Aus dem ABC des Christen (Teil 1)

Aus dem ABC des Christen
(Teil 1)

Vielleicht sind unter unseren Lesern solche, die vor nicht langer Zeit zum Glauben an ihren Erlöser durchgedrungen und daher auf dem Wege der Nachfolge Jesu Christi noch Anfänger sind.

Sie haben auf dem neuen Wege viel Freude gefunden. Aber auch Anfechtungen und sogar Zweifel können sich in solche Herzen einschleichen und Unruhe stiften.

Es liegt uns daran, solchen «Anfängern» aus dem Worte Gottes Hilfe darzureichen. – Heute wollen wir versuchen, auf folgende Frage zu antworten:

Wie kann ich frei werden von der Macht der Sünde?

«Ich habe verstanden, dass mir die Sünden vergeben worden sind um des Namens Jesu willen. Wie aber kann ich nun frei werden von der Macht der Sünde?»

«Ich bin ja noch schlechter als vor meiner Bekehrung!» – Ein Mensch ist in eine tiefe Grube gestürzt. Er ist tot. Große und kleine Steine beschweren seine Brust. Aber er merkt nichts davon. Sie bedrücken ihn nicht. Er ist tot. – Wenn sein Herz nun aber wieder zu schlagen begänne und das Leben wieder in ihn zurückkehrte, so würde er die Steine sofort sehen und spüren. Sie wären ihm eine unerträgliche Last.

So ähnlich ist es dir ergangen. Vor deiner Bekehrung warst du «tot in Vergehungen und Sünden» (Eph. 2,1). Das Böse konntest du damals gar nicht richtig erkennen: du warst «Finsternis» (Eph. 5,8). Du hattest die rechte Empfindlichkeit dafür verloren (Eph. 4,19), du warst ja dem Leben Gottes entfremdet (Eph. 4,18).

Jetzt aber ist es anders. Durch den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, ist Leben in dich gekommen (Joh. 5,24). Jetzt erst wirst du dich deines Zustandes vor Gott, in welchem du gelebt hast, so recht bewusst. Und nun fragst du erschreckt:

«Wie kann ich mich aus diesem Zustand herausschaffen?» Durch das Blut Jesu bist du von deinen Sünden rein gewaschen. Aber es kommen immer wieder neue. Du willst dich aus deiner tiefen Grube herausarbeiten aber es geht nicht. Ein Schritt vorwärts und gleich wieder ein Schritt rückwärts. Seit du deinem Heiland nachfolgen und Ihm ähnlich werden willst, scheint es, als ob die Sünde in dir recht eigentlich aufgelebt wäre (Röm. 7,9). Du siehst das Gesetz der Sünde in deinen Gliedern (V. 23), und du musst das ausüben, was du hassest (V. 15). Dein Ausruf: «Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes!» (V. 24) würde mich gar nicht verwundern.

Der «alte Mensch» ist «unverbesserlich». – Dein Kampf in der Grube war nötig. Wir alle müssen einsehen lernen: Der «alte Mensch», meine alte Natur, ist unverbesserlich verdorben. Wir sollen jedes Vertrauen in unsere eigene Kraft verlieren. Wir alle sind von Natur aus «untauglich» geworden (Röm. 3,12) wie die Gegenstände auf dem Schuttablagerungsplatz: Der zerbrochene Krug dort – niemand kann ihn mehr brauchen. Jener zerfetzte Schirm – niemand will ihn mehr flicken.

Gott erwartet von uns keinerlei Besserungsversuche. Er hat uns vielmehr auf eine göttlich vollkommene Weise aus unserem elenden Zustand herausgeholfen: Er hat uns durch Jesum Christum vom «alten Menschen» befreit! – Christus war nicht nur um unserer Sünden willen am Kreuze. Er hat dort nicht nur für das gelitten, was wir getan haben, sondern auch für das, was wir sind. Wenn du ans Kreuz blickst, kannst du sagen: In der Person meines Stellvertreters habe ich, was den alten Menschen betrifft, mein Ende gefunden. Du darfst dich da voll und ganz auf die klaren Aussagen des Wortes Gottes stützen: «Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden, auf dass der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen» (Röm. 6,6). «Wir sind mit ihm (Christo Jesu) begraben worden durch die Taufe auf den Tod» (Röm. 6,4). – Welche Befreiung!

