurfte, um hinnahen zu können, wie auch der goldene Altar. Die Priester mussten ja, bevor sie ins Heiligtum eintraten, im Becken Hände und Füße waschen. Ein Teil ihres Dienstes vor Gott bestand sodann darin, dass sie vom goldenen Altar Weihrauch emporsteigen ließen.

Die zwischen diesen beiden Teilen göttlicher Unterweisungen eingeschalteten Kapitel 28 und 29 beschreiben die Einsetzung des Priestertums. «Einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus» (1. Tim. 2,5). In Christo offenbart sich uns zunächst Gott selbst: «Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.» Dann ist Er aber auch das einzige Mittel, durch das wir Gott nahen können: Christus als Hoherpriester. In Seinem Namen richten wir unsere Gebete an den Vater. Durch Ihn bringen wir Gott stets ein Opfer des Lobes dar, «geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum». Er selbst lebt auf immerdar, um sich für die zu verwenden, die durch Ihn Gott nahen (Hebr. 7,25). Bevor wir vom Zugang ins Heiligtum reden, müssen wir zuvor den Hohenpriester aufmerksam betrachten.

In 2. Mose 28 werden die heiligen Kleider, mit denen sich Aaron «zur Herrlichkeit und zum Schmuck» bekleiden musste, beschrieben. Sie reden ausschließlich vom Herrn Jesus. Hat Aaron sie wirklich jemals getragen, außer am Tage der Einweihung? (2. Mose 29,5). Kaum hatte der Dienst begonnen, brachten Nadab und Abihu fremdes Feuer vor Gott dar und starben. «Und Gott redete zu Mose nach dem Tode der beiden Söhne Aarons… Rede zu deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu aller Zeit in das Heiligtum hinein eingehe innerhalb des Vorhangs». Als dann Aaron einmal jährlich hineinging, war er nicht mit herrlichen Kleidern, sondern mit einem «heiligen Leibrock von Linnen bekleidet» (3. Mose 16,4). In 2. Mose 28 werden also unsere Blicke auf einen Größeren als Aaron hingelenkt, auf Den, der als Einziger niemals gefehlt hat, auf «den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesum» (Hebr. 3,1). Somit werden wir in den folgenden Ausführungen an Ihn allein denken.

Die Kleider des Hohenpriesters

Über den anderen Kleidern trug der Hohepriester das Ephod, eine Art Umhängemantel, auf dessen Schulterstücken zwei Onyxsteine befestigt waren. Auf seiner Brust war zudem das Brustschild des Gerichts unverrückbar festgehalten. Unter dem Ephod trug er ein blaues Oberkleid, das an seinem unteren Saum mit Granatäpfeln und Schellen verziert war. Der Leibrock darunter war von zellenförmigem Gewebe von Byssus. Auf dem Haupte trug er einen Kopfbund, an dem das Blech von Gold befestigt war.

Das Ephod (2. Mose 28,5-6)
Das Ephod ward das eigentliche Priesterkleid. Es war aus blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus gewebt, wie der Vorhang, aber es wurde noch Gold hinzugefügt: «Und sie plätteten Goldbleche, und man zerschnitt sie zu Fäden, zum Verarbeiten unter den blauen und unter den roten Purpur und unter das Karmesin und unter den Byssus, in Kunstweberarbeit» (2. Mose 39,3). Das ist ein wunderbares Sinnbild von der göttlichen Herrlichkeit des Sohnes, auf den der Brief an die Hebräer unsere Blicke beständig hinlenkt. In den Tagen Seines Fleisches (dargestellt durch den Vorhang des Allerheiligsten), war Seine Herrlichkeit als Sohn Gottes gewissermaßen verhüllt (außer für die Augen des Glaubens): Kein zu Fäden verarbeitetes Gold war in dem Vorhang. Aber in Seinem Amt als Hoherpriester im Himmel, wo Er alle Wesenheiten bewahrt, die Ihn als Sohn des Menschen auf der Erde kennzeichneten und kennzeichnen werden, leuchtet Seine göttliche Herrlichkeit unverhüllt hervor, sozusagen vermischt mit dem Gewebe Seiner anderen Wesenheiten. Gott, der Ihm das Zeugnis gibt: «Du bist Priester in Ewigkeit», hat vorher erklärt: «Du bist mein Sohn» (Hebr. 5,5 und 6).

Zwei Onyxsteine, die auf den Schulterstücken des Ephods unverrückbar befestigt waren, trugen eingraviert die Namen der Söhne Israels: sechs auf dem einen Stein, sechs auf dem andern «nach ihrer Geburtsfolge». Der gute Hirte nimmt Sein Schaf auf die Schultern, die das Kreuz getragen haben. Am Tage Seiner irdischen Herrlichkeit «ruht die Herrschaft auf Seiner Schulter». Aber inzwischen trägt Er als Priester die Last des Volkes Gottes auf Seinen Schultern; Seine Macht entfaltet sich unablässig zu ihren Gunsten. Ihre Namen sind dort «nach ihrer Geburtsfolge» eingraviert; das heißt, als aus Gott geboren, sind vor Ihm alle gleich und sollen sich hier auf der Erde als Seine Kinder benehmen.

Auf dem Herzen des Priesters war das Brustschild befestigt. Es war eine Art quadratisches Kissen, mit einer Seitenlänge von einer Spanne und war, wie das Ephod, aus Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus hergestellt. Zwölf Steine schmückten es: für jeden Stamm ein Stein, «nach den Namen der Söhne Israels». So ist es auch mit dem Volke Gottes; unser Hoherpriester trägt es im Heiligtum beständig auf Seinem Herzen.

