Derselbe

Derselbe

Auch dieser Name des Herrn offenbart uns kostbare Herrlichkeiten und erfreut immer wieder unsere Herzen.

Im Alten Testament kommt er als ein eigentlicher Name Gottes verschiedene Male vor. Die wörtliche Übersetzung lautet: «Ich bin er» oder «Ich bin derselbe», der unveränderlich in sich selbst ewig besteht (als besonders typische Stelle nennen wir 5. Mose 32,39).

Welch ein Gegensatz zur Vergänglichkeit des Menschen, der Welt und ihrer Gestalt: Gott verändert sich nicht (Mal. 3,6)! Himmel und Erde werden vergehen, Gott aber und Sein Wort bleiben. Schon diese Tatsache allein genügt, um uns mit Vertrauen und Bewunderung zu erfüllen. Dieser Name «Derselbe» bezieht sich im Neuen Testament unmissverständlich auf den Herrn Jesus. Wie ist nun diese zwiefache Anwendung – auf Gott und auf Jesum – zu verstehen?

Das Alte Testament redet von «Gott», und damit ist die Gottheit gemeint. Die Personen der Dreieinigkeit blieben im alten Bunde, bis auf wenige Andeutungen (z. B. Jes. 42,1; 63,7-10) verborgen. Obwohl sie schon immer bestanden haben, sind sie erst unterschieden worden, als der Herr Jesus auf die Erde kam und bei der Taufe Johannes vom Vater mit dem Heiligen Geiste versiegelt wurde. Bis dahin konnte alles, was über Gott gesagt worden war, auch auf den Sohn Gottes angewandt werden. Daher sind alle Namen Gottes im Alten Testament zugleich auch Namen des Herrn Jesus. Einige der Stellen, worin dieser Name vorkommt, werden uns, in ihrem Zusammenhang betrachtet, die Bedeutung dieses Namens «Derselbe» veranschaulichen.

5. Mose 32,39

Mose führte dem Volke Israel in seinem Liede das vollkommene Tun und die Ratschlüsse Gottes, aber auch ihre Untreue vor Augen. Mehrmals nannte er Gott den «Felsen». Israel jedoch setzte sein Vertrauen in andere, scheinbare Felsen: in nichtige Götzen.

Schon ihre Väter dienten jenseits des Euphrats andern Göttern (Jos. 24,2). Auch in Ägypten war es leider nicht anders. Sie reizten Gott durch die Scheusale Ägyptens (Hes. 20,8 usw.). Bezeichnenderweise schweigt das 2. Buch Mose darüber. In der Wüste stellte das goldene Kalb keinen Einzelfall des Götzendienstes dar, wie man leicht annehmen könnte (Lies Amos 5,25-26).

Trotz der immer wiederkehrenden Sünde des Volkes blieb Gott derselbe: Sehet nun, dass ich derselbe bin und kein Gott neben mir!

Welche Geduld des Herrn angesichts der fortwährenden Untreue Israels!

2. Samuel 7,28

David hatte sich im Herzen vorgenommen, Gott ein Haus zu bauen. Nun aber kehrte Gott dieses Begehren um und verhieß ihm ein beständiges Haus und Königtum. Im Blick auf diese weittragenden Verheißungen betete der König: «Und nun, Herr, Gott, du bist es, der da Gott ist (= derselbe), und deine Worte sind Wahrheit.»

Was nützten die herrlichsten Zusagen, wenn keine Gewähr für ihre Erfüllung bestände! Der Herr aber, dessen Name «Derselbe» ist, wird jede Verheißung wahr machen, so dass wir getrost in die Zukunft blicken können.

Nehemia 9,6-7

In dieser Stelle wird ein Blick in die Vergangenheit getan. Die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Juden sonderten sich vom Mischvolk ab und bekannten ihre Sünden und die Ungerechtigkeiten ihrer Väter. Diese Demütigungsversammlung begann auffallenderweise mit einem Lobpreis. Nachdem sie den herrlichen Namen Gottes erhöht hatten, nannten sie ihn «Du bist, der da ist» (= derselbe) und priesen ihn als den Schöpfer (Vers 6). Mehr noch! Sie gebrauchten diesen Namen zum zweiten Male «Du bist es» (= derselbe), «Gott, der Abram erwählt hat» (Vers 7). Während seiner ganzen Geschichte, die mit Abram begann, war Israel immer wieder widerspenstig und untreu. Gott aber blieb treu.

Der Überrest des Volkes bekannte seine Schuld und rechnete mit den Erbarmungen Gottes. Er bleibt «derselbe».

Psalm 102,27

Die bisherigen Stellen handelten ausnahmslos von dem Gott des Alten Testamentes. Die Verse 25-27 unseres Psalmes aber werden in Hebräer 1,10-12, in einer Reihe von sieben Beweisführungen über die Gottessohnschaft Christi, in unmissverständlicher Weise auf den Sohn Gottes angewandt.