Diese göttlich große Tatsache hat für dich nicht erst Gültigkeit, wenn du sie fühlst, sondern wenn du glaubst, dass der Herr Jesus Sein Werk der Erlösung auch für dich am Kreuze vollbracht hat. Entlockt dir das nicht auch den Ausruf: «Ich danke Gott durch Jesum Christum, meinen Herrn!»?

Gott hat dir eine neue Natur gegeben. – Du bist «von neuem geboren» worden. Das geschah durch deinen Gehorsam gegenüber dem Worte Gottes und durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, also «aus Wasser und Geist» (Joh. 3,5). Du hast nun eine neue Natur. Christus ist dein Leben geworden, zugleich aber auch das Muster, nach welchem sich dieses Leben in dir entfalten will.

Der Heilige Geist hat die Leitung deines Lebens übernommen. – Der Geist Gottes selbst wohnt jetzt in dir (Röm. 8,9 und 11; 1. Kor. 6,19). Er hat die Leitung deines neuen Lebens, das Jesus zum Inhalt, zum Zweck und zum Ziel hat, übernommen (Röm. 8,14). Tag und Nacht, bei der Arbeit und am Feierabend, unter den Menschen und in der Stille, möchte Er dich regieren. Sein Ziel ist, unsere Zuneigungen zum «Vater und zu Seinem Sohne Jesus Christus» wachzuhalten und zu vertiefen.

Die Gegenregierung

Die Heilige Schrift macht uns aber darauf aufmerksam, dass auch das «Fleisch» in uns ist. Du musst dabei nicht an einen Teil deines Körpers denken, sondern an eine Art Gegenregierung, die in dir haust. Die Liste der Minister dieser erbärmlichen Regierung findest du in Galater 5,19-21: «Unreinigkeit, Ausschweifung, Eifersucht» und viele andere.

Auch diese Regierung will deinen Geist beherrschen, sich deiner Seele bemächtigen und deinen Leib zum willfährigen Diener machen. Wenn ihr das gelingt, wird die ganze Produktion deines Lebens auf «Sünde» umgestellt.

Dass das «Fleisch» in dir ist, darüber brauchst du dir kein Gewissen zu machen. Diese Tatsache allein ist an sich keine Sünde. Aber dieses verderbte «Fleisch» soll uns nun in keiner Weise mehr beeinflussen. Die einzige, aber wirksame Möglichkeit, die unheilvolle Tätigkeit dieser Gegenregierung zu unterbinden, besteht darin, dass wir den Rat Gottes befolgen:

«Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen!» (Gal. 5,16). – Darüber werden wir, so Gott will, ein anderes Mal schreiben.

Als Fortsetzung unserer Antwort auf die Frage: Wie kann ich frei werden von der Macht der Sünde?» wollen wir heute den Ratschlag des Wortes Gottes beleuchten:

Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen! (Gal. 5,16)

Wie ist das Wesen des Heiligen Geistes, der in mir wohnt? Es bereitet uns keine Mühe, zu verstehen, dass der Heilige Geist, der als Person in uns wohnt, göttlich vollkommen ist. Er ist Gottes Geist und besitzt daher alle Seine Wesenszüge: Er ist Licht und gar keine Finsternis ist in Ihm (1. Joh. 1,5). Er ist Liebe (1. Joh. 4,8). Er ist der Geist des Lebens (Röm. 8,2), der Wahrheit (Joh. 15,26; 1. Joh. 5,6 etc.), der Weisheit (Eph. 1,17), der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Tim. 1,7).