Beachten wir, dass nicht alle Steine dieselbe Farbe hatten. Jeder war von besonderer Beschaffenheit. Die Erlösten sind sich nicht alle gleich, aber in ihrer Verschiedenartigkeit doch eine Einheit. Paulus war nicht wie Jakobus; dieser zeigte den Gläubigen in Christo, jener beschrieb seinen praktischen Wandel auf der Erde. Johannes wiederum unterschied sich von ihnen; er war vor allem von der Liebe des Herrn zu ihm erfüllt. Keiner der Gläubigen kann an sich allein die ganze Herrlichkeit Christi widerspiegeln. Alle sollten, wie dereinst die Braut am Hochzeitsmahl, versammelt sein, damit sich die vielfältige Schönheit des Bräutigams in ihnen widerspiegeln kann (Psalm 45,1-11). Die Edelsteine auf dem Herzen des Hohenpriesters leuchten im Heiligtum; aber besteht unsere gegenwärtige Aufgabe in dieser Welt nicht darin, in unserem praktischen Leben etwas von dem wiederzugeben, was im Heiligtum gesehen wird? Darin kommt uns die ganze Liebe unseres Hohenpriesters zu Hilfe.

Das Brustschild konnte nicht vom Ephod getrennt werden. Eine lange Beschreibung zeigt uns, wie es befestigt war (V. 22-28), damit «es sich nicht vom Ephod verrücke». Schnüre von Gold und von blauem Purpur – göttliche und himmlische Bande – geben den Gläubigen eine vollkommene Sicherheit: keiner vermag sie aus der Hand des Hirten zu rauben, und niemand kann sie vom Herzen des Priesters reißen. In dem Brustschild befanden sich die Urim und die Thummim, «Lichter und Vollkommenheiten», worüber uns fast keine Einzelheiten gegeben sind. Durch sie befragte man Gott (siehe 4. Mose 27,21), um zu erfahren, wie man sich in diesem oder jenem Fall zu verhalten hatte. Hilfsquellen der göttlichen Weisheit für einen Wandel in Übereinstimmung mit unserer Stellung.

Drei Dinge sind also im Hohenpriester und seinem Ephod vereinigt: die Kraft auf seiner Schulter, die Liebe in seinem Herzen, die Weisheit, die daraus fließt. Es ist bemerkenswert, dass diese drei Hilfsquellen in dem Geiste wiedergefunden werden, der uns nach 2. Timotheus 1,7 gegeben worden ist: «Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit». Das eine geht nicht ohne das andere. Kraft ohne Liebe wäre Gesetz oder Gericht. Der Liebe ohne Besonnenheit fehlt das Unterscheidungsvermögen (vgl. Phil. 1,9-10). Kraft, Liebe und Besonnenheit kommen von unserem Hohenpriester her und sind notwendig, damit wir in dieser Welt, durch Ihn gestützt, einige Seiner Wesenszüge widerstrahlen können.

Das Oberkleid von blauem Purpur (28,31-32)
Christus ist nicht unser Priester auf der Erde (Hebr. 8,4), sondern im Himmel. Daran erinnert uns dieses Oberkleid, ganz aus blauem Purpur, das unter dem Ephod getragen wurde. Alles in Seinem Dienst zieht uns zum Himmel hinauf, wo sich gegenwärtig dieser Dienst vollzieht (Hebr. 9,24).

Der Saum dieses Kleides war abwechselnd mit Granatäpfeln (aus blauem und rotem Purpur und Karmesin) und mit Schellen von Gold verziert. «Der himmlische Hohepriester muss selbst ein himmlischer Mensch sein; mit diesem himmlischen Charakter Christi verbinden sich die Früchte und das Zeugnis des Heiligen Geistes, wie hier – im Bilde – die Granatäpfel und die Schellen am blauen Oberkleid des Hohenpriesters. Sie rühren von Christo – in Seinem himmlischen Charakter betrachtet – her und sind am Saum Seines Kleides hienieden befestigt» (J. N. D.). Der 133. Psalm gibt uns ein schönes Bild davon. Er vergleicht die Brüder, die einträchtig beieinander wohnen, mit dem Öl, das, auf das Haupt Aarons ausgegossen, auf den Saum seiner Kleider herabfloss. Der Segen fließt vom Haupt im Himmel zu denen, die hienieden durch den Heiligen Geist Frucht bringen und vor der Welt Zeugnis geben sollen. Unser Hoherpriester ist jetzt im Heiligtum verborgen (2.Mose 28,35); aber auf der Erde hört man den Klang des Zeugnisses, das Ihm gegeben wird, und man kann die Frucht des Segens feststellen, der von Seinem Dienste droben herrührt. «Niemand hat Gott jemals gesehen; wenn wir einander lieben, so bleibt Gott in uns» (1.Joh. 4,12). Welch ein Wunder des christlichen Standes!

Der Leibrock (28,39)

«Ein solcher Hoherpriester geziemte uns: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern» (Hebr. 7,26). So war der Herr Jesus auf Seinem ganzen Wege hienieden, und diesen Charakter trägt Er auch im Himmel; er ist die sittliche Grundlage Seines ganzen Priestertums. Da Er auf der Erde gewesen ist, vermag Er uns völlig zu verstehen: «Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde» (Hebr. 4,15). «Er musste in allem den Brüdern gleich werden, auf dass er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester werden möchte» (Hebr. 2,17). Nicht nur ist Er ein mächtiger Hoherpriester, Er ist auch voller Barmherzigkeit und Mitleid. Wie ermunternd ist es doch für uns, inmitten des Widerstandes und des Widerspruchs der Sünder, wie auch in den Schwierigkeiten des Weges an Den zu denken, der uns dorthin vorangegangen ist und heute im Himmel für uns bittet! Er ist fähig, die Leiden der Seinen, die Er selber kennengelernt hat, mitzuempfinden.