Der 102. Psalm ist das Gebet eines Elenden, wenn er verschmachtet und seine Klage vor Gott ausschüttet. Es sind die Leiden des Herrn, die Er unter der Hand Gottes erduldete, als Gottes Zorn und Grimm Ihn traf.

Wenn jemand am Verschmachten ist, zählt er nicht mehr die Jahre, sondern höchstens noch die Tage. Daher die vier ergreifenden Klagen des abhängigen Menschen Jesus Christus:

  1. «Wie Rauch entschwinden meine Tage» (Vers 3), und wie schnell verflüchtigt sich der Rauch in der Luft!
  2. «Meine Tage sind wie ein gestreckter Schatten» (Vers 11). Wenn die Schatten lang werden, steht die Sonne im Begriffe, hinter dem Horizonte unterzugehen. Dann verschwinden sie gänzlich.
  3. «Er hat verkürzt meine Tage» (Vers 23). Gott hatte die Kraft des Menschen Jesus Christus gebeugt. Darum rief Er aus:
  4. «Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage» (Vers 24).

Wie herrlich lautete Gottes Antwort (ab Vers 24 b)! Er redete nicht von Tagen, sondern von Jahren: «Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre… und deine Jahre enden nicht.»

Der Mann der Schmerzen, der Seine Klage vor Gott ausschüttete, ist «derselbe», der vormals die Erde schuf. Die Himmel sind Seiner Hände Werk. Die Schöpfung wird untergehen, Er aber bleibt. «Du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nicht.» Sei es als Schöpfer, sei es als Mann der Schmerzen, der unter der Hand Gottes litt. Er bleibt der ewig Unveränderliche.

Jesaja 37,16

Über den König Hiskia war eine große Prüfung hereingebrochen. Der siegreiche König von Assyrien hatte den Rabsake gesandt, um die Stadt Jerusalem einzunehmen. In frivoler Weise eröffnete dieser die Belagerung mit einem Propagandafeldzug und schrak nicht davor zurück, Gott in Wort und Brief zu lästern.

Hiskia nahm den Brief und breitete ihn im Tempel vor Gott aus. In seiner großen Bedrängnis betete er: «HERR der Heerscharen, Gott Israels, der du zwischen den Cherubim thronst, du allein bist es (= du allein bist derselbe), der der Gott ist von allen Königreichen der Erde.»

Unter diesen herrlichen Titeln des Herrn leuchtet der Name «Derselbe» in besonderer Weise hervor. Mögen die Feinde spotten und wüten, der Herr bleibt derselbe. Er hört das Gebet Seiner Knechte. Er tat es ehedem, und Er tut es auch heute.

Jesaja 41,4; 43,10 und 13; 46,4; 48,12; 51,10

«Bist du es nicht (= bist du nicht derselbe),… der die Tiefen des Meeres zu einem Wege gemacht hat?» (51,10). Ja, aus Ägypten hatte Gott einst Sein Volk herausgeführt.

Jesaja sah voraus, dass sie infolge ihrer Sünden in die babylonische Gefangenschaft geraten, aber (unter Kores) wieder in ihr Land zurückgebracht würden. Doch damit sind die Prophezeiungen noch nicht erfüllt. Am Ende der Tage wird Israel nach schwerer Drangsalszeit erkennen und bezeugen müssen, dass außer Gott kein Retter und Helfer ist. Dann werden sie glauben und einsehen, dass Gott «derselbe» ist. Er wirkt, und niemand kann es rückgängig machen (43,10-13).

In besonderem Maße darf dann der treue Überrest Israels die Fürsorge des Herrn erfahren. Noch ehe sie geborgen sind, trägt sie Gott, und Er wird sie tragen bis zu ihrem grauen Haare. «Bis in euer Greisenalter bin ich derselbe» (46,4).

Die Wege Gottes mit Seinem Volke:
die Erwählung Abrams,
der Auszug aus Ägypten,
die Rückkehr aus der Gefangenschaft Babylons,
die Wiederherstellung Israels am Ende der Tage

sind von Anfang bis in die ferne Zukunft dadurch gekennzeichnet, dass Er derselbe ist. «Ich, Gott, bin der Erste und bei den Letzten bin ich derselben» (41,4; 48,12).

Jesaja 46,4

Es sei mir erlaubt, diese Stelle nicht nur auf Israel, sondern auch auf unsere lieben betagten Geschwister anzuwenden:

Wenn die Jahre kommen, wo die Kraft abnimmt, allerlei Gebrechen sich einstellen und der Weg beschwerlich wird, dann darf der Gläubige rückblickend bezeugen: Er hat mich getragen! Für die vor ihm liegenden Tage des Übels gilt nun die Verheißung: «Ich werde heben, und ich werde tragen und erretten.» Verzage daher nicht, lieber Mitpilger, Er hat verheißen: Bis in euer Greisenalter bin ich «derselbe».

Mag es Israels Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder unsere persönlichen Erfahrungen von gestern und heute und die Verheißungen für morgen betreffen, so bewahrheitet es sich: «Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute und in Ewigkeit» (Hebr. 13,8).


Zarte Fürsorge          Derselbe          Ich bin, der ich bin

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