Seinem Wesen entsprechend ist auch die Frucht, die Er in unserem Leben hervorbringt: «Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit» (Gal. 5,22).

Das «Fleisch», das in mir ist, solange ich auf der Erde bin, ist dem «Geiste» entgegengesetzt und wird seinen Charakter nie verändern. – Auch diese Tatsache bietet unserem Verständnis keinerlei Schwierigkeit. Wir haben zu sehr und zu lange unter der Verderbtheit unseres alten Wesens geseufzt, als dass wir darüber erstaunt wären, dass das «Fleisch» im Worte ganz und gar verurteilt wird, und dass als Werke des «Fleisches» nur diese negativen, verwerflichen Dinge genannt werden, die wir schon einmal aufgezählt haben: «Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen» (Gal. 5,20 und 21).

Mein «ich» kann nur entweder «im Geiste» oder aber «nach dem Fleische» wandeln. – «Das ist nun etwas, das ich nicht verstehe», wirst du vielleicht sagen. «Gibt es denn zwischen dem Bereich dieser beiden unversöhnlichen Gegner, die mich zu regieren suchen, kein Niemandsland, in welchem ich ruhig dahinleben könnte?»

Die Antwort ist einfach: Ich kann nur entweder den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes tun, oder aber meinem eigenen Willen folgen. Zwischen Gehorsam und Ungehorsam gibt es für mich keine dritte Möglichkeit.

Ich mag Gott «Brand- und Schlachtopfer opfern» wie Saul. Aber wenn ich es nicht in Übereinstimmung mit dem mir gebotenen Worte Gottes tue, so ist es vor Gott eine Sünde der Widerspenstigkeit und des Eigenwillens (1. Sam. 13 und 15).

Ich mag «zwischen den Hürden bleiben» wie Ruben, «um das Flöten bei den Herden zu hören», in der Meinung, das sei doch nichts Böses. Aber wenn ich weiß, dass der Feind im Land ist und vielen Menschen der Tod, der ewige Tod droht, so ist meine Untätigkeit sträflicher Ungehorsam (Richter 5,16) Schließlich mag ich hingehen, um meinen Vater zu begraben. Aber wenn die Pflichten gegenüber meinen Angehörigen der Nachfolge Jesu vorangehen und nicht ein Bestandteil dieser Nachfolge sind, so ist diese wohlmeinende Ausübung der Liebe nicht dem «Geiste», sondern dem «Fleische» entsprungen (Matth. 8,21-22).

Nein, es gibt kein Niemandsland zwischen dem Wirkungsfeld des «Geistes» in meinem Leben und dem Schauplatz der Tätigkeit des «Fleisches» in mir. Und wenn ich dieses Niemandsland immer noch suche, so ist das ein Beweis, dass ich mein Leben dem Herrn noch nicht rückhaltlos ausgeliefert habe.

Du weißt ja, wie ein Automobil funktioniert. Es fährt vorwärts, oder rückwärts. Eine andere Bewegung macht es nicht. Der Apostel Paulus hatte in großer Treue «im Geiste» gewandelt. Daher jagte er mit Vollkraft zum Ziele, hin zum Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu (Phil. 3). Demas aber, der eine Zeitlang Seite an Seite mit dem Apostel vorwärts eilte, blieb nicht nur stehen, sondern ging zurück: Er gewann den jetzigen Zeitlauf lieb. Wie rasch vergrößerte sich der Abstand zwischen den Beiden! Wie traurig! (Philemon 24 und 2. Tim. 4,10).

«Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch in derselben leben?» fragt der Apostel (Röm. 6,2). Nur der Heilige Geist darf die Entscheidungen meines Herzens beeinflussen und meinen Wandel leiten.

Wie kann ich unterscheiden, was «vom Geiste» und was «vom Fleische» ist? Es ist nicht immer so einfach! – Das Ei eines Kuckucks sieht dem Ei einer Bachstelze ähnlich, und ein ungeübtes Auge hat Mühe, sie zu unterscheiden. So mag es auch dem, der noch nicht lange auf dem Wege des Glaubens wandelt, oft schwierig erscheinen, zu unterscheiden, was «vom Fleische» und was «vom Geiste» ist, besonders, wenn eine Sache erst im Keim an ihn herantritt und ihre ausgereiften Früchte noch nicht sichtbar sind.