Der Kopfbund und das Blech von Gold (28,36-38)

Auf dem Kopfbund von Byssus war ein Blech aus reinem Gold an einer Schnur von blauem Purpur angebracht, in welches «Heiligkeit dem Gott» eingraviert war. Die Israeliten brachten Gott die Opfer nach Seinen Anweisungen dar. Warum also wird von «der Ungerechtigkeit der heiligen Dinge, welche die Kinder Israels heiligen werden, bei allen Gaben ihrer heiligen Dinge», gesprochen? Um dies zu verstehen, müssen wir an unser Lob, an unsere Lieder, unsere Gebete und an den Ausdruck unserer Anbetung denken. Wieviel Schwachheit, Unvermögen, Zerstreutheit und ungenaue Ausdrucksweise haftet ihnen oft an! Welche Mühe bereitet es uns manchmal, das auszusprechen, was wir auf dem Herzen haben! Kostbare Ermunterung, zu denken, dass unser Hoherpriester, wie einst Aaron, diese unvollkommenen Opfergaben so darzubringen weiß, dass sie für uns wohlgefällig sind vor Gott, beständig.

Die Söhne Aarons (28,40-43) stellen im Gegensatz zu ihrem Vater die Gläubigen dar, die heute alle Priester sind und in das Heiligtum eintreten können. Davon handeln die folgenden Kapitel.

Wenn es im Amte des Hohenpriesters Dinge gibt, die schwer zu begreifen sind (um seine Kleider anzufertigen bedurfte es verständiger Männer, erfüllt mit dem Geiste der Weisheit, V. 3), so liegt doch darin so viel Ermunterndes! In unserer Schwachheit fühlen wir uns auf Seinen Schultern getragen; in unserer schwachen Liebe wissen wir uns auf Seinem Herzen vor Gott hingestellt; in unserm Mangel an Unterscheidungsvermögen besitzen wir in Ihm alle Weisheit und alles Licht für unsern Weg; im Hinblick auf die Ungerechtigkeit unserer heiligen Opfergaben haben wir die Zusicherung, dass sie durch Ihn fortwährend Gott wohlgefällig sind.

Der Gürtel, der das Ephod umfasste, war von ausnehmend kostbarer Kunstarbeit (V. 8). Dadurch wird unterstrichen, dass Sein Dienst vollkommen und immer mit der Kraft umgürteter Lenden ausgeübt werden wird. Er lebt immerdar, um sich für uns zu verwenden. Und wenn Er bei Seinem Kommen die Knechte wachend finden wird und auf ihren Herrn wartend, «wird er sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen, und er wird hinzutreten und sie bedienen» (Luk. 12,37). Sein Ohr wurde auf der Erde durchbohrt, damit Er «diene auf ewig»! (2.Mose 21,6).

V. DAS HEILIGE

Wenn das Tor und der eherne Altar vom Zugang zu der Stiftshütte her, der für jeden, der mit einem Opfer dorthin kommen wollte, offenstand, so stellt das Heilige uns das dar, was ausschließlich den Priestern vorbehalten ist. Um heute Priester zu sein, muss man zu den Kindern Gottes zählen und von neuem geboren sein. Jedes Kind Gottes ist Priester (1.Petr. 2,5). Das war in Israel nicht der Fall. Das Teil, das wir jetzt betrachten wollen, gehört also denen, die den Herrn Jesus als ihren Heiland kennen und nicht jenen, die noch nicht zu Ihm kommen wollten.

Der eherne Altar ist schon mit der Bekehrung verglichen worden, das eherne Becken mit dem Bekenntnis und das Heilige mit der Gemeinschaft.

In der Stiftshütte gab es weder Fußboden noch Stühle, noch Fenster! Die Priester, deren Füße auf dem Sand standen, sollten dessen eingedenk bleiben, dass sie noch in der Wüste waren. So ist es auch heute. Wie groß auch die Vorrechte sind, die wir genießen können, bleibt es uns doch bewusst, dass wir noch auf der Erde sind, wo wir nur «stückweise» erkennen; das Sehen «von Angesicht zu Angesicht» ist noch zukünftig.

In der Stiftshütte gab es keine Sitzgelegenheit, weil die Priester stehen mussten (Hebr. 10,11): Ihr Dienst hatte kein Ende; die Opfer auf dem ehernen Altar konnten niemals «Sünden hinwegnehmen». Der Herr Jesus aber, «nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht, hat sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes» (Hebr. 10,12).

Dass die Stiftshütte keine Fenster hatte, zeigt an, dass sie nicht durch das äußere, natürliche Licht erhellt wurde: Der Verstand des «natürlichen» Menschen, der sich nur von seiner Seele (1.Kor. 2,14) führen lässt, kann die Dinge Gottes nicht begreifen. Um sie erkennen zu können, bedarf er des Lichtes, das der Heilige Geist (der goldene Leuchter) verbreitet.

Im Heiligen stand, vom Eingang aus gesehen, der Schaubrottisch rechts, der siebenarmige Leuchter links und der goldene Altar mitten vor dem Vorhang. Diese drei Gegenstände reden von Nahrung, Licht und Gottesdienst.

