Aus dem ABC des Christen (Teil 4)

Aus dem ABC des Christen
(Teil 4)

Mit Herzensentschluss bei dem HERRN harren

Warum läuft denn der Wagen nicht? Er ist doch sonst tadellos! Der Motor befindet sich in einwandfreiem Zustand, das Getriebe ist intakt, der Tank gefüllt. – Ach, es fehlt an der Zündung! Der Funke, der wie der Pulsschlag des Herzens den Motor fortgesetzt in Bewegung halten sollte, hat ausgesetzt.

So könnte sich auch mancher Christ fragen: Warum ist es bei mir zu einem geistlichen Stillstand gekommen? Weshalb ist meine Seele so mager und dürre? Warum bin ich so untätig, so lustlos und kraftlos zum Dienst des Herrn?

Fehlt es an der nötigen Belehrung? – Gewiss, mangelhafte Belehrung über unser vollkommenes Heil, über unsere Stellung und unsere Segnungen in Christo ist eine schlechte Grundlage für die Ruhe des Gewissens und den Frieden des Herzens. Ein Christ muss die Lehre von der Befreiung des Gläubigen aus der Gewalt Satans, von der Macht der Sünde und vom «Ich» des natürlichen Menschen kennen, um sich der glückseligen Freiheit eines Kindes Gottes freuen zu können. Solange er nicht den «ganzen Ratschluss Gottes» kennt, und daher immer noch ein Unmündiger ist, wird er nur zu leicht zu einem Spielball, der «hin und her geworfen und umhergetrieben wird von jedem Winde der Lehre». Daher wird im Worte Gottes auf eine gründliche Belehrung in der ganzen Wahrheit großer Nachdruck gelegt. (Vergleiche Spr. 3,11-18; Apostelg. 20,26-27; Eph. 4,8-16; usw.).

Aber die gute Belehrung allein genügt nicht. Auch ein Christ, der in der Lehre «durch» ist, kann zum geistlichen Stillstand kommen. «Wenn ich Prophezeiung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß … aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts» (1. Kor. 13,2).

Was fehlt denn noch? Wir wollen es durch ein Beispiel deutlich machen.

In Antiochien war eine große Zahl Griechen zum Glauben gekommen (Apostelg. 11,20-24). Sie gehörten nun zu der dortigen Versammlung, die so lebhaften Anteil nahm an der Ausbreitung des Evangeliums unter den Nationen. Zweifellos haben diese Geschwister, die noch jung im Glauben waren, an den Zusammenkünften der Gläubigen fleißig und mit großem Interesse teilgenommen. Dadurch konnten sie heranwachsen und «hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus». Denn der Herr hatte dafür gesorgt, dass in Antiochien «Propheten und Lehrer» waren, begabt, um die Gläubigen in alle Wahrheit einzuführen.

Barnabas war einer dieser Lehrer. Die Versammlung in Jerusalem hatte ihn zu dem besonderen Zweck nach Antiochien gesandt, damit er sich mit diesen Griechen, diesen Kindlein im Glauben, beschäftige. Denn es war damals noch etwas Neues, dass Menschen aus den Nationen an den Segnungen des Christentums in gleicher Weise Anteil haben sollten wie die gläubigen Juden.

Als Barnabas zu diesen Griechen kam und «die Gnade Gottes sah», da freute er sich. Und als Erstes gab er ihnen allen den guten Rat, «mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren».

Geübte Automechaniker finden den Defekt eines Wagens sehr rasch heraus. Sie wissen, wo sie ihn suchen müssen. – So war auch Barnabas ein Bruder mit großer christlicher Erfahrung und wusste, auf was es im Leben des Gläubigen vor allem ankommt: Er schreitet nur voran, wenn er in der Nähe des Herrn lebt und verharrt. Das ist ebenso wichtig wie das Wachsen in der Erkenntnis.

Einigen unter uns, und vielleicht gerade jungen Gläubigen, erscheint dieser Rat des Barnabas auch gar zu einfach und zu selbstverständlich. Wird diesem Wunsch, in der Nähe des Herrn zu leben, in unseren Gebeten nicht täglich Ausdruck gegeben? Wird er in den Versammlungen und Bibelstunden nicht oft und oft in den verschiedensten Variationen wiederholt?

Hand aufs Herz! Ist es dir vor allem Bibelstudium, vor allem Dienst, vor allen Werken darum zu tun, den Rat des Barnabas zu verwirklichen? Begleitet dich der feste Entschluss, bei dem Herrn zu verharren, durch alle Stunden des Tages hindurch, welche Arbeit du auch tust, in welcher Gesellschaft du dich auch befindest? – Dann merkt man es dir aber auch an. Denn in der Nähe des Herrn werden unsere Zuneigungen zu Ihm hingezogen, sie regelt unser Verhalten zu der Welt und ihren Versuchungen, sie gibt uns Kraft zum überwinden, Kraft zu einem demütigen, selbstlosen und hingebungsvollen Dienst, Kraft zu einem Zeugnis für Ihn durch unser ganzes Leben. – Sind diese Dinge bei dir vorhanden?

Es handelt sich um den Herzensentschluss eines Gläubigen, bei dem Herrn, also bei dem Urquell der Liebe, der Gnade, des Lichtes, des Lebens und der Kraft Gottes selbst zu verharren. Da wird nicht gefordert, sondern da wird ihm alles geschenkt, was er zu einem Leben der Gottseligkeit benötigt. Es geht hier nicht um gute Vorsätze des natürlichen Menschen, der sehr bald einsehen muss, dass er sie nicht auszuführen vermag.

In Sprüche 4,23 werden wir ermahnt: «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist, denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.» Wenn also das Herz in unserem Leben eine solche Zentralstellung einnimmt, dann ist es wichtig, dass wir gerade mit dem Herzen bei dem Herrn verharren. Seine Augen «durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist» (2. Chr. 16,9). Nur so vermag in dieser verborgenen Kammer die «Zündung» von oben fortwährend zu funktionieren. Der Heilige Geist kann uns dann erfüllen, leiten und beleben, und die «Ausgänge des Lebens» werden mit der «Frucht des Geistes» (Gal. 5,22) übereinstimmen. Das Leben aus Gott kann sich ohne Hindernis in uns entfalten.

Wir sollen mit Herzensentschluss bei dem Herrn verharren. Wer sich darin übt, wird erfahren, wie viele Dinge ihn von diesem Platz, der allein eines Christen würdig ist, hinweglocken und verdrängen wollen. Sie sind dir harmlos, ja vielleicht sogar nützlich erschienen bis zu dem Augenblick, wo du nur noch auf diesem gesegneten Platz verharren wolltest. Selbst gläubige «gute» Freunde rufen dir vielleicht zu: «Sei doch nicht so extrem; wir sind noch in dieser Welt und können uns doch nicht so abseits stellen!» Aber je treuer du an diesem Platz verharrst, desto früher wirst du mit dem Apostel ausrufen lernen: «Was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja, wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, auf dass ich Christum gewinne» (Phil. 3,7-8).

Die Zeit ist ernst – sie fordert ernste Leute,
Sie fordert ein entschied’nes «Ja» und «Nein»;
Nicht gilt es mehr, im allgemeinen Streite
Ein unentschloss’ner Kämpfer nur zu sein!

Entscheide dich! Gib nicht der Welt zur Beute
Dein Leben hin. O tritt in Jesu Reih’n!
Nur wag es, ganz dich Ihm hier hinzugeben
Mit deinem Denken, Wollen, Wünschen, Streben!

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