Aber, wenn auch dieses Unterscheidungsvermögen in gewissem Sinne eine Sache der Erfahrung sein mag, so ist es doch noch viel wichtiger, ein ungeteiltes Herz zu haben, das auf Christum in der Herrlichkeit gerichtet ist, wie Paulus (Phil. 3), und ein einfältiges Auge wie der geheilte Blindgeborene (Joh. 9.). Selbst ein gereifter Christ, dem es an Wachsamkeit mangelt, kann in dieser Beziehung durch ein Kindlein im Glauben beschämt werden, das diese beiden Dinge besitzt. Gottes Wort sagt: «Gottes Augen durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist» (2. Chr. 16,9) und: «Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein ganzer Leib finster» (Luk. 11,34-36).

Gott gab Abraham die einfache Wegweisung: «Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen!» (1. Mose 17,1). So helfen uns auch die einfachen Fragen: «Bringt mich diese Sache näher zum Herrn Jesus, oder führt sie mich von Ihm fort? Ist sie mir nützlich in Seinem Dienst?»

Für wen treffe ich Vorsorge? Säe ich«für den Geist» oder «für das Fleisch»? Röm. 13,14; Gal. 6,8. – Manchen, und besonders jüngeren Gläubigen, erscheint es oft als eine große Anstrengung, die Lust des Fleisches zu überwinden und zur Welt und zur Sünde, «nein» zu sagen.

Aber die Frage ist wohl die: Säe ich «für den Geist» oder «für das Fleisch»? Das Gute sowohl, als auch das Böse braucht Vorbereitung. Und wir müssen darüber wachen, was wir vorbereiten. Du kannst Unkraut säen, statt Blumen; der schlechten Pflanze Dünger geben, statt der guten. Welche wird dann wachsen und stark werden?

Das Wort Gottes ist der gute Same (Luk. 8,11). Streue ich ihn reichlich in mein Herz hinein, durch eifriges Lesen, und unter Gebet? Sinne ich darüber nach? (Psalm 119,148). Lebe ich davon? (Matth. 4,4) Lasse ich das Wort des Christus reichlich in mir wohnen? (Kol. 3,16). Bin ich ein Täter des Wortes, oder ein vergesslicher Hörer? (Jakobus 1,21-25).

Die Welt tritt so leicht in Heft- oder Buchform in die Familien der Kinder Gottes ein, die den Stätten der Vergnügungen und Sünde fernbleiben. So vieles daraus ist wie «Dünger» für unser Fleisch und macht es üppig und fett. Die Wünsche, die daraus hervorsprießen, werden unversehens stark und gebieterisch. Wie schwer ist es, die Welt zu überwinden, wenn ich sie mein Herz erfüllen ließ!

Wie kam es zum Fall Davids? Er lag zur Abendzeit untätig auf dem Lager! Joab, alle Knechte Davids und ganz Israel waren in ringendem Kampfe mit einem bösen Feind; der König aber lag im Schatten und tat nichts! Müssen wir uns da noch wundern, wenn schlechte Gedanken aus seinem Herzen hervorkamen und zu einer schrecklichen Sünde wurden? In keiner Luft kann sich das «Fleisch» besser entfalten, als im Leerraum des Müßiggangs (Spr. 6,10-11; 1. Tim. 5,13). Darum sollten die Gläubigen auf der Insel Kreta, die in dieser Gefahr standen, «Sorge tragen, gute Werke zu betreiben» (Titus 1,12; 3,8). Lasst auch uns diese Ermahnung beherzigen und «eifrig sein in guten Werken», die Gott für einen jeden von uns zuvor bereitet hat (Eph. 2,10).

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