1. Der Schaubrottisch (2.Mose 25,23-30; 3.Mose 24,5-9).

Der Tisch mit seinen kleinen Maßen (zwei Ellen lang, 1 Elle breit und 1½ Ellen hoch) bestand aus Akazienholz und war mit reinem Golde überzogen. Er ist zweifellos ein Vorbild von Christo, der Sein Volk vor Gott trägt. Die Brote auf dem Tisch, zwölf an Zahl (3.Mose 24,5-9), haben eine doppelte Bedeutung. Sie wurden wie das Speisopfer aus Feinmehl zubereitet, und es wurde Weihrauch darauf gelegt. Das richtet unsern Blick:

a) in erster Linie auf Christum, der die Nahrung für die Priester im Heiligtum ist. Diese Nahrung ist für das Kind Gottes, das wachsen, zum «erwachsenen Manne» hingelangen und nicht ein Kindlein in Christo bleiben will, unentbehrlich. Ohne Nahrung verkümmert ein Kind oder eine Pflanze. Die Nahrung muss aber auch gesund sein, wenn das Kind oder die Pflanze am Leben bleiben soll. Die geistliche Nahrung ist es, die den «inneren Menschen» gestaltet. In Psalm 144,12 wird die Bitte ausgesprochen: «Dass unsere Söhne in ihrer Jugend seien gleich hochgezogenen Pflanzen». Lasst uns oft über die Person des Herrn Jesus nachsinnen und in den Evangelien, wie auch im ganzen Worte, nach Ihm suchen. Ein Bruder sagte einmal: «Du hast auf diesem Blatt der Bibel nur darum Christum nicht gefunden, weil Du es schlecht gelesen hast!» – «Erforschet die Schriften … sie sind es, die von mir zeugen» (Joh. 5,39). Nebenbei bemerkt: auch im Speisopfer, im Sündopfer, im Brandopfer und im Opfer der Einweihung wird uns Christus als Nahrung vorgestellt, anderseits auch im Manna und im Korn des Landes.

b) auf die Heiligen, in Christo gesehen, die Seine Natur besitzen (Feinmehl) und für Gott annehmlich sind (Weihrauch) in der von Gott eingesetzten Ordnung (6 in einer Schicht), so, wie uns zum Beispiel der Brief an die Kolosser sie beschreibt. Es geht hier um die Gläubigen im Lichte des Heiligtums, in ihrer Stellung vor Gott, so wie Christus (der goldene Tisch) sie vor Gott hinstellt. Eine handbreite Leiste rings um den Tisch verhinderte das Herabfallen des Brotes: ein Sinnbild von der Sicherheit der Erlösten in Christo;

c) auf die 12 Stämme Israels, sowohl in der Zeit ihrer Wüstenwanderung, als auch in der Zukunft, wenn die Verwaltung der Erde diesem Volke anvertraut sein wird, – und im Heiligtum ist Israel immer ein Gegenstand der Gedanken Gottes (Röm. 11).

2. Der Leuchter (2.Mose 25,31-40; 27,20-21; 3.Mose 24,1-4; 4.Mose 8,14)

Im Gegensatz zu den anderen Gegenständen der Stiftshütte, die aus Akazienholz angefertigt und mit Gold überzogen waren, war der ganze Leuchter von reinem Golde gemacht, aus einem Stück getrieben. Er spricht von dem, was dem Wesen nach göttlich ist. Die Tatsache, dass das Gold «getrieben» werden musste, erinnert daran, dass Christus, der durch den Leuchter dargestellt wird, durch Leiden hindurchgegangen ist. Das goldene Kalb dagegen wurde einfach gegossen (2.Mose 32,24). Der Leuchter selbst ist also ein Sinnbild von Christo, während das Öl in der ganzen Heiligen Schrift ein Sinnbild des Heiligen Geistes ist.

Ein mehrmals erwähnter Bestandteil des Leuchters sind die Mandelblüten. Diese Mandelblüten lassen uns an den Stab Aarons denken, der, wie wir es in 4.Mose 17 sehen, gesprosst und Blüten und Mandeln hervorgebracht hatte: ein Vorbild der Auferstehung Christi. Die Mandelblüte zeigt an (Jer. 1,11.12), dass Gott Seine Verheißungen in Christo erfüllen wird. Es ist ein auferstandener und in die Herrlichkeit erhöhter Christus, der den Seinen den Heiligen Geist gegeben hat.

Im Leuchter, als Ganzes betrachtet, mit seinem Öl und den sieben Lampen, die im Heiligtum brannten, kann man auch Christum sehen, so, wie Er durch den Heiligen Geist mittels menschlicher Gefäße im Dienst dargestellt wird. Von dieser Seite aus gesehen, bedarf es tatsächlich der «Lichtschneuzen» (2.Mose 25,38), um all das hinwegzutun, was den freien Ausfluss des Öles zur Hervorbringung des Lichtes hindert. Anderseits zeigen uns die sieben Lampen, dass der Dienst Christi im Geiste durch verschiedene Kanäle ausgeübt wird.

Das Licht des Leuchters lässt sich von fünf verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten:

a) die Lampen sollten gerade vor den Leuchter hinscheinen (Kap. 25,37): Das wichtigste und erste Zeugnis des Heiligen Geistes gilt Christo selbst; der erste Gegenstand, der beim Eintritt ins Heiligtum die Blicke auf sich zog, war der vom Licht erhellte Leuchter.
Der Herr Jesus sagte vom Heiligen Geiste: «Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen» (Joh. 16,14).

b) Der Leuchter erhellte den Schaubrottisch (2.Mose 26,35): Der Heilige Geist beleuchtet die Stellung der Heiligen in Christo im Heiligtum.

c) Das Licht des Leuchters steht in 4.Mose 8 in Verbindung mit der Reinigung der Leviten: Der Heilige Geist ist die Kraft allen wahren Dienstes für Gott, und Er soll ihn leiten.

d) In 3.Mose 24 wird am Anfang des Kapitels, wo inmitten des Volkes Israels der Widerstand gegen Gott, also der Abfall, zu Tage trat, der Leuchter erwähnt. Angesichts des Bösen, das sich unter dem Volke Gottes ausbreitet, ist der Heilige Geist das einzige Hilfsmittel.

e) Aus 2.Mose 27,21; 30,8 geht hervor, dass der Leuchter während der Nacht brannte (beachte, dass es im Tempel Hesekiels während «des Tages» des Tausendjährigen Reiches keinen Leuchter gibt). Während der Nacht der Verwerfung und Abwesenheit Christi erleuchtet der Heilige Geist das Heiligtum auf der Erde und bringt sowohl Fürbitte als auch Anbetung hervor (Kap. 30,7).

Nicht nur die Nahrung, auch das Licht ist für das Wachstum unentbehrlich. Wenn eine Pflanze an einen dunklen Ort gestellt wird, stirbt sie ab, selbst wenn man sie gut begießt. Ein Christ, der nicht im Lichte wandelt, kann keine Fortschritte machen. Im Gegenteil, er entfernt sich immer weiter vom Herrn. Im allgemeinen verdunkelt sich für uns das Licht des Heiligen Geistes nicht von einem Augenblick zum andern. Wir lassen vielmehr ein Ding nach dem anderen fahren; und dann stellen sich andere Dinge zwischen den Herrn und uns, wie ein dünner Schleier, der sich aber immer mehr verdichtet. Er beraubt uns der Gemeinschaft mit Ihm und der Freude an Seiner Person und hemmt die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in uns. Bei einem solchen Christen wird weder Wachstum, noch Gemeinschaft noch Freude sein. Was soll er tun? Er soll mit Gebet und Flehen zum Herrn zurückkehren. Er soll Sein Angesicht suchen und sich – wie Maria – Zeit nehmen, um, wenn möglich, stundenlang zu Seinen Füßen zu verweilen, bis Er ihm die Freude des Heils wieder schenkt.

3. Der goldene Altar (2.Mose 30,1-10)

Die Maße des goldenen Altars waren kleiner als die des ehernen Altars: eine Elle breit, eine Elle lang (quadratisch), zwei Ellen hoch. Er war aus Akazienholz, mit reinem Gold überzogen und redet im Wesentlichen von Christo. Dem Vorhang gegenübergestellt (Kap. 30,6), stand er in engem Zusammenhang mit der Bundeslade und dem Versöhnungsdeckel.

Auf diesem goldenen Altar opferte der Priester das Räucherwerk, während das Volk draußen betete (Luk. 1,9-10). Das ist ein schönes Bild vom Herrn Jesus, der Gott die Gebete Seines Volkes darbringt, ob es sich um Fürbitte, oder um Anbetung handle (Offb. 8,3-4).

Am goldenen Altar trat der Hohepriester für das Volk ein. So verwendet sich Christus auch für uns (Joh. 17; Hebr. 7,25; Röm. 8,34)!

Heute darf aber auch das Kind Gottes zum goldenen Altar hinzutreten, um Ihm Weihrauch darzubringen: die Vollkommenheiten Christi, die zu Gott emporsteigen. Das ist Gottesdienst, der erhabenste Dienst des Christen. Dieser Dienst wird vor allem in der Versammlung dargebracht (1.Petr. 2,5); aber darf nicht jeder von uns morgens und abends, wie der Priester den Weihrauch, seinen Dank zu Gott emporsteigen lassen für die unaussprechliche Gabe Seines Sohnes?

Erinnern wir uns daran, dass der Weihrauch einzig für Gott bestimmt war (Kap. 30,34-38); er durfte nur im Heiligtum geopfert und nicht mit fremdem Feuer verbrannt werden, sondern nur mit Feuer, das vom ehernen Altar genommen wurde (siehe Nadab und Abihu, 3.Mose 10). Wie wichtig ist es, dass wir beim Öffnen des Wortes oder beim Hinzunahen zu Gott im Gebet erfüllt sind vom Bewusstsein Seiner Gegenwart, besonders wenn wir als Versammlung zum Herrn hin versammelt sind. Die Zerstreutheit, das Hin- und Herschauen, das sich Zulächeln von einer Bank zur andern, sogar während des Gottesdienstes, ist eine Ungehörigkeit im Heiligtum. Nichts, was vom Fleische kommt, darf da geduldet werden. Und was sollen wir sagen zu der Hast gewisser Personen, die sich vor dem Ende der Versammlung zum Hinausgehen vorbereiten!

Anderseits richten sich unsere Gebete und unsere Anbetung ausschließlich an Gott, an den Vater und an den Sohn. Nirgendwo im Worte sehen wir, dass die Gebete an irgend jemand anders gerichtet werden sollen. Er allein kann der Gegenstand des Dienstes sein. «Es ist der Herr: so huldige ihm!»

VI. DAS ALLERHEILIGSTE

Wie die Stadt in Offenbarung 21,16 war auch das Allerheiligste ein Kubus = Breite, Länge und Höhe waren gleich lang, was die Vollkommenheit Gottes in allen Dingen anzeigt. Es war dunkel darin, denn Gott hatte gesagt, dass Er im Dunkel wohnen wolle (1.Könige 8,12). Dadurch wurde angedeutet, dass Er den Menschen noch nicht völlig geoffenbart war. Erst in Christo hat die volle Offenbarung Gottes, «Gott geoffenbart im Fleische», stattgefunden (Joh. 1). Das Allerheiligste war – wie wir gesehen haben – durch den Vorhang abgeschlossen, der mit Cherubim verziert war, die an jene in Eden erinnerten, welche den Weg zum Baume des Lebens bewahrten. Niemand durfte ins Allerheiligste eintreten, mit Ausnahme des Hohenpriesters, der einmal des Jahres, nicht ohne Blut, hineingehen durfte (3.Mose 16; Hebr. 9,7). Jetzt aber ist der Vorhang, beim Tode des Herrn Jesus, zerrissen worden (Luk. 23,45), und wir können nun «auf dem neuen Wege», der in Hebr. 10,19-22 beschrieben ist, «eintreten».

1. Die Lade (2.Mose 25,10-22)

In den Anweisungen über die Stiftshütte (Kapitel 25-27), die Gott dem Mose gegeben hatte, steht die Lade an erster Stelle: Wenn Gott sich uns offenbart, geht Er vom Heiligtum aus zum Vorhof. Er zeigt uns zuerst den höchsten Gegenstand Seines Herzens: die Person Christi.

Wenn wir aber den Weg betrachten, auf dem wir Gott nahen, dann gelangen wir zuerst in den Vorhof, zum Brandopferaltar, zum Becken, und erst dann können wir in das Heiligtum eintreten. Darum kommen wir in unserer Betrachtung erst an letzter Stelle auf die Lade zu sprechen.

Es bleibt aber bestehen, dass, wenn die Lade in diesen Kapiteln als der erhabenste Gegenstand vor unsere Augen gestellt wird, die Person Christi den ersten Platz in unseren Zuneigungen einnehmen soll. In Psalm 132 sehen wir, welche Wichtigkeit die Lade für das Herz Davids hatte. Und es ist bemerkenswert, dass der 133. Psalm daran anschließt, mit dem Ausruf: «Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!» Wir müssen den Mittelpunkt haben, bevor wir das Versammeln verwirklichen können.

Erinnern wir uns auch daran, dass die Lade nur im Allerheiligsten gesehen werden konnte. Wie schon gesagt, steht uns der Zugang heute offen, aber es geziemt uns, dass wir uns in größter Ehrfurcht mit der Person des Herrn Jesus beschäftigen.

Die Lade war zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch; sie war aus Akazienholz und reinem Golde angefertigt (bei den Brettern war nicht die Rede von «reinem» Golde). Sie ist ein Vorbild auf die Person Christi, dem «Wort», das «Fleisch ward» (Joh. 1), «Gott geoffenbart im Fleische» (1.Tim. 3,16). Dieses Geheimnis führt uns zur Anbetung; aber es steht uns in keiner Weise zu, die vollkommene Menschheit (Akazienholz) von der Göttlichkeit (Gold) trennen zu wollen. Im Worte werden sie uns immer in wunderbarer Verbindung in der einen Person vorgestellt, die uns in den Evangelien und auf andern Blättern der Heiligen Schrift kundgemacht wird. Die Männer von Beth-Semes sind gestorben, weil sie in die Lade hineinschauen wollten (1.Sam. 6,19); und Ussa wurde geschlagen, weil er die Lade berührt hatte (2.Sam. 6,7).

Rings um die Lade war ein goldener Kranz angebracht (Vers 11), der von der erhabenen Herrlichkeit Christi spricht; aber er bildete auch eine Art Schutz gegen das unehrerbietige Eindringen in das Geheimnis Seiner Person (ein gleicher Kranz umgab auch den goldenen Altar und den Schaubrottisch).

Wie die anderen Gegenstände der Stiftshütte, war auch die Lade mit Stangen versehen, damit sie getragen werden konnte. Diese Stangen haben in Bezug auf die Lade eine besondere Bedeutung, sei es im Hinblick auf alle die Teilstrecken, die sie vom Sinai bis zur endgültigen Ruhe im Tempel Salomos durchlief (1.Könige 8,8), sei es im Hinblick auf die Heiligkeit dessen, was Christus in sich selbst darstellt und immer wieder bezeugt werden muss: die Lade sollte jedesmal von den Leviten getragen und niemals auf einen Wagen gestellt werden (1.Chr. 15,2 und 13).

Wie die Lade, mit einem Tuch von blauem Purpur bedeckt, durch die Wüste getragen wurde (4.Mose 4,5-4), so ist auch Christus in dieser Welt: «Der vom Himmel kommt» (Joh. 3,31). Unter dem blauen Tuch war eine Decke von Dachsfell, die Seine verschiedenen Herrlichkeiten verbarg: der Scheide-Vorhang (Vers 5), der allein mit der Lade in unmittelbare Berührung kam. «Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten» (Jes. 53,2). Einzig der Glaube vermochte die Herrlichkeiten des Vorhanges unter den Dachsfellen zu erkennen. Was die Lade selbst betrifft, erkennt niemand «den Sohn, als nur der Vater» (Matth. 11,27). Das ist ein unerforschliches Geheimnis.

In der Wüste (nur bis zum Durchgang durch den Jordan), wurde die Lade «Lade des Zeugnisses» genannt (Josua 4,16). In der Wüste dieser Welt gab es einen treuen Zeugen, der in allem dem Willen Gottes (die Gesetzestafeln in der Lade) entsprachen und Ihn auf der Erde verherrlicht hat.

Anderswo hieß sie «Lade des Bundes», als Grundlage der Beziehungen Gottes zu Seinem Volke. Schließlich war sie auch «die Lade Gottes» wenn es sich darum handelte, Seine Macht zu zeigen, wie am Jordan, bei Jericho oder im Hause Dagons (1.Sam. 5,3).

2. Der Sühndeckel (2.Mose 25,17-21)

Die Lade war ein Kasten, wovon der Sühndeckel den Abschluss bildete (siehe Anmerkung zu Vers 17): das Wort «Deckel» (steht im Zusammenhang mit dem Zeitwort zudecken; im Alten Testament bedeutet «Sühnung der Sünden», dass sie «zugedeckt» sind, wie im Psalm 32,1, während im Neuen Testament, nachdem das Werk Christi vollbracht ist, die Sünden «hinweggenommen» sind (Hebr. 10,4. 11-18). Der Ausdruck Sühn- oder Versöhnungsdeckel wird in der deutschen Bibelübersetzung auch mit «Gnadenstuhl» wiedergegeben, in der englischen Version mit «Mercy-seat»; beide Ausdrücke enthalten den Gedanken der Gnade, des Erbarmens.

Der Deckel war ganz aus reinem Golde gemacht und spricht von der Gerechtigkeit, die der göttlichen Natur eigen ist. Er war von zwei aus Gold getriebenen Cherubim überschattet; sie waren aus einem Stück mit ihm und bildeten mit ihm ein Ganzes. Die Cherubim, die Stützen des Thrones Gottes (Psalm 80,1; 89,14), reden im Wesentlichen vom Gericht Gottes; so bringt die göttliche Gerechtigkeit das unerbittliche Gericht Gottes auf Sein sündiges Volk herab, das in keiner Weise das Gesetz gehalten hat (2.Mose 32,19).

Aber die Cherubim und der Sühndeckel waren auf der Lade, sozusagen auf Christo, der den Willen Gottes vollkommen ausgeführt und die Ausübung der Liebe gegenüber dem Menschen ermöglicht hat (die Gesetzestafeln waren in der Lade); auf dem Sühndeckel befand sich auch das Blut des Opfers, das der Hohepriester am großen Versöhnungstage darauf sprengte (3.Mose 16,14-15). Diese Cherubim hatten im Gegensatz zu jenen im Garten Eden kein Schwert, sondern Flügel um zu schützen; ihre Angesichter waren einander zugekehrt und auf den Sühndeckel gerichtet: Sie betrachteten das Blut!

Das Ganze – die Lade, der Sühndeckel, die Cherubim – ist nicht mehr der Thron Gottes zum Gericht, sondern ist zum Thron der Gnade geworden. Alles spricht sowohl von Christo, als auch von Seinem Werk; wir sehen darin auf eindringliche Weise, wie Er sowohl der Gerechtigkeit als auch der Liebe Gottes völlig entsprochen hat (Psalm 85,10). Der Gnadenthron gründet sich auf den Gehorsam Christi bis zum Tode.

Der Sühndeckel war in zweifacher Weise der Ort, wo Gott mit dem Menschen zusammentraf:

a) Aaron, der Priester und Vertreter des Volkes vor Gott, trat mit dem Blute herzu;

b) Moses, der Gesandte und Knecht Gottes, empfing dort die Mitteilungen Gottes für das Volk (2.Mose 25,22).

Nach Hebräer 3,1 vereinigt der Herr Jesus in sich den doppelten Charakter eines Mose und eines Aaron: Er wird dort «Apostel und Hoherpriester unseres Bekenntnisses» genannt.

3. Inhalt der Lade (Hebr. 9,4).

a) Die Gesetzestafeln
Die ersten Tafeln wurden angesichts des Götzendienstes des Volkes zerbrochen (2.Mose 32,19). Die zweiten Tafeln werden uns in 5.Mose 10,3-5 vorgestellt, als solche, die nach der Herstellung der Lade dorthinein gelegt wurden. Nur Christus vermochte das Gesetz Gottes zu erfüllen (Psalm 40,8); nur um Seinetwillen, der das Gegenbild der Lade ist, konnte Gott weiterhin in der Mitte Seines Volkes wohnen.

b) Der goldene Krug (2.Mose 16,32-34).
Dieser goldene Krug, der das Manna enthielt, stellt uns zweierlei Gedanken vor die Seele:

  • Die Treue Gottes, in der Er während vierzig Jahren Sein Volk auf der Reise durch die Wüste genährt hat; sie sollten es nicht vergessen: «Du sollst gedenken des ganzen Weges…» (5.Mose 8,2).
  • Er dient zur Erinnerung an Christum, der als lebendiges Brot, als Nahrung für Sein Volk in der Wüste (Joh. 6) vom Himmel herabgestiegen ist, und auch Gott hat Anteil an dem Brot, das Er durch Ihn gegeben hat.

Zu diesem Gegenstand ist noch zu bemerken, dass die Israeliten jeden Tag pro Kopf ein Ghomer Manna sammelten; auch uns geziemt es, so zu tun und uns jeden Tag von Christo zu nähren. Aber der letzte Vers von 2.Mose 1 sagt uns, dass «der Ghomer ein Zehntel vom Epha» ist: Das, was wir hienieden von Christo erfassen können, ist nur ein schwacher Teil des vollen Maßes, das wir in der Herrlichkeit geniessen werden!

c) Der Stab Aarons (4.Mose 17).
Dieser Stab, der gesprosst und Blüten und Mandeln hervorgebracht hatte, spricht von Gnade und Auferstehung.

So wird alles, was uns die eigentliche Lade von der Person Christi lehrt, durch ihren Inhalt vervollständigt: Sein vollkommener Gehorsam, die Erniedrigung Dessen, der vom Himmel herabgestiegen ist, Seine Gnade und Seine Auferstehung.

VII. DER ZUGANG ZUM HEILIGTUM

Die Stiftshütte hat vom Hause Gottes und von der Gesamtheit Seiner Erlösten gesprochen, dargestellt in den Brettern, den Teppichen, den 12 Broten, den Säulen und den Umhängen des Vorhofs – Vorbilder, wenn auch unvollständig, des Geheimnisses, das später dem Apostel Paulus völlig geoffenbart werden sollte: die Versammlung, welche Sein Leib ist (Eph. 3,5).

In einem höheren Sinne noch hat die Stiftshütte von der Offenbarung Gottes in Christo geredet; in allen ihren Teilen, von der Lade bis zum Tore haben wir Christum gesehen. Möge Er immer mehr der Gegenstand des Sinnens unserer Herzen und der Anziehungspunkt unserer Seelen werden.

Die Stiftshütte zeigt uns schließlich auch den Weg, durch den wir Zugang zu Gott haben. Das Evangelium des Johannes folgt in den großen Zügen dieser Linie. Die Kapitel 1-13 handeln vom Vorhof: Gleich am Anfang, wo dort der eherne Altar steht, wird uns hier das Lamm Gottes vorgestellt (Kap. 1,29); das 13. Kapitel entspricht dem ehernen Becken. Die Kapitel 14-16 lassen uns ins Heilige eintreten. Der Herr Jesus redet dort mit Seinen Jüngern ganz besonders vom Heiligen Geist, und von dem Licht, das Er ihnen bringen würde. Dann, in Kapitel 17, geht unser Hoherpriester allein ins Allerheiligste hinein, um mit Seinem Vater zu reden und sich für die Seinen zu verwenden.

Jeder vom Volke Israel durfte durch das große Tor in die Umzäunung der Stiftshütte treten, vorausgesetzt, dass er mit einem Opfer kam; kein Cherub verwehrte den Zugang. Am ehernen Altar lernte der Schuldige verstehen, wie seine Sünden vergeben werden konnten. Heute erkennt der bußfertige Sünder, der im Glauben zum Kreuze kommt, dass das Blut Christi seine Sünden hinwegnimmt: Gott wird ihrer nie mehr gedenken.

Wer in der heutigen Haushaltung der Gnade so zu einem Gläubigen und gleichzeitig auch zum Priester geworden ist, findet am ehernen Becken das, was von den Verunreinigungen des Weges reinigt. Dann, wenn er ins Heiligtum hineingeht (das Heilige und Allerheiligste bilden, da der Vorhang zerrissen ist, für uns heute nur einen Bereich), findet er Nahrung und Licht. Er hat das Bewusstsein, dass er in Christo vor Gott dargestellt wird: «ihr in Mir» (Joh. 14,20). Am goldenen Altar kann er anbeten und dabei etwas von den Vollkommenheiten der wunderbaren Person, die diese heilige Stätte erfüllt, zu Gott emporsteigen lassen; denn jetzt kann er durch den zerrissenen Vorhang hindurch die Schönheit und die Herrlichkeiten Dessen betrachten, von Dem die Lade nur ein Schatten war (Psalm 27,4; 2.Kor. 3,18).

Als die Wolke, das Zeichen der Gegenwart Gottes, die Stiftshütte und später auch den Tempel erfüllte, mussten sich die Priester draußen aufhalten (2.Mose 40,35; 2.Chr. 5,14). Selbst für die Jünger war diese Wolke ein Gegenstand der Furcht (Luk. 9,34), aber für uns heute ist sie die Herrlichkeit des Vaters, von woher die Stimme ertönt: «dieser ist mein geliebter Sohn, Ihn höret». In Hebräer 10,19-22 wird die Summe unserer gegenwärtigen Vorrechte beschrieben. Anstelle eines verschlossenen Zugangs haben wir nun volle Freimütigkeit, um in das Heiligtum einzutreten. Das Blut Jesu ist vergossen; der neue und lebendige Weg wurde durch Ihn, durch den Vorhang hin geöffnet; Er bleibt unser großer Priester, der unsere heiligen Opfer Gott gereinigt darbringt. Sollen wir «von ferne» stehen, wie damals die Ältesten Israels? (2.Mose 24)1). Im Gegenteil, wir können ohne Furcht herzunahen. Aber der praktische Zustand soll mit der Gegenwart Gottes übereinstimmen: Ein wahrhaftiges Herz, das den Herrn liebt; eine volle Gewissheit des Glaubens, die auf das Wort Gottes gegründet ist; die Herzen durch die Besprengung des Blutes Christi gereinigt vom bösen Gewissen, und der Leib ein- für allemal mit reinem Wasser gewaschen (Titus 3,5; Joh. 13,10 – Nach dieser letzten Stelle bedürfen wir nur immer wieder der Fusswaschung).

Welch wunderbares Wort: «Lasst uns hinzutreten»! Alles, was wir in der Stiftshütte gesehen haben, hat uns immer wieder gezeigt, dass damals «der Weg zum Heiligtum noch nicht geoffenbart» war. Gott wohnte im Dunkel (2.Chr. 6,1). Heute aber ist alles geöffnet, alles ist Licht. Christus ist mit Seinem eigenen Blute gekommen; Er hat Seinen eigenen Leib geopfert; und jetzt haben wir durch Ihn – welch gesegnete Stellung in Erwartung der Herrlichkeit! – «beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater» (Eph. 2,18). Als «lebendige Steine», die geschmeckt haben, dass der Herr gütig ist, kommen wir zu Ihm (1.Petr. 2,4). Es ist der Wunsch Seines Herzens, uns in Seiner Gegenwart zu haben; der Vater sucht Anbeter, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten. Könnte es einen besseren Abschluss für unsere ganze Betrachtung geben, als diesen dringenden Aufruf:
«Lasst uns hinzutreten!